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Thors Valhall

Thors Valhall

Titel: Thors Valhall
Autoren: Justin C. Skylark
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waren sie in Kontakt geblieben, vielleicht ein wenig zu oberflächlich, wie Dylan zu seinem Leidwesen feststellen musste, trotzdem hatte der Bund zwischen ihnen gehalten.
    Sie waren immer noch Blutsbrüder, die Tattoos an ihren Armen, die ihre gegenseitigen Namen präsentierten, erinnerten daran, was für eine aufreibende Zeit sie miteinander verlebt hatten. [2]
    Ihm allerdings jetzt wieder in die blauen Augen zu sehen war wie ein markerschütternder Schrei. Wie eine verschlossene Wunde, die erneut aufbrach, wie ein in Vergessenheit geratenes Gespenst, das sich jetzt von Neuem schauerlich präsentierte.
    Er schenkte ihm zur Begrüßung nur eine kurze Aufmerksamkeit, so schnell, fast ungeschehen, dass Dylan nicht sofort reagieren konnte.
    Kaum hatte er aufgesehen, sein lässiges Anlehen an der Wand durch eine aufrechte Haltung ersetzt und die Lippen zu einem Lächeln geformt, war Thor schon durch die Tür verschwunden.
    Anstatt ein paar freundlicher Worte kam aus Dylan nur ein Seufzer.

    Im Tonstudio, zu dem der große Aufnahmeraum und einige Instrumente zählten, gab es ebenso eine kleine Küche, einen Aufenthaltsraum und natürlich den geräumigen Vorraum mit dem Mischpult, vor dem sich die Mannschaft versammelte und den Worten von Phil, ihrem Produzenten, aufmerksam folgte.
    Nach den Forderungen der Plattenfirmen war ein Album mit 10 Songs geplant. Wooden Dark , die unverkennbar einen harten, dennoch recht melodiösen Black Metal-Sound vertraten und RACE, die in der schwarzen Szene durch ihre dunklen, elektronischen Klänge bekannt geworden waren, sollten ihre erfolgreichen Musikrichtungen vermischen und eine Art elektronischen Metal formen.
    Es war geplant, vier schon existierende Songs der Bands neu aufzunehmen und mit neuen Einflüssen zu mischen.
    Sechs Songs sollten komplett neu geschrieben werden. Erste Entwürfe lagen schon vor.
    Tony, Manager der Band RACE, präsentierte die vorhandenen Texte von Dylan, die ersten Konzepte, die Clifford, der Keyboarder der Band, angefertigt hatte.
    Erik, der für das Songwriting von Wooden Dark verantwortlich war, hatte sich ebenfalls längst Gedanken gemacht.
    „Das sieht ja schon recht produktiv aus“, meinte Phil, als er die Entwürfe begutachtet hatte. „Ich schlage vor, wir widmen uns dennoch erst den neuen Remixen. Die Metal Songs werden elektronischer und den Synthie-Songs verpassen wir einen härteren Sound.“
    Die Musiker nickten. Es war klar, was von ihnen verlangt wurde.
    Dylan schielte in den großen Aufnahmeraum, in dem, neben Klavier und ein paar Gitarren, auch einige Mikrofonständer standen. Er brauchte nicht nachfragen. Mit Sicherheit stand längst fest, dass er die Songs im Duett mit Thor vortragen musste. So, wie bei ihrem letzten Konzert in Amerika. Deswegen waren sie hier.
    Der gemeinsame Auftritt mit dem legendären Kuss der beiden Frontmänner hatte die Musikwelt erschüttert, geschockt und nicht weniger fasziniert, sodass es außer Frage stand, diese verruchte Idee auszuschmücken.
    Man wollte mehr von ihnen hören. Auch ein gemeinsames Konzert war geplant, bei dem sie das neue Album vorstellen sollten.
    „Wie lange haben wir Zeit?“, unterbrach Thors raue Stimme die nachdenkliche Stille.
    „Knapp drei Monate“, erwiderte Phil. „Das ist nicht viel. Wir müssen uns ranhalten!“
    „Das Konzert ist Ende Juli geplant“, fügte Tony hinzu. Er streifte Thors Blick nur flüchtig. Noch immer spürte er eine Abneigung gegen den Sänger von Wooden Dark .
    Lediglich Dylan schien mit der Zeitspanne zufrieden. Drei Monate – zwölf Wochen – würden sie zusammen verbringen, auf engem Raum, von morgens bis abends, ob erzwungen oder nicht, das schien fast egal.
    „Kurze Pause!“, warf Phil in den Raum, dabei stapelte er das gesammelte Material vor sich auf. „Ich sehe die Aufzeichnungen kurz durch, dann besprechen wir den Ablauf der nächsten Tage.“
    Sofort setzten angeregte Unterhaltungen ein. Fynn und Ron steuerten die Küche an, wo Getränke und kleine Snacks bereitstanden. Erik gesellte sich zu Tony, Clifford begann mit seinem Handy zu telefonieren und Angus, der Gitarrist von RACE, startete ein Gespräch mit Roger, dem Tontechniker.
    Die Lage wirkte entspannt. Die Einzigen, die sich kaum rührten, waren Thor und Dylan.
    Als Thor sich eine Zigarette ansteckte, drehte sich Tony sofort um.
    „Rauchen ist hier verboten!“, fauchte er, als hätte er nur auf die Gelegenheit gewartet, dem Frontmann von Wooden Dark in die Schranken zu weisen.
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