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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
Autoren: Lee Goldberg
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vorbeikämpfte, in überladenen Pick-ups und verbeulten Autos den steilen Hügel zu der bewachten Wohnanlage hinauf. Er fragte sich, ob sie wohl wussten, dass sie heute eigentlich nicht atmen sollten.
    Er trottete nackt ins Badezimmer, und während er pinkelnd vor der Toilette stand, dachte er an all die Einträge in seinem Terminkalender. Zunächst: Besuch am Set von » Fahr zur Hölle« , einem Pilotfilm über einen toten Cop mit übernatürlichen Fähigkeiten, der sich aus dem Grab erhebt und Privatschnüffler wird.
    Martys Plan war, einige Hände zu schütteln und so zu tun, als sei der Sender hellauf begeistert von dem Bildmaterial, das sie zu sehen bekamen. Dann schnell zurück ins Büro für die wöchentliche Teambesprechung, bei der er als Programmverantwortlicher auch für die kreative Ausrichtung der Formate des Senders zuständig war.
    Die Rechtsabteilung drehte wegen der Nippel-Geschichte in der romantischen Abenteuerserie » Sam und Sally« völlig am Rad. Einmal in einer Stunde aufgerichtete Brustwarzen zu sehen, die sich unter der Kleidung abzeichneten, wurde als vertretbarer Ausrutscher angesehen. Zweimal war schon schlüpfrig. Das dritte Mal bedeutete: anstößiger Inhalt. Sie wollten, dass Sally ab sofort ihre Brustwarzen abklebte. Marty war entschieden dagegen.
    In der Dusche, unter dem heißesten Strahl, den er aushalten konnte, überlegte er sich verschiedene Argumentationsstränge zu diesem Punkt. Er könnte versuchen, sie zu beschämen: Brustwarzen sind Tatsachen. Wir alle haben welche. Was versuchen wir hier zu verstecken? Sie läuft ja nicht oben ohne herum. Es war lächerlich, von einer Schauspielerin zu verlangen, dass sie »ihre aggressiven Nippel zähmen« solle, damit irgendein verklemmter Sittenrichter sich und anderen weismachen konnte, Frauen hätten gar keine.
    Oder er könnte den künstlerisch-pragmatischen Ansatz wählen. Immer mehr Zuschauer wandern von der künstlich keuschen Welt der Öffentlich-Rechtlichen zu dem realistischeren Programm im Privatfernsehen ab, wo Nacktheit, Sex und Obszönitäten gang und gäbe sind. Wenn sie konkurrenzfähig bleiben wollten, mussten sie sich eine weniger puritanische Einstellung zulegen.
    Oder er könnte es mit der Wahrheit versuchen. Die einzigen beiden Gründe, warum die Leute sich » Sam und Sally« anschauten, waren Sallys Brustwarzen. Wenn sie die abklebte, konnten sie die Sendung auch gleich absetzen.
    Während Marty in eine beige Hose, ein weißes Hemd und die dunkelblaue Jacke schlüpfte, beschloss er, bei der Wahrheit zu bleiben, wenn auch nur um diesem Idioten aus der Rechtsabteilung, Adam Horsting, beim Blasswerden zuzusehen.
    Er ging Richtung Treppe, hielt jedoch kurz inne, um in das Kinderzimmer zu schauen. Sie hatten zwar kein Kind, aber sie hatten das Zimmer. Aus irgendeinem Grund konnte er einfach nicht an der offenen Tür vorbeigehen, ohne einen Blick hineinzuwerfen. Kuscheltiere mit dem ewig gleichen, leeren Ausdruck schauten ihn durch die Gitterstäbe des ebenfalls leeren Kinderbetts hindurch an. Wir warten.
    Marty drehte sich noch einmal um und schloss die Tür, doch er wusste, sie würde wieder offen stehen, wenn er nach Hause kam. Er stürmte die Treppe hinunter und in die Küche, mit einer Überschwänglichkeit, die er nicht empfand.
    Beth saß im Bademantel am Küchentisch und beugte sich über die L. A. Times und ihre Kaffeetasse, die nackten Füße im Fell ihres schlafenden Hundes Max vergraben. Dem fetten Golden Retriever gefiel es sehr, ihr als Ottomane dienen zu dürfen. Das war die eine Sache, die Max gut konnte. Die andere war sein untrüglicher Riecher für das teuerste Paar von Martys Schuhen, wenn er etwas zum Zerkauen suchte. Max mochte offensichtlich den Geschmack von italienischem Leder.
    Martys Frau hatte kurzes, blondes Haar, strahlend blaue Augen und quer über ihrer Nase einen Streifen Sommersprossen, der sie wie einen kleinen Lausebengel aussehen ließ. Die Leute fanden sie süß, und sie hasste das. Ihrer Ansicht nach konnte das nur bedeuten, dass niemand sie ernst nahm.
    »Guten Morgen«, sagte er und steckte den Kopf in die Speisekammer, auf der Suche nach etwas Essbarem für unterwegs.
    »Sie haben einen Hai gefunden, dessen Maul im Dunkeln leuchtet«, sagte sie. »Er hat sich in einem Fischernetz verfangen. Man geht davon aus, dass es sich um eine unbekannte Art handelt, die im tiefsten, dunkelsten Teil des Ozeans lebt.«
    »Aha.« Er spähte in eine aufgerissene Schachtel Cinnamon Pop Tarts, es
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