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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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mich aus den Arbeiterquartieren abholen musste. Da hatte sie mich auch weggeschleift und Louis' und meine innere Verbindung nachhaltig unterbrochen. So etwas durfte nicht mehr passieren. Ich stemmte meine Füße in den Boden und riss mich mit aller Kraft von meiner Schwester los.
    „Ell!“, schrie sie empört, aber sie erwischte mich nicht mehr, ich war schon auf halbem Wege zu Louis, der sich im selben Moment wie ich in Bewegung gesetzt hatte und auf mich zugelaufen kam. Ich warf mich ihm an die Brust und er drückte mich fest an sich. Polly schimpfte, aber ich blendete ihr Gezeter aus. Ich spürte seinen Herzschlag und die Angst verschwand. Alles war gut. Und würde auch morgen noch gut sein.
    „Ich fürchte, ich muss jetzt gehen“, packte ich das Offensichtliche in Worte.
    „Das fürchte ich auch“, erwiderte Louis nach einem kurzen Seitenblick auf meine wutsprühende Schwester.
    „Nur kurz.“
    „Zu lang.“
    „Bis morgen.“
    „Bis morgen.“
    Ein letzter, schneller Kuss und ich löste mich von ihm, damit sich meine kleine hitzige Schwester zu keinem erneuten Anfall gezwungen sah.
    Ich folgte ihr, diesmal freiwillig, sah mich nur noch einmal kurz nach Louis um, der sich wieder an den Fluss gesetzt hatte und in den Himmel starrte, bevor Blattwerk mir den Blick auf ihn versperrte.
    Nach ein paar Metern Dickicht kamen wir bei Selanna, Pollys Aspahi an. Wortlos schwang meine Schwester sich auf ihren Rücken und wartete, bis auch ich aufgestiegen war. Daran, wie sehr sie das Pferd antrieb, wie schnell wir durch den Wald und über die Felder galoppierten, merkte ich, wie geladen sie immer noch war. Zweige peitschten uns entgegen und ich musste mich mehr als einmal schnell ducken, um nicht von Ästen k.o. geschlagen zu werden. Noch vor einem Jahr wäre ich tausend Tode gestorben, aber jetzt konnte sie mich mit einem solchen Höllenritt nicht mehr einschüchtern. Im Gegenteil, ich genoss, wie mir der Wind um die Nase pfiff, und gepaart mit meiner Aufregung und der leuchtenden Glückseligkeit in mir ergab das einen emotionalen Cocktail, der mich fast laut singen ließ, hätte mich nicht ein kleines bisschen schlechtes Gewissen Polly gegenüber zurückgehalten.
    In wenigen Minuten waren wir in Themiskyra angelangt. Da es schon weit nach Mitternacht sein musste, war abgesehen von den Wächterinnen niemand mehr auf. Polly schwieg immer noch, als sie Selanna versorgte, und ich ging ihr, ebenfalls still in Gedanken versunken, zur Hand. Dann stampfte sie voran in die Kardia und hinauf in unser Zimmer. Verlockende Gedanken wie „ Noch kurz einen Abstecher in die Arbeiterquartiere und auf Louis warten und vielleicht noch den einen oder anderen Kuss abstauben“ ignorierte ich, sondern ging ihr brav nach. Ich stampfte dabei allerdings nicht, ich schwebte.
    In unserem Zimmer angekommen, schlug sie die Tür so laut zu, dass ich den Knall im Atrium und den Gängen nachhallen hörte.
    „Pssst“, sagte ich, mehr aus Gewohnheit.
    Polly sah mich so finster an, dass ich zurückschrak.
    „Sorry“, murmelte ich, meinte damit aber nicht mein Verhalten an diesem Abend. Das ganz sicher nicht. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und streckte zufrieden alle viere von mir, wohingegen meine Schwester immer noch mit verschränkten Armen im Raum stand.
    „Wie lang geht das schon?“, fragte sie schließlich eisig, aber ich merkte, dass es unter der Oberfläche brodelte.
    „Seit gerade eben!“ Ich strahlte sie an.
    „Gut, dann ist es noch nicht zu spät.“ Sie schien Hoffnung zu schöpfen und begann, im Zimmer auf und ab zu tigern, während sie laut überlegte. „Du wirst dich von ihm fernhalten. Keine Ausflüge mehr in die Arbeiterquartiere. In den Stall oder übers Gelände gehst du in Zukunft nur mit mir gemeinsam. Und er muss Themiskyra verlassen – notfalls lassen wir ihn einfach verbannen, wenn er nicht freiwillig geht. Dann seht ihr euch nicht mehr und du kommst wieder zur Vernunft und die Sache ist erledigt.“
    Ich beobachtete sie interessiert vom Bett aus und stellte fest, dass im Moment sie es war, an deren Verstand gezweifelt werden musste, ihrem Gesichtsausdruck und den wirren Worten nach zu urteilen, die sie von sich gab. Unpassenderweise bemächtigte sich ein breites Grinsen meines Gesichts – bei soviel Glück und Schmetterlingen im Bauch konnte ich nicht anders.
    „Du nimmst mich überhaupt nicht ernst!“, rief Polly sauer und stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf.
    „Im Augenblick nicht, nein“, gab ich
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