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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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dein Zimmer. Und tritt mir nicht mehr unter die Augen, bis ich dich rufen lasse.“
    Die Schritte entfernten sich und Stille kehrte auf dem Gang ein. Ich starrte immer noch auf die Holzschnitzereien der Türflügel.
    „Schon gut“, flüsterte ich wie paralysiert. „Schon gut. Schon gut. Schon gut.“

Kapitel 24
    Nach diesem Abend wurde Bittstellerinnen nur noch zu bestimmten Zeiten der Zugang zu meiner Durchreiche gewährt und Atalante überwachte mit Argusaugen, dass ihre Anordnungen befolgt wurden. Meinen Mädels verbot sie jeglichen Kontakt mit mir. Ich war am Boden zerstört und davon überzeugt, dass ich einfach eingehen würde, jetzt da ich nicht einmal mehr Pollys Besuche und Louis' Briefe hatte – und, schlimmer als alles andere, die Hoffnung, in absehbarer Zeit aus meinem goldenen Käfig herauszukommen. Die Einsamkeit zermürbte mich, Tage und Nächte begannen zu verschwimmen; ich schlief, wenn ich müde war, und aß, wenn ich hungrig war, doch ich schlief zu viel und aß zu wenig. Ich hörte auf zu denken, nachzudenken, vorauszudenken. Das Einzige, was mich noch verankerte und meinen Lebenswillen aufrecht hielt, waren die kurzen Momente, wenn ich Louis vor und nach der Arbeit vorbeireiten sah oder er unter meinem Fenster stand. Danach tauchte ich wieder in die Leere meiner selbst.
     
    Irgendwann hatte ich den Überblick über die Zeit verloren. Sie bedeutete mir nichts mehr und selbst, wenn ich fähig gewesen wäre, darüber nachzudenken, hätte es mich nur in noch tieferen Kummer gestürzt, wie viel Lebenszeit ich schon an diese zwölf Wände verloren hatte – und wie lang es wohl dauern würde, bis Louis seltener und irgendwann gar nicht mehr zu mir aufschauen würde. Der Schnee war geschmolzen und nicht wiedergekehrt, die Luft milder geworden, die Pferde wieder täglich auf der Weide und das Tablett mit dem Abendessen noch bei Tageslicht gekommen, wie ich vage registriert hatte.
    Gedämpft drangen die Geräusche der speisenden Amazonen von unten herauf, da zog ein wiederholtes „Psssst“ an meinem Bewusstsein – und meine Aufmerksamkeit zum Wandspalt hin. Ich setzte mich im Bett auf – die zwei Quadratmeter, auf die mein mehr oder weniger aktiv genutzter Lebensraum geschrumpft war und die ich derzeit nur noch verließ, um mich ins Bad zu schleppen oder um neue Kerzen aus dem Tempelraum zu holen –, wickelte mich in die Decke und hockte mich vor das Loch in der Wand. Eine Hand streckte sich mir entgegen.
    „Ell?“
    Ich ergriff sie. „Victoria. Was machst du hier? Was, wenn Atalante dich erwischt?“ Meine Stimme klang ungelenk und fremd in meinen Ohren.
    Ihre nicht, als sie mir lebhaft versicherte: „Wird sie nicht, das Essen ist fast vorbei und anschließend wird sie sofort zur Besprechung für Yazeari rufen. Trotzdem – ich muss gleich wieder runter, sonst bemerkt sie mein Fehlen.“ Ihr Händedruck verstärkte sich. „Nur eine kurze Frage: Willst du immer noch weg? Mit dem Schnuckel?“
    Einen Moment lang blieb mir die Luft weg. Diese kurze Frage katapultierte mich schlagartig in Gefilde, die sich verdammt nach Realität anfühlten. „Ja! Natürlich!“, flüsterte ich atemlos und neigte meinen Kopf so weit nach unten, dass ich meiner Freundin in die Augen sehen konnte.
    „Sicher?“, fragte sie grinsend.
    „Ja!!!“ Was sonst? Weg, dachte ich, mit plötzlicher Euphorie erfüllt, raus aus diesem elenden Tempel, weg aus dem Weiß, und Louis, endlich, Louis, endlich, endlich …
    „Dann halte dich bereit.“ Sie nickte mir verschwörerisch zu. „Und immer schön aufessen!“ Schon war sie wieder verschwunden.
    Eine Minute lang kauerte ich noch perplex vor dem Wandspalt, dann ließ ich mich auf den Rücken rollen und starrte glücklich an die Decke, an der sich tanzende Flammen mit Abenddämmerung mischten. Louis, so nah. So unglaublich nah.
     
    Monatelang hatte sich mein ganzes Denken auf die Hoffnung beschränkt, endlich hier rauszukommen, aber jetzt, da es plötzlich so weit war, war ich völlig überfordert. Bereithalten sollte ich mich, aber was bedeutete das? An Ort und Stelle war ich schon mal, ich konnte ja definitiv nirgendwo anders hin. Um die Zeit zu überbrücken, die auf einmal wieder eine Rolle spielte, versuchte ich, mich in Form zu bringen, machte Klimmzüge am Türrahmen, Liegestützen und Sit-ups.
    Die körperliche Betätigung tat mir gut. Realität hin oder her, ich hatte das Gefühl, immer noch nicht denken zu können. So, als wären meine Gehirnzellen
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