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Thors Valhall

Thors Valhall

Titel: Thors Valhall
Autoren: Justin C. Skylark
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schwach.
    Das zeitige Aufstehen, morgens, fiel ihm von Tag zu Tag schwerer. Wie lange konnte er das noch durchhalten?
    Wie gewöhnlich erreichte er den Frühstückstisch nur mit schleppendem Schritt, dazu mit Shorts und Morgenmantel bekleidet. Durch seine ungekämmten Haare, die tief in sein Gesicht hingen, erkannte er Erik, der ebenfalls am Tisch saß, zusammen mit Tony und Angus.
    Für einen kurzen Moment wünschte er sich seine einstige Sorgfalt zurück.
    „Morgen!“, grüßte er. Dass Erik mit am Tisch saß, bedeutete, dass der und Tony die Nacht zusammen verbracht hatten. Erik war nicht zurück ins Hotel gefahren, wie Thor.
    Dylan schüttete sich ein paar Cornflakes in eine Schale, vermischte sie mit Milch und Zucker und versank in Gedanken.
    Er verfolgte nicht, wie sich die anderen am Tisch unterhielten, erst, als Tonys Handy läutete, sah er auf.
    „Wilson?“, meldete sich ihr Manager. Es ließ sich nicht vermeiden, dass alle mithörten. „Was?“ Entsetzt kam Tony auf die Beine. Seine Augen hatten sich erschrocken geweitet, er entfernte sich vom Tisch, doch seine Worte konnte jeder verstehen.
    „Wieso das? Seid wann? – Wieso hast du mich nicht schon früher informiert? – Natürlich! Ich komme sofort!“
    Betroffen kam er an den Tisch zurück.
    „Ist was passiert?“, fragte Angus zuerst.
    „Es war Mary“, erklärte Tony, dabei hob er das Handy leicht an. „Susan liegt im Krankenhaus, wird gleich operiert. Der Blinddarm.“ Er war ganz blass geworden. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. „Ich fahre hin!“
    Im nächsten Augenblick war er in den Flur geeilt, ergriff dort Jacke und Autoschlüssel, dann verließ er ebenso zügig das Haus.
    Zurück ließ er eine nachdenkliche Stille.
    „Wer ist Susan?“, fragte Erik schließlich.
    „Seine kleine Nichte“, erklärte Angus, fast gleichgültig, aber sein Gesicht sah nachdenklich aus. „Er hängt sehr an dem Mädchen, doch dass er so einen Aufstand macht?“ Er schüttelte den Kopf. „Ist doch komisch, oder?“

    Tony folgte an diesem Tag nicht mehr ins Tonstudio, auch über Handy war er nicht mehr erreichbar. Als sie ein wenig eher, als sonst, ihre Arbeit niederlegten, kam Erik auf Dylan zu.
    „Ich erreiche Tony nicht. Kann ich mit zu euch kommen? Ich würde gerne da sein, wenn er nachhause kommt.“
    „Sicher kannst du mitkommen.“ Dylan drehte sich zu Thor. „Was ist mit dir?“ Eine Frage, die nahezu überflüssig war.
    „Ich fahre ins Hotel“, erwiderte Thor kühl, wie erwartet.
    „Allein?“
    „Ja.“
    „Okay!“ Es klang schnippisch. Dylan packte seine Aufzeichnungen zusammen. Vielleicht konnte er am Abend noch etwas komponieren, obwohl ihm derzeit ganz andere Dinge durch den Kopf schwirrten. Er versuchte es noch einmal. „Nur ganz kurz?“
    „Ganz kurz gibt es bei mir nicht, Perk.“
    Und diesen Satz ließ er kommentarlos stehen.

    Sie hatten sich Pizza bestellt und damit vor den Fernseher gesetzt. Sie bemerkten nicht mehr, wie Phiola und Clifford die Runde verließen. Erst ein Hantieren an der Haustür weckte Dylan wieder auf. Erik und Angus schliefen auf dem Sofa, sodass er sich ganz leise erhob.
    Tony stand im dunklen Hausflur, kam ein paar Schritte näher.
    „Es ist ziemlich spät geworden“, stellte Dylan fest. „Warst du bis eben im Krankenhaus?“
    Tony nickte still. Er zog seine Jacke aus und bediente sich an dem Kühlschrank, schenkte ein Glas Wasser ein.
    „So schlimm?“, fragte Dylan weiter.
    „Sie hatte schon die ganze Woche Fieber und Bauchschmerzen“, erklärte Tony. Seine Stimme bebte angespannt. „Jetzt hat sie einen akuten Blinddarmdurchbruch. Mary hätte viel eher mit ihr zum Arzt gehen müssen.“ Er biss sich auf die Unterlippe. Obwohl es dunkel war, konnte Dylan erkennen, wie Tonys Gesichtsmuskeln zuckten. War er tatsächlich den Tränen nahe?
    „Das tut mir leid“, sagte Dylan. Er schluckte. Was sollte er sagen? „Wir haben den ganzen Tag versucht, dich zu erreichen. Ehrlich gesagt waren wir etwas überrascht, dass es dich so aus der Fassung bringt. Sie ist zwar deine Nichte, aber …“
    „Sie ist nicht meine Nichte“, fuhr Tony ihm ins Wort. Kurz wischte er sich über die Augen, schien sich zu fangen. „Sie ist meine Tochter.“
    „Willst du mich verarschen?“ Dylan konnte es nicht fassen. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück, nahm Abstand, dazu wurde seine Stimme lauter. „Scheiße, das ist doch nicht dein Ernst!“
    Tony schüttelte den Kopf. „Ich weiß, ich hätte es
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