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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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hinter ihm. Er bemerkt, dass sie seine Stellung verändert hat. Er liegt jetzt auf dem Bauch, sein Gesicht hart auf das Holzbrett gepresst, sein Hintern ragt in die Höhe. Sämtliche Sinne nehmen jetzt langsam ihre Umgebung wahr, schummrig und undeutlich – wie eine Kamera, deren Objektiv schief aufgesetzt ist.
    Das kalte, harte Metall des Löffels wird mit Wucht tief in sein Arschloch gerammt.
    Er zuckt zusammen, rückt instinktiv nach vorne, während der Löffel bis zum Kreuzbein in ihn geschoben wird. Für einen kurzen Augenblick fließt der Schrecken seiner ersten und bisher einzigen Prostata-Untersuchung durch seine Sinne. Der Arzt in Jacksonville – wie hieß er noch einmal? Kenton? Kenner? – hat unentwegt über die Auswahl der Atlanta Falcons geplappert. Er stellt sich vor, wie er jetzt darüber lachen könnte, aber stattdessen stöhnt er auf.
    Sie steckt den Löffel bis zum Anschlag in ihn hinein, bis zum Kreuzwirbel, und dreht ihn dann brutal um die eigene Achse – als ob sie sein Steißbein und den Inhalt seines Darms auskratzen will. Er schreit auf. Natürlich dämpft der behelfsmäßige Knebel den Lärm, und das Einzige, was er mit seinen Ohren wahrnimmt, ist eine Reihe infantiler Seufzer. Das Feuer in seinem Hintern gerät außer Kontrolle, als sie den Löffel nur noch mit größter Anstrengung bewegen kann. Anscheinend ist der Löffel an irgendeinem Teil seiner Anatomie hängen geblieben.
    Er ist kurz davor, sich wieder in den Treibsand der Bewusstlosigkeit zu begeben, als sie den krummen Löffel mit einem lauten, nassen Schmatzer aus seinem Anus reißt. »Fertig«, sagt sie. »Es könnte noch eine Weile wund sein.«
    Sie steht auf und geht um ihn herum, sodass er sie im äußersten Blickwinkel erkennen kann. Michonne hält den Löffel in die Luft.
    »Und ich dachte, ihn reinstecken wäre schwierig«, bemerkt sie trocken, als die Vorhänge sich wieder vor den Augen des Governors schließen und ihn in die leere, kalte, wunderbare Dunkelheit entlassen.
    Experten wissen, wie man eine Person während eines »fortgeschrittenen Verhörs« wach und bei Bewusstsein halten kann – CI A -Agenten, Bananen-Republik-Spitzel, KG B -Geister, Drogenkartell-Monster und so weiter –, aber diese Amazone mit ihren Medusa-Dreadlocks zerbricht sich nicht den Kopf darüber, scheint keinerlei Erfahrungen gesammelt zu haben, wie man jemanden während einer improvisierten, ja schlampigen Foltersession bei Sinnen hält. Alles, was sie besitzt, so glaubt zumindest der Governor, ist der ihr angeborene Gerechtigkeitssinn und ein wenig Bauernschläue, um die Show am Laufen zu halten. Diese Gedanken schießen ihm völlig unerwartet und in Windeseile durch den Kopf, als er urplötzlich wieder an der Oberfläche der Realität auftaucht.
    Er wacht auf und glaubt, dass ihm ein Klavier auf den Kopf gefallen ist. Er verspürt den Aufprall, der ihm den Schädel beinahe gespalten hat, die Gehirnerschütterung, die Streubomben aus Schmerz, die in seiner Stirn explodieren. Er hört den atonalen Lärm aller achtundachtzig Tasten – alle auf einmal – in seinem Kopf, und seine Ohren singen eine von Grund auf schiefe Arie, die so laut ist, dass er kaum zu atmen imstande ist.
    Michonne steht über ihm. Sie winkelt das Knie an und bringt dann die Sohle ihres Stiefels erneut mit voller Wucht auf seinen Kopf nieder.
    Der Absatz bricht ihm den Kiefer, und auf einmal ist der Governor nur noch halbwach … nicht ganz bei Bewusstsein, aber auch nicht ganz weggetreten.
    Er lallt und stöhnt, kichert hinter dem Gewebeband in neurologischer Umnachtung. Die höheren Funktionen seines Hirns danken ab und schalten auf Autopilot: sein ursprüngliches Ich . Er glaubt, wieder ein kleiner Junge in Waynesboro zu sein, sitzt jetzt auf dem Schoß seines Vaters. Es ist Karneval. Er riecht das Popcorn, die Pferdeäpfel, die Zuckerwatte. Er hört die Dampforgel eine muntere Melodie spielen, und der Star der Show – die dunkle Kriegerin aus Borneo – umkreist ihn langsam, schleicht um den Schoß seines Vaters, der in der ersten Reihe sitzt.
    »Ich glaube, ich habe zu hart zugetreten«, gibt sie mit ihrer lustigen, kleinen Stimme zu. Die Zuschauer klatschen Beifall und lachen. »Sieht so aus, als ob irgendetwas kaputtgegangen ist.«
    Er will über ihren Witz lachen, aber irgendjemand – vielleicht sein Vater? – hält ihm die Hand vor den Mund – was das Ganze noch witziger macht. Die dunkle Kriegerin aus Borneo kniet sich vor ihn hin, ist jetzt
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