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The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)

The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)

Titel: The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Autoren: Nicholas Sparks
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einem ungenutzten Schlafzimmer im oberen Stockwerk übernachten ließ – nach einem Abendessen, bei dem der Farmer genauso wenig gesprochen hatte wie er. Es war wohltuend, dass der Mann ihn nicht bedrängte oder ausquetschte. Keine Fragen, keine neugierigen Anspielungen. Er akzeptierte es, dass Thibault keine Lust hatte zu reden. Aus
lauter Dankbarkeit blieb Thibault mehrere Tage da und half ihm, das Scheunendach zu reparieren, ehe er sich wieder mit seinem schweren Rucksack und mit Zeus im Schlepptau auf den Weg machte.
    Bis auf die kurze Fahrt mit den Mädchen war er die ganze Strecke von Colorado bis hierher zu Fuß gegangen. Mitte März hatte er die Schlüssel zu seiner Wohnung bei der Hausverwaltung abgegeben. Seither hatte er acht Paar Schuhe durchgelaufen und sich auf den langen, einsamen Strecken zwischen den Ortschaften mehr oder weniger von Fitnessriegeln und Wasser ernährt. Unterwegs war viel passiert. Gemeinsam mit Zeus hatte er jeder Witterung getrotzt: Sturm, Hagel, Regen und sengender Sonne, von der er auf den Armen Blasen bekam. In Tennessee verdrückte er einmal fünf Stapel Pfannkuchen, nachdem er drei Tage lang so gut wie nichts gegessen hatte. Nicht weit von Tulsa, Oklahoma, sah er am Horizont einen Tornado, und zweimal wäre er fast vom Blitz erschlagen worden. Er machte zahlreiche Umwege, oft ganz spontan, weil er die Hauptstraßen meiden wollte, was seine Reise natürlich enorm verlängerte. Meistens ging er so lange, bis er müde war, und suchte sich dann gegen Ende des Tages eine Übernachtungsmöglichkeit, egal wie komfortabel  – das Einzige, was zählte, war, dass er und Zeus ungestört blieben. Am Morgen machten sie sich immer schon vor Anbruch der Dämmerung auf den Weg, damit keiner es mitbekam. Bisher waren sie von niemandem belästigt worden.
    Im Durchschnitt legte er pro Tag schätzungsweise dreißig Kilometer zurück. Aber er hielt weder die Zeiten noch die Entfernungen irgendwo fest. Darum ging es ihm
nicht. Manche Leute dachten, er mache diese Wanderung, um den Erinnerungen an sein bisheriges Leben zu entkommen – was sehr poetisch klang. Andere nahmen an, dass er einfach nur unterwegs sei, um unterwegs zu sein. Aber beides stimmte nicht. Er ging gern zu Fuß, und er hatte ein Ziel. Eine andere Erklärung gab es nicht. Er wollte selbst bestimmen, wann er aufbrach und wie weit er kam, er wählte das Tempo, das ihm entsprach, und den Ort, der ihm gefiel. Nachdem er vier Jahre lang beim Marine Corps nichts anderes getan hatte, als Befehlen zu gehorchen, fand er diese Form der Freiheit wunderbar.
    Seine Mutter machte sich Sorgen um ihn, aber für eine Mutter gehörte sich das so. Oder jedenfalls für seine Mutter. Er rief sie alle paar Tage an, um ihr mitzuteilen, dass es ihm gutging, aber nachdem er aufgelegt hatte, dachte er jedes Mal, dass er sich ihr gegenüber nicht fair verhielt. Er war schon die letzten fünf Jahre nicht daheim gewesen, und vor jedem seiner drei Irak-Aufenthalte hatte sie am Telefon gejammert und ihn angefleht, bitte keine Dummheiten zu machen. Er hatte keine Dummheiten gemacht, aber mehr als einmal war er kurz davor gewesen. Das hatte er ihr nie erzählt – aber sie las ja die Zeitung und wusste einigermaßen Bescheid. »Und jetzt auch das noch!«, jammerte sie an dem Abend, bevor er losging. »So eine verrückte Idee.«
    Vielleicht hatte sie Recht. Vielleicht aber auch nicht. Das konnte er noch nicht wissen.
    »Was denkst du, Zeus?«
    Der Hund blickte hoch, als er seinen Namen hörte, und kam zu ihm getrottet.
    »Ja, ich weiß. Du hast Hunger. Ganz was Neues!«
    Auf dem Parkplatz eines etwas schäbig aussehenden Motels am Stadtrand blieb Thibault stehen und holte die Schüssel samt dem letzten Rest Hundefutter aus dem Rucksack. Während Zeus begeistert zu fressen begann, schaute Thibault die Straße hinunter.
    Hampton war zwar nicht die hässlichste Ortschaft, durch die er bisher gekommen war, aber dass die Stadt besonders einladend wirkte, konnte man auch nicht behaupten. Sie lag am Ufer des South River, etwa fünfundfünfzig Kilometer nordwestlich von Wilmington und der Küste, und auf den ersten Blick schien sie sich kaum von den Tausenden Arbeitersiedlungen zu unterscheiden, wie es sie überall hier im Süden gab und die alle sehr stolz waren auf ihre Geschichte und Tradition. Ein paar Ampeln hingen an schlaffen Leitungen über der Straße und regelten den Autoverkehr zur Brücke, die den Fluss überspannte. An der Hauptstraße reihte sich über
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