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The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)

Titel: The Walk: Durch eine zerstörte Stadt (German Edition)
Autoren: Lee Goldberg
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Typen wie ihm passierte, die einmal falsch abgebogen waren und sich alleine und allem Anschein nach weiß, reich und privilegiert im Getto wiederfanden, nur mit einem ausklappbaren Mercedes-Schlüsselanhänger bewaffnet.
    Sein Herz begann zu rasen. Er befürchtete, schon wieder würgen zu müssen. Er atmete tief durch und zwang sich zur Konzentration.
    Marty drehte sich zu seiner E-Klasse um. Der Kofferraumdeckel, penetrant glänzend und unzerkratzt, lugte unter dem Geröll hervor. Er eilte zu seinem Wagen, klappte den Kofferraum auf und wühlte in dem Berg von Drehbüchern und Videokassetten herum, bis er eine alte Straßenkarte von L. A. fand. Dann schnappte er sich seine Sporttasche, die in die hinterste Ecke gerutscht war. Es war sechs Monate her, dass er die Tasche das letzte Mal benutzt hatte, damals, als er noch vom anfänglichen Enthusiasmus eines Neujahrsvorsatzes und einer Zwei-Jahres-Mitgliedschaft im Fitnessstudio beflügelt war. Er ging zweimal hin und dann nie wieder.
    In der Sporttasche waren ein Paar alte Reebok-Turnschuhe, ein T-Shirt, ein Jogginganzug und eine Flasche Wasser. Er stopfte schnell das Montiereisen für die Reifen, eine Taschenlampe und den Erste-Hilfe-Kasten dazu.
    Immerhin ein Anfang.
    Als er die steifen Anzugschuhe von den Füßen kickte und in die Reeboks schlüpfte, begann er darüber nachzudenken, was er für seine Reise noch brauchen würde. Abgepackte Lebensmittel, Unmengen an Wasser, Klebeband, Streichhölzer, Atemschutzmasken, ein Stück Seil. Im Grunde musste er eine abgespeckte Version der Überlebensausrüstung in seinem Haus zusammenstellen.
    Kein Problem. Er konnte die meisten Dinge direkt hier auftreiben, zwischen Cateringwagen, Kostüm-Wohnmobil und den Lastwagen der Kameraleute, Requisiteure und Beleuchter. Filmteams hatten alles.
    Was ihm jetzt noch fehlte, war ein Plan für das weitere Vorgehen.
    Marty rechnete sich aus, dass ihm vielleicht neun Stunden Tageslicht blieben. Wenn er sofort losmarschierte, obgleich alles andere als in Bestform, konnte er leicht vor Einbruch der Dunkelheit im Tal und auf dem Ventura Boulevard sein.
    Das war zu schaffen.
    Im Tal, wo ganze Gemeinden nach Tarzan und den Universal Studios benannt waren und das Autohaus Casa de Cadillac die älteste historische Sehenswürdigkeit darstellte, hatte er sicherlich nichts zu befürchten.
    Jetzt musste er nur noch herausfinden, wie er am besten dort hinkam.
    Man konnte durchaus sein ganzes Leben in Los Angeles verbringen, ohne jemals die unschönen Ecken der Stadt zu Gesicht zu bekommen. Man sah sie höchstens mal bei siebzig Meilen pro Stunde auf der Autobahn verschwommen vorbeiziehen oder beim Zappen nach den Abendnachrichten, während man auf die Wiederholung von » Cheers« wartete.
    Trotzdem wusste Marty, wo diese gefährlichen Viertel waren, und ihm war völlig bewusst, dass er einige von ihnen passieren musste, um nach Hause zu kommen. Daran führte kein Weg vorbei.
    Doch er versuchte, es positiv zu sehen, um sich ein bisschen besser zu fühlen. Er würde am helllichten Tag dort langgehen, inmitten von Chaos, und er würde sich nur für wenige Meilen in den wirklich üblen Gegenden aufhalten. Er hätte auch in weitaus schlimmeren Ecken der Stadt stranden können. Wenigstens war er nicht gerade in Compton oder South Central unterwegs gewesen, als das Beben losging.
    Er knallte den Kofferraum zu und breitete die vergilbte und zerrissene Straßenkarte auf der Heckklappe aus. Calabasas lag am südwestlichen Ende des San Fernando Valley, gegenüber den Santa Monica Mountains und den Hollywood Hills.
    Es gab zwei große Schnellstraßen ins Tal, die 101 über den Cahuenga-Pass, nur fünf bis zehn Meilen nördlich der Innenstadt, oder die 405 über den Sepulveda-Pass, gut fünfzehn bis zwanzig Meilen westlich. Zwischen diesen beiden Pässen schlängelten sich drei Hauptstraßen über die Hollywood Hills und weiter durch die Schlucht.
    Die andere Option war, genau nach Westen zu gehen bis zu den Stränden von Santa Monica, und dann dem Pacific Coast Highway in nördlicher Richtung zu folgen, bis er auf eine der Straßen traf, die die Santa Monica Mountains zerteilten. Das aber würde bedeuten, dass er das gesamte Innenstadtgebiet von L. A. durchqueren müsste, und das war das Letzte, was Marty wollte.
    Der schnellste und sicherste Weg nach Hause war der, den er gekommen war, beschloss er: über die 101, auch als Hollywood Freeway bekannt, nordwestlich über den Cahuenga-Pass ins Tal.
    Vorausgesetzt,
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