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Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder

Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder

Titel: Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Autoren: Aileen P. Roberts
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aufhielt, ein wenig unbehaglich zumute. Er hatte zwar nicht wirklich Angst vor ihr, aber Warga hatte eine merkwürdige, geheimnisvolle Ausstrahlung, die ihm unheimlich war. Warga gehörte keinem Clan an. Sie zog allein durch die Steppe, schloss sich mal diesem, mal jenem Clan an und sagte die Zukunft voraus oder behandelte die Kranken.
    Warga schien gar nicht auf ihn zu achten. Sie warf einige Kräuter in das kleine Feuer, welches rechts von ihr brannte, und murmelte etwas vor sich hin. Ariac wurde ungeduldig, er traute sich jedoch nichts zu sagen. Nach einer kleinen Ewigkeit hob Warga den Blick und schob ihre dünnen, weißen Haare aus dem Gesicht. Stechend blaue Augen blickten ihn an.
    »Aha, ich sehe, du hast die Tätowierungen, die dich zum Jäger machen«, sagte sie anerkennend und hustete.
    Ariac nickte und schluckte krampfhaft. Sein Mund war staubtrocken.
    »Was willst du von mir wissen, mein Junge?«
    Er räusperte sich einige Male, dann sagte er: »Ich will wissen, ob ich ein guter Krieger und Jäger werde und wie mein Leben verläuft.«
    Die Alte kicherte. »Das sind große Fragen, aber du bist jung, da ist das normal.«
    Sie holte einen Lederbeutel, der vom vielen Gebrauch
schon ganz abgegriffen war, schloss die Augen und murmelte einige Worte. Dann warf sie die elf mit Runen verzierten Steine vor Ariac auf den Boden. Sieben blieben in einer bestimmten Anordnung liegen.
    Der Junge beugte sich gespannt nach vorn, konnte mit den Zeichen jedoch nichts anfangen. Warga runzelte überrascht die Stirn, schüttelte den Kopf und blickte ein zweites Mal auf die Runen.
    »Was ist denn?«, fragte Ariac aufgeregt.
    »Das kann nicht sein«, murmelte die alte Frau, dann lächelte sie Ariac zu. »Ich muss etwas falsch gemacht haben. Ich werde die Runen noch einmal werfen.«
    Ariac nickte unsicher. Er wusste nicht, was das bedeutete. Noch nie hatte er erlebt, dass Warga einen Fehler gemacht hatte.
    Warga begann erneut, Kräuter ins Feuer zu werfen, murmelte Beschwörungen und warf die Runen auf den Boden. Nach einem kurzen Moment der Fassungslosigkeit stieß die alte Frau ein Keuchen aus und schüttelte immer wieder den Kopf. Die Runen lagen genau so wie zuvor.
    »Was denn?«, fragte Ariac ungeduldig. So konfus hatte er die Hexe noch nie gesehen.
    »Das gibt es nicht«, murmelte sie.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte Ariac wütend und zeigte vor sich auf die Steine.
    Warga blickte auf und sah ihm durchdringend in die Augen.
    »Die Kinder Thondras sind zurückgekehrt, und du hast etwas damit zu tun.«
    Ariac runzelte überrascht die Stirn. Wie alle Menschen kannte er die Legende der sieben Krieger, die die Erwählten des Kriegsgottes Thondra gewesen waren. Vor weit über fünftausend Jahren soll es eine gewaltige Schlacht gegen die Wesen der Finsternis gegeben haben. Menschen hatten gegen
unheimliche Gestalten kämpfen müssen, die von einem bösen Zauberer angeführt worden waren. Wie man sich erzählte, hatten die Menschen keine Chance gehabt, denn der Zauberer verfügte über eine riesige Armee, die alles vernichtet hatte, ob Menschen, Elfen, Gnome oder Zwerge. Dann hatte der Kriegsgott Thondra eingegriffen und sieben Krieger, fünf Männer und zwei Frauen, mit besonderen Gaben gesegnet und ihnen sieben magische Schwerter gegeben. Diese sieben Krieger hatten die letzten Menschen erneut gesammelt, ihnen Mut zugesprochen und letztendlich mit einer zahlenmäßig unterlegenen Armee die Wesen der Finsternis bis in den äußersten Westen nach Ursann zurückgetrieben. Auch der Zauberer Kââr wurde von einem der Sieben vernichtet. Sein Geist ging jedoch noch immer in den finsteren Bergen um und vereinigte sich immer wieder mit den Körpern jener Männer, die sich ebenfalls dem Untergang der freien Menschen verschworen hatten. Momentan war es König Scurr. Die erste Schlacht der Sieben hatte die ganze Welt ins Ungleichgewicht gebracht. Vulkane waren ausgebrochen, und man sprach von einem gewaltigen Blitzschlag, der die Erde aufgerissen und in Nord und Süd geteilt hatte. Wie die Klinge eines Schwertes wirkte die Meerenge zwischen Balmacann und Catharga nun. Dann hatte sich die Welt verdunkelt, worauf ein achthundert Jahre langer Winter folgte, den die Menschen, wenige Zwerge, Elfen und sonstige Wesen nur mit Mühe überlebt hatten. Als die Kälte endlich vorüber war, wurde mit der neuen Zeitrechnung begonnen. Das war jetzt schon 4317 Jahre her.
    Ariac schüttelte den Kopf, und seine langen, dunklen Zöpfe flogen hin und
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