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The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

The Walking Dead 3: Roman (German Edition)

Titel: The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Autoren: Robert Kirkman , Jay Bonansinga
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winzig, fötal … als er die kodierten Worte langsam interpretiert:
    AUFWACHEN , ARSCHLOCH !
    Die Stimme ist ganz nah … er kennt sie. Es ist eine weibliche Stimme.
    »Aufwachen, Arschloch!«
    Er öffnet seine verkrusteten Augen. O Gott, o Gott, o Gott … nein-nein-nein … NEIN ! Eine Stimme tief in seinem Inneren registriert die wahre Natur seiner Situation: Er ist an den Wänden seines eigenen, stinkenden Wohnzimmers gefesselt, das jetzt ein perfektes Pendant zu der Folterkammer tief unter der Aschenrennbahn darstellt, in der er Michonne festgehalten hat.
    Eine kleine Notlampe mit einem metallenen Schutz beleuchtet ihn. Michonne muss sie mitgebracht haben. Der Torso des Governors ist stark ramponiert und blutbesudelt, und die Arme stehen im 90-Grad-Winkel ab. Seine Fesseln sind so eng, reißen so sehr an seinen Armen, dass sie ihm beinahe die Schultern auskugeln. Sein restlicher Körper – zu seinem Entsetzen bemerkt er erst jetzt, dass er völlig nackt ist – ruht auf seinen Knien, und er lehnt unbeholfen schräg nach vorne gebeugt über einem Brett, das Michonne in den Teppich unter seinen Füßen genagelt hat. Sein Schwanz tut ihm weh, steht in einem merkwürdigen Winkel von ihm ab, als ob er in der Pfütze aus getrocknetem Blut auf dem Brett klebt. Von seiner Unterlippe hängt ein dicker Faden aus zähflüssigem Blut und Speichel.
    Die schwache, quäkende Stimme tief in seinem Inneren dringt zu seinem Bewusstsein vor: Ich habe Angst … O Gott, ich habe solche Angst  …
    … MAUL HALTEN !
    Er versucht die Stimme wieder verstummen zu lassen. Sein Mund ist so trocken wie eine Kalkgrube. Er schmeckt den bitteren Geschmack von Kupfer, als ob er Geldmünzen geleckt hätte. Sein Kopf wiegt eine Tonne. Er blinzelt und blinzelt und versucht, das in Schatten getauchte Gesicht vor dem seinen auszumachen.
    Langsam, in trüben, verschwommenen, einer Fata Morgana ähnlichen Wellen erkennt er die schlanke Fratze einer dunkelhäutigen Frau – sie kauert direkt vor ihm, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt und starrt ihn an. »Endlich!«, sagt sie mit einer Intensität, die ihn erschreckt zurückweichen lässt. »Und ich habe schon gedacht, dass du nie mehr aufwachen würdest.«
    Gekleidet in Latzhose, Stirnband und Stiefel, hat sie die Arme in die Hüften gestemmt. Sie sieht aus wie eine Handwerkerin, die ein fehlerhaftes Haushaltsgerät untersucht. Wie zum Teufel hat sie das angestellt? Warum hat sie denn niemand um sein Haus schleichen sehen? Und wo stecken Bruce und Gabe, verdammt noch mal? Wo in der Welt ist Penny? Er versucht, die Frau nicht aus den Augen zu verlieren, schafft es aber kaum, seinen tonnenschweren Kopf aufrecht zu halten. Er will die Lider schließen, einfach nur einschlafen. Er lässt den Kopf hängen, hört dann aber wieder diese schreckliche Stimme.
    »Du hast das Bewusstsein ein zweites Mal verloren, als ich deinen Schwanz auf das Brett genagelt habe. Erinnerst du dich noch?« Sie neigt den Kopf. »Nein? Ist dein Erinnerungsvermögen nicht mehr das, was es einmal war? Verstehst du mich überhaupt?«
    Der Governor fängt an zu hyperventilieren. Sein Herz pocht heftig in seiner Brust. Erneut meldet sich diese innere Stimme – normalerweise ist sie tief in den hintersten Ecken seiner Gehirnlappen versteckt –, dringt jetzt aber an die Oberfläche und dominiert sein Bewusstsein: O Gott, ich habe solche Angst … Ich habe Angst … Was habe ich nur getan? Ist das die Rache Gottes für das, was ich verbrochen habe? Ich hätte das alles niemals tun dürfen … Diese Frau … All die anderen … Penny … Ich habe solchen Schiss … Kann nicht atmen … Ich will nicht sterben … Bitte, Gott, ich will nicht sterben, bitte lass mich nicht sterben, ich will nicht sterben, o Gott, o Gott, o Gott …
    … HALT DAS VERDAMMTE MAUL !! …
    Philip Blake brüllt stumm gegen die Stimme in seinem Kopf an, der Stimme von Brian Blake – seinem schwächeren, erbärmlichen Selbst –, während er erstarrt und an den Fesseln zerrt. Ein scharfer Schmerz sticht durch seinen Torso, beginnt an seinem verstümmelten Penis, und er stößt einen lautlosen Schrei hinter dem Klebeband aus, das ihm als Knebel dient.
    »Hey, Cowboy!« Die Frau lächelt ihn an. »An deiner Stelle würde ich mich nicht so viel bewegen.«
    Der Governor lässt den Kopf hängen, schließt die Augen und atmet schwach durch die Nase aus. Das Klebeband über seinem Mund, ein zehn Zentimeter langes Stück Gewebeband, ist
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