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Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)

Titel: Themiskyra – Das Versprechen (Band 2) (German Edition)
Autoren: Dani Aquitaine
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arbeiten anfangen.“
    „Und wann sollen wir dann unsere Diskussionen fortsetzen?“, wollte er wissen und es freute mich, dass ihm unsere tiefschürfenden Gespräche anscheinend genauso viel bedeuteten wie mir.
    „Vielleicht sehen wir uns ja trotzdem öfter in nächster Zeit“, stellte ich in Aussicht.
    „Das will ich hoffen.“ Seine Augen glitzerten amüsiert. Der weiß doch was, dachte ich mir, der weiß alles!
    „Jetzt muss ich aber los, um pünktlich bei der doppelten Arbeit zu sein.“ Ich stand wieder auf und schob den Stuhl an seinen Platz. „Ach so, das hätte ich jetzt fast vergessen“ – Ich war eine furchtbare Schauspielerin! – „ich lege Louis einen Zettel hin, den hat er kürzlich verloren. Irgendwo. Und ich habe ihn da gefunden, rein zufällig, und … ach verdammt.“
    Ohne auf Dante einzugehen, der laut lachte, ging ich zu Louis' Schlafecke, und legte den kleinen Zettel mit der Nachricht, die ich während des Geschichtsunterrichts verfasst hatte, auf den Nachttisch. Damit er nicht von einem Luftzug heruntergeweht werden konnte, schob ich ihn unter meinen Pfeil, der noch immer dort lag, und von dem ich immer noch nicht wusste, wie er dorthin gelangt war.
    „Ciao“, verabschiedete ich mich danach leicht säuerlich von dem alten Herrn, der sich die Lachtränen abwischte.
    „Adios.“ Immer noch feixend winkte er mir nach.
    Insgeheim aber war ich unglaublich dankbar, dass er die Lungenentzündung so gut überstanden hatte und er mich schon wieder so herzhaft auslachen konnte.
     
    Nach dem Abendessen frischte ich mein nicht vorhandenes Makeup mit nicht vorhandenen Schminksachen auf, was darauf hinauslief, dass ich mir die Zähne putzte, die Haare kämmte und mir ein paar Mal in die Wangen kniff, um meinen vor Aufregung und Schlafmangel blassen Teint mit mehr Lebendigkeit zu versorgen.
    „Gehst du nochmal raus?“, fragte Polly argwöhnisch, als ich rotbackig aus dem Bad zurück ins Zimmer schwebte.
    „Ja.“
    „Wohin?“
    „Nur so bisschen raus.“
    „Verstehe“, knurrte sie und wandte sich wieder ihrem GemPlayer zu.
    „Ich bleibe auf dem Gelände. Du musst dir keine Sorgen machen.“ Ich ging zu ihr und drückte ihr einen Schmatzer auf die Stirn.
    „Ich mache mir ohnehin Sorgen. Unentwegt.“ Sie sah mich warnend an. „Pass bloß auf.“
    „Mach ich.“ Eilig entfloh ich dem Raum, in dem die Stimmung seit der letzten Nacht doch erheblich abgekühlt war. Das tat mir leid, aber ich war davon überzeugt, dass sich mit der Zeit alles wieder einrenken würde. Wir waren Schwestern und das würden wir immer sein, komme, was wolle.
    Gewollt langsam schlenderte ich zum Stall, konnte gerade so das obligatorische, unauffällige Pfeifen unterdrücken. Inzwischen war die Dunkelheit über Themiskyra hereingebrochen und die ersten Sterne funkelten am Himmel. Lachen und Gesprächsfetzen drangen aus dem Atrium der Kardia über den Hof und der Wind trug frische grüne Gerüche an mich heran. Doch auch der laue Frühlingsabend konnte meine Nervosität nicht lindern, als ich in das Stallgebäude trat. Ich überlegte kurz, ob ich Licht machen sollte. Wenn jemand hereinkäme, würde ich in Erklärungsnot kommen, wenn er oder wahrscheinlicher sie mich im Finstern vorfände. Andererseits würde das Licht vielleicht unerwünschte Besucher anziehen, die sich womöglich wunderten, wer um diese Zeit noch hier war. Also entschied ich mich, es aus zu lassen. Das schien mir sicherer zu sein.
    Ich blieb stehen, sah mich im Halbdunkel um und lauschte, aber bis auf die rund hundert Pferde war ich offenbar allein. Um meine Nerven zu beruhigen, ging ich zu Hekate, die mich mit einem leisen Schnauben begrüßte und mir den Kopf entgegenstreckte, kraulte sie hinter den Ohren und strich ihr über die Mähne.
    Den Stall hatte ich als Treffpunkt gewählt, da er einer der wenigen Orte war, die sowohl Louis als auch ich besuchten. Hier hatten wir beide eine Daseinsberechtigung. Ein Treffen im Produktionstrakt oder bei den Arbeiterhütten hätte Aufsehen erregen können, weil jeweils einer von uns fehl am Platz war.
    Plötzlich war mir, als hätte ich etwas gehört, ein undefinierbares Geräusch, und ich schlich den Gang in der Richtung entlang, aus der es gekommen war. Hier drang das Fackellicht aus dem Hof nicht mehr durch die Fenster; es war so finster, dass ich mich an den Vorderfronten der Boxen entlangtasten musste. Ich hatte zwar durch meine kleine Erleuchtung ein besonderes Gespür für die Natur entwickelt, aber
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