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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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zerstört. Polly hatte sich gerade von mir verabschiedet und ich war dabei, mich bettfertig zu machen, da vernahm ich Stimmen auf dem Gang und kniete mich wieder auf den Boden vor der Durchreiche, um besser lauschen zu können.
    „Wer ist da? Hippolyta! Was hast du um die Zeit hier zu suchen?“
    „Ich wollte nur nach Ell sehen.“
    „Du weißt, dass du sie nicht stören sollst.“
    „Ja … aber es ist so einsam ohne sie.“ Polly klang weinerlich.
    Sehr gut, drück auf die Tränendrüse, feuerte ich sie in Gedanken an.
    „Ach, meine Kleine, bald ist sie doch wieder bei dir.“ Stoff raschelte. Vermutlich ließ Atalante auch Polly eine Umarmung angedeihen.
    Was ich dann hörte, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.
    „Was hast du da?“
    „Nichts.“
    „Gib es mir.“ Atalantes herrische Stimme.
    Ein paar hektische Schritte, ein Hin und Her, wieder Rascheln.
    „Ein Buch?“
    Nein. Nicht das Buch. Bitte nicht. Ich hatte es Polly zurückgegeben, nachdem ich es gestern ausgelesen hatte. Das Buch an sich war schon ein Problem, wenn es Atalante in die Hände fiel, doch noch problematischer war der Brief an Louis, der in der Klappe seines Schutzumschlags verborgen war.
    „Ist meine Schuld. Ich dachte, sie wolle vielleicht ein bisschen Unterhaltung …“, versuchte mich Polly zu retten.
    „Hippolyta, deine Schwester macht das hier nicht zum Freizeitvergnügen. Als Hiery … was ist das?“
    Ich erstarrte. Ein paar Sekunden lang hörte ich nichts, dann wurden die Türen des Tempelraums so energisch aufgestoßen, dass sie gegen die Wände knallten. Entsetzt sprang ich auf die Füße und rannte hinüber.
    „Du falsche Schlange!“, tobte Atalante, den zerknüllten Brief in der erhobenen Faust. „Elende Jahi!“
    „Nein!“, rief ich und versuchte, ihn ihr aus der Hand zu reißen. Ich wollte nicht, dass sie ihn las, aber ich schaffte es nicht, ihn zu ergattern. Doch wenigstens diese Angelegenheit erledigte sich von selbst, denn Atalante warf die Nachricht kurzerhand in die Feuerschale, in der sie glühende Holzscheite vom Rand her schwärzten.
    „Wie kannst du es wagen, mir so ins Gesicht zu lügen!“, schrie sie.
    „Ich habe nicht gelogen!“, schleuderte ich ihr entgegen. „Artemis hat mich nicht verdammt. Sie versteht mich!“
    Atalantes Miene versteinerte. „Bist du jetzt völlig übergeschnappt? Das grenzt ja an Größenwahn! Meinst du, du kannst dir den Glauben und die Tradition hindrehen, wie es dir passt?“
    Vielleicht. Vielleicht hatte ich genau das getan.
    „Bitte“, stieß ich hervor und ließ mich auf die Knie fallen. „Bitte, lass mich hier raus! Ich halte es keinen Tag mehr hier aus.“
    Sie schnappte: „Das ist dein Problem. Du bleibst hier. Wenn es sein muss bis an dein Lebensende. Du hast es nicht anders verdient.“
    „Nein!“ Ich streckte die Hand nach ihr aus. „Bitte! Bitte. Ich mache dir auch keinen Ärger mehr. Ich gehe einfach weg von hier, okay? Du musst mich nie wieder sehen. Du kannst den anderen erzählen, was du willst, aber bitte lass mich gehen.“
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Ich glaubte, Tränen in ihren Augen zu erkennen, und kurz dachte ich, ich hätte sie erweichen können. Doch dann straffte sie ihre Schultern. „Vermutlich sollte ich das tun. Du vergiftest alles. Handelst selbstsüchtig und ohne Verstand. Ziehst unsere Traditionen in den Dreck. Verdirbst deine kleine Schwester, der du eigentlich ein Vorbild sein solltest. Aber ich gebe dich nicht auf. Du bist meine Tochter. Dein Platz ist hier. Und ich weiß, dass du das auch selbst irgendwann begreifen wirst.“
    Mit flammendem Blick wich sie in Richtung Tür zurück.
    Plan B, sagte mein Verstand. Los.
    Schnell hüpfte ich auf die Füße und rannte auf die Tür zu, doch ehe ich an Atalante vorbeischlüpfen konnte, hatte sie mich schon wieder so grob ins Zimmer zurückgestoßen, dass ich die Balance verlor und neben der Feuerschale auf dem Marmorboden landete. Die lange Zeit ohne Training hatte mir nicht gut getan, ich war langsam und schwach geworden. Das Letzte, was ich sah, war Pollys völlig verstörter Blick, dann knallten die Türen vor meiner Nase zu.
    Ich vernahm eilige Schritte und ihre verzweifelte Stimme nahe an der Tür. „Ell, es tut mir leid. Es tut mir so leid!“
    „Ist schon gut, Polly.“ Obwohl mir der Atem wegblieb, zwang ich diese Worte so ruhig wie möglich heraus. „Ist schon gut. Mach dir keine Sorgen.“
    Draußen rumpelte es, dann zischte Atalante leise: „Geh sofort auf
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