Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thondras Kinder - Am Ende der Zeit

Thondras Kinder - Am Ende der Zeit

Titel: Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Autoren: Aileen P. Roberts
Vom Netzwerk:
stickig. Fremde Vögel flatterten immer wieder unerwartet aus den dicht stehenden Mangrovenwäldern. Währenddessen befragten die Piraten Rudrinn, was er die ganzen letzten Jahre getan hatte und wie es war, unter zivilisierten Menschen zu leben.
    »Irgendwann gewöhnt man sich dran«, erwiderte er lachend. »Aber ich bin verdammt froh, wieder hier zu sein.«
    Nach einiger Zeit kamen sie an einen breiten Fluss, und schließlich tauchte auf einer Lichtung eine überraschend große Ansammlung von Hütten auf.
    »Norwinn, holt Kapitän Norwinn!«, schrien mehrere Piraten.
Wenig später kam Rudrinns Vater mit einem Säbel bewaffnet aus einer der Hütten. Eine halb bekleidete Frau folgte ihm. Kapitän Norwinn war zwar noch immer ein beeindruckender Mann, groß und kräftig gebaut, aber seine Haare, die einst ebenso schwarz gewesen waren wie die von Rudrinn, waren jetzt mit grauen Strähnen durchzogen. Er kniff das eine Auge zusammen, welches nicht von seiner Augenklappe bedeckt wurde. Dann ließ er seinen Säbel fallen und rannte auf Rudrinn zu, der ihn unsicher angrinste. Zur Überraschung von Rudrinns Freunden verpasste sein Vater ihm eine gewaltige Ohrfeige und umarmte ihn dann heftig.
    »Du dreimal verfluchter Sohn einer Hure, wo bist du verdammt noch mal so lange gewesen?«, donnerte Kapitän Norwinn.
    »Vater, es sind Damen anwesend!«
    Der Kapitän verpasste seinem Sohn eine zweite, allerdings wesentlich halbherzigere Ohrfeige; aber wer genau hinsah, konnte sehen, dass in seinen Augenwinkeln Tränen glitzerten, die er sich allerdings rasch und verlegen wegwischte.
    »Du sollst nicht wie ein verdammter Lord vom Festland reden«, schimpfte er und umarmte Rudrinn noch einmal. »Und jetzt kommst du mit in die Taverne auf einen ordentlichen Schluck!«
    Rudrinn lachte und winkte seinen Freunden, ihm zu folgen.
    »Sein Vater hat ihm zwei Ohrfeigen verpasst«, empörte sich Saliah, »obwohl er ihn zehn Jahre nicht gesehen hat!«
    Falkann grinste ihr zu: »Tja, hier herrschen wohl andere Sitten.«
    Das bewahrheitete sich, als sie Rudrinn und seinem Vater in eine finstere Spelunke folgten, in der mehrere knapp bekleidete Mädchen am Tresen standen, die großzügig Wein, Bier und Rum ausschenkten. Die Tür war so niedrig, dass sich der hochgewachsene Falkann den Kopf am Rahmen anstieß.

    »Heute wird gefeiert!«, schrie Kapitän Norwinn. »Rum für alle und zwar vom Besten. Nicht diesen Fusel, von dem einem die Eingeweide verätzt werden!«
    Die Piraten grölten zustimmend.
    Kapitän Norwinn stieg auf eine Bank, hielt einen Becher mit Rum hoch und rief: »Mein Sohn ist zurückgekehrt, und der verdammte Bengel ist jetzt ein richtiger Mann!«
    Von überallher ertönten Hochrufe, und der Rum floss nun in Strömen. Falkann, Broderick, Ariac und Tovion hatten das Gefühl, dass das scharfe Gesöff ihnen die Kehle verbrannte, als sie davon tranken. Saliah und Rijana hatten wohlweislich darauf verzichtet.
    »Und was soll das dann für ein Zeug sein, von dem einem die Eingeweide verätzt werden?«, keuchte Falkann.
    »Na der verfluchte Fusel vom Festland natürlich! Aber der hier, der kommt von den Inseln, der ist hervorragend. Komm, trink noch was, Junge«, rief Kapitän Norwinn und schlug Falkann kräftig auf die Schulter. »Rudrinns Freunde sind auch meine Freunde!«
    Falkann verzog gequält das Gesicht und hob abwehrend die Hand. »Nein danke, Kapitän.«
    Mit deutlichem Entsetzen schüttelte Kapitän Norwinn den Kopf. »Nein danke, Kapitän!? Du meine Güte, wo kommst du denn her? Bei uns sagt man: Sauf deinen Fusel selbst, du Bastard!«
    Broderick verschluckte sich vor lauter Lachen an seinem Rum, der ihm durchaus zusagte. In Errindale wurde häufig Schnaps gebrannt, der ebenso scharf schmeckte. Während seines Besuchs in der Schenke vor einigen Jahren hatte er ihn ausgiebig probiert.
    »Mir kannst du noch was einschenken, ich mag so einen verfluchten Teufelstrank«, verkündete er.
    Kapitän Norwinn lachte erfreut. »Du bist schon eher meine Kragenweite. Komm her, und lass uns anstoßen.«

    Es wurde ein sehr lauter und lustiger Abend. Nachdem sich alle an den rauen Humor der Piraten gewöhnt hatten, amüsierten sie sich prächtig. Rudrinn musste erzählen, wie es ihm auf Camasann ergangen war und was er danach getrieben hatte.
    Kapitän Norwinn war mittlerweile schon sturzbetrunken und lallte: »Vor ungefähr, äh«, er begann seine Finger abzuzählen, dann winkte er ab, »egal, vor einigen Jahren sind wir nach Camasann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher