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The Hood

The Hood

Titel: The Hood
Autoren: Gavin Knight
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länger er sich versteckt hält, desto misstrauischer werden sie. Also ruft er spontan einen von Merlins Leutnants an. Er meckert darüber, dass sie ihn in ein Wohnheim gekarrt haben.
    »Wo ist das Heim denn?«, fragt der Leutnant.
    Whippet muss schnell denken. Wenn er es dem Leutnant sagt, riskiert er, dass Merlin jemanden schickt, um ihn fertigzumachen. Gibt er jedoch seinen Aufenthaltsort nicht preis, wird Merlin sofort wissen, dass er etwas zu verbergen hat. Whippet holt tief Luft.
    »In Carlisle«, sagt er.
    Als er das Gespräch beendet, spürt er, wie ihn die Furcht beschleicht. Warum hat er angerufen? Für einen Moment war er in Sicherheit. Nun kann Merlin ihn finden. Er geht auf sein Zimmer und untersucht das Schloss. Es ist ein einfaches Schloss, das unter ein paar energischen, kraftvollen Tritten nachgeben würde; einen Sicherheitsriegel gibt es nicht. Also schleift er methodisch sämtliche Möbelstücke des Raumes vor die Tür. Verbarrikadiert setzt er sich auf den Boden, lauscht auf den kalten Wind, der die Vordächer des Gebäudes klappern lässt, und wartet darauf, dass Flow kommt und ihn umbringt.
    *
    Auf der Rückfahrt muss Svensson immer wieder daran denken, wie sehr er Merlins Mobilfunknummer braucht. Die Gang-Morde waren so krass, so dreist, sie stanken förmlich nach Merlin und Flow. Wenn eine Mobilnummer mit dem Tatort in Verbindung gebracht werden könnte, dann hätten sie genug, um die benötigten Haftbefehle zu bekommen. So arbeitet Svensson gern. Keiner der anderen Cops weiß wirklich, was er tut, und sie müssen es auch nicht wissen. Er taucht für Tage und Wochen tief ein in die Community. Wenn Svensson eine Siedlung betritt, warnt ein Kind, das Schmiere steht, seinen Vorgesetzten per Mobiltelefon. »XCalibre ist da«, gibt er ihnen durch. »Welcher?«, fragen sie. »Der Chef«, erwidert der Junge. Dabei hat Svensson diesen Späher noch nie zuvor gesehen.
    Svensson ist ein altmodischer Cop, sein eigenes Gesetz. ­Manche Detectives zählen ihrem Vorgesetzten eine lange Liste mit Namen auf zum »Aufspüren/Verhören/Ausschließen«, um zu rechtfertigen, wie sie den Tag verbracht haben. Sie arbeiten stundenlang an einem »Vernehmungsplan« für einen Verdäch­tigen. Vernehmungsplan? Svensson hat sich ein bisschen mehr Raum zum Atmen verschafft. Niemand fragt nach seinen Methoden, denn er ist bekannt dafür, Ergebnisse zu liefern.
    Eines seiner drei Mobiltelefone klingelt. Es ist nicht das für Informanten, also stellt er auf Lautsprecher. Es ist seine Frau.
    »Kannst du nachher Jessica aus Stockport abholen?«, fragt sie.
    »Kein Problem.«
    In diesem Job muss er sein eigenes Leben immer wieder über längere Zeiträume auf Eis legen. Es hat ihn schon eine Ehe gekostet und belastet die aktuelle stark. Auch die Arbeitszeiten sind nicht sonderlich hilfreich. Für jemanden, der nichts damit zu tun hat, wird es schnell zu einer lästigen Pflicht, ihm zuhören zu müssen, wenn er von der Welt erzählt, in der er den größten Teil seiner Zeit verbringt. Die Connections, die konzentri schen Kreise, bestehend aus Dealern, Vollstreckern, Informa nten und Opfern um die großen Kriminellen im Zentrum. Er erinnert sich noch gut daran, als seine erste Frau ihn immer wieder bat, doch bitte das Revier zu verlassen, um sie abzuholen und zur Hochzeit ihrer Freundin zu begleiten. Er musste ihr versprechen, in fünfundvierzig Minuten da zu sein. Fünfunddreißig Minuten später stand er über eine Leiche gebeugt in Moss Side. Es war ein kalter Tag wie heute, und in den Einschusslöchern gefror das Blut. »Ich kann nicht weg. Wir haben hier einen Mord«, sagte er zu ihr. Einmal kommt man damit durch. Aber nicht, wenn es immer und immer wieder passiert.
    »Was schenkst du ihr zum Geburtstag?«, fragt sie.
    »Irgendwas von Miley Cyrus«, sagt er. »Sie ist der größte lebende Hannah-Montana-Fan.«
    Sie lachen, dann legt er auf. Zum Plaudern geht ihm zu viel durch den Kopf. Als er das erste Mal verheiratet war, musste er seine Frau über Nacht allein lassen wegen einer Observierung in Milton Keynes. Der Job uferte aus, und er kam neun Tage später wieder nach Hause. Die meiste Zeit verbrachte er im Auto in Gesellschaft eines attraktiven weiblichen Detective in der Ausbildung, die ständig für ihre Prüfung in der Dienstvorschrift las. Wenn er absolut ehrlich wäre, würde er zugeben, dass er schon immer ein Auge auf Frauen geworfen hat. In der Anfangszeit traf er sich mit Unmengen Mädchen. Heute jedoch lernt er
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