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The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)

The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)

Titel: The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Autoren: Nicholas Sparks
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strapaziösen Übungen und Manöver für die permanent wechselnden Angriffspläne. Thibault übte bestimmt hundert Mal, wie er im Fall eines Angriffs mit chemischen Waffen blitzschnell seinen Schutzanzug überziehen musste. In der Gerüchteküche brodelte es. Am schlimmsten war natürlich, dass man nie wissen konnte, welches Gerücht stimmte. Jeder hatte etwas anderes gehört, und selbstverständlich immer von jemandem, der einen kannte, der haargenau wusste, was wirklich geplant war. Am einen Tag hieß es, der Einmarsch stehe unmittelbar bevor, am nächsten wurde verkündet, die Invasion werde sich noch eine ganze Weile lang hinauszögern. Erst behaupteten alle, man werde von Norden und von Süden einmarschieren, dann nur von Süden  – oder vielleicht gar nicht. Der Gegner verfüge über chemische Waffen, hieß es, und er plane auch, sie einzusetzen. Am folgenden Tag erfuhren sie, dass die Waffen mit Sicherheit nicht zur Anwendung kommen würden, weil der Feind fürchte, die Vereinigten Staaten könnten Atomwaffen einsetzen. Es wurde gemunkelt, dass die Republikanischen Garden der Iraker direkt hinter der Grenze als Selbstmordkommando bereitstünden, andere versicherten glaubhaft, sie würden in der Nähe von Bagdad warten. Oder bei den Ölfeldern. Kurz – niemand wusste etwas Bestimmtes, wodurch natürlich die Fantasie der 150 000 in Kuwait City stationierten Soldaten erst recht zum Blühen gebracht wurde.
    Zum größten Teil waren diese Soldaten ja noch Kinder. Das vergaßen die Leute oft. Achtzehn, neunzehn,
zwanzig Jahre alt – die Hälfte der Staatsbürger in Uniform hatte nicht einmal das gesetzliche Mindestalter erreicht, um ein Bier kaufen zu dürfen. Sie waren selbstbewusst und gut ausgebildet, und sie wollten unbedingt loslegen  – aber andererseits konnten sie die realen Gefahren der bevorstehenden Ereignisse nicht verleugnen. Einige von ihnen würden ihren Einsatz mit dem Leben bezahlen müssen. Darüber redeten manche ganz offen, andere schrieben Briefe für ihre Familien und gaben sie dem Militärpfarrer. Immer wieder gingen jemandem die Nerven durch. Manche konnten nicht schlafen, andere schliefen fast die ganze Zeit. Thibault beobachtete das alles mit dem eigenartigen Gefühl, als wäre er selbst gar nicht betroffen. Willkommen im Krieg , hörte er seinen Vater sagen. Situation normal, also besch-eiden .
    Thibault war natürlich nicht vollkommen immun gegen die wachsende Anspannung, und wie alle anderen brauchte auch er ein Ventil. Ohne Ablenkung ging es nicht. Er fing an, Poker zu spielen. Das hatte er von seinem Dad gelernt, und er kannte alle Tricks … oder jedenfalls glaubte er das. Leider fand er ziemlich schnell heraus, dass andere die Tricks noch besser beherrschten als er. In den ersten drei Wochen verlor er eigentlich jedes Mal seinen gesamten Einsatz – weil er bluffte, wenn es ratsam gewesen wäre auszusteigen, und weil er ausstieg, wenn er hätte weitermachen sollen. Er verspielte keine großen Summen, und außerdem hätte er das Geld ja sonst nirgends ausgeben können, aber trotzdem war er danach immer tagelang schlechter Laune. Er hasste es, wenn er verlor.
    Die einzig sinnvolle Gegenmaßnahme war, morgens vor Sonnenaufgang als Erstes eine lange Strecke zu joggen.
Meistens war um diese Tageszeit die Luft sehr kühl. Obwohl er schon einen Monat lang hier im Nahen Osten war, verblüffte es ihn immer wieder, wie kalt es in der Wüste sein konnte. Er lief sehr schnell unter dem funkelnden Sternenhimmel, und sein Atem bildete kleine Wölkchen.
    Und dann, eines Morgens, geschah es. Als er sein Zelt aus der Ferne sah, verlangsamte er das Tempo. Die Sonne erschien gerade am Horizont und breitete ihren Goldschimmer über die karge Landschaft. Thibault stemmte die Hände in die Hüften, um den Atemrhythmus wieder zu normalisieren. In dem Moment sah er aus dem Augenwinkel etwas glänzen – ein Foto, das halb von Sand bedeckt war. Als er es aufhob, stellte er fest, dass es laminiert war, vermutlich, um es gegen die Elemente zu schützen. Vorsichtig wischte er den Sand ab. Es war das erste Mal, dass er sie sah.
    Die blonde Frau mit dem zauberhaften Lächeln und den blitzenden jadegrünen Augen. Sie trug Jeans und ein T-Shirt mit der Aufschrift LUCKY LADY . Hinter ihr befand sich ein Schild, auf dem HAMPTON FAIR-GROUNDS stand , und neben ihr hockte ein deutscher Schäferhund, der schon etwas grau um die Schnauze war. Im Hintergrund waren viele Leute zu sehen, die sich auf dem
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