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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman
Autoren: Matias Faldbakken
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gerade ein Bein ausreißen, um Weihnachtsstimmung zu erzeugen. Zwischen ihren Sitzungen auf dem Klo hat Sonja ein paar Weihnachtsmännchen hervorgeholt, die Casco als Kind gebastelt hat. Leider war der kleine Casco in Werken eine absolute Niete; die Figuren sehen eher aus wie kleine rote Amphibien als wie Weihnachtsmänner. Am ersten Feiertag nimmt PapaHans Lonyl mit auf eine Anhöhe außerhalb der Stadt, von wo aus man Aussicht über Fjord und Stadt hat. Es ist hundekalt. Als PapaHans ihn fragt, ob er den Viermaster im Hafen sieht, rülpst Lonyl statt »ja« zu sagen wie ein Alter, dass sein Atem nur so durch die kalte Luft weht. Auf dem Schiff hat PapaHans in seiner Jugend mal angeheuert und ist nach Panama rübergesegelt. Er versucht, Lonyl mit ein paar Seemannsgeschichten zu unterhalten, aber Lonyls Interesse könnte nicht geringer sein. Auch den auf PapaHans’ Unterarm tätowierten Papageien hat er schon geraume Male gesehen; seinerzeit hat der ihm schwer imponiert, aber auch einem Kind gegenüber gibt es Grenzen, wie oft sich ein und dieselbe Geschichte aufwärmen lässt. Ein paarmal hat Lonyl versucht, sich selber einen Papageien auf den Unterarm zu malen, hat aber immer nur ein Gewurschtel aus schwarzen Filzerkringeln zustande gebracht. Nicht unbedingt Picasso as a young boy . Jetzt lockt der Papagei ihn nicht mehr hinterm Ofen vor, PapaHans muss sich was Neues einfallen lassen, wenn er den Jungen begeistern will. Zu Hause stehen Motha und Sonja und tauschen ihre Sorgen aus, will sagen: Sie kochen. Heute gibt es einen Braten. Motha erzählt Sonja, wie zufrieden Simpel ist, dass er endlich im Gefängnis sitzt. Sonja informiert Motha, dass das Lied inzwischen schon ganz anders tönt. Motha will das nicht glauben. »Ssiimpel hat schon imme’, imme’ viel allein sein wollen«, sagt sie. Als sie später am Tage mit Lonyl im Besucherzimmer vom Kreisgefängnis sitzt und Simpel reinkommt, sieht sie auf den ersten Blick, dass Sonja Recht hatte. Simpel ödet sich zu Tode. Die restliche Weihnachtszeit über sucht Motha eine neue Schule für Lonyl; nicht der leichteste Job, da kaum jemand mit offenen Armen auf ein Problemkind wartet und weil ferienhalber kaum jemand da ist. Natürlich sind sämtliche Dreharbeiten abgesagt, da hat sie Zeit, sich ihre Gedanken über das Familienleben als solches zu machen.

    FAZIL ARTANA:
    Heiligabend ruft Fazil Eisenmann an und bittet ihn, ihm bei seinem Räumungsverkauf von Hinterzimmerpornos zu helfen. Eisenmann eilt zu ihm. Wenn er im ganzen beschissenen Konzern einen schätzt, dann ist das Fazil. Er fährt ins Al Mafar’s und isst erst mal mit Fazil, seiner Frau Eelsi und dem kleinen Munan Izmir Köfte, dann fängt er an zu arbeiten. Fazil, Eelsi und Munan sind Muslims (Munan noch ohne es zu wissen), also herrscht auch hier keine ausgesprochene Weihnachtsstimmung. »Was für Scheweinerei isstu morgen, Eisenmann?«, will Fazil wissen und lacht. Eelsi lacht auch. Eisenmann findet das nicht so furchtbar witzig, er lächelt dünn und erzählt, dass er Weihnachten hasst und wahrscheinlich mutterseelenallein zu Hause liegen wird. Das Al Mafar’s – Fazils »Restaurant« – läuft seit Jahren aus eigener Kraft. Nachdem die Pornos aus dem Haus sind, kann Fazil entspannt sein Projekt weiterbetreiben, wahrscheinlich als Einziger bei DESIREVOLUTION. PapaHans’ Finanzchaos berührt ihn nicht. Auch Fazil und Eelsi sehen viel fern. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gehen sie in die Moschee in einen Stadtteil, der noch kaputter ist als der, wo sie wohnen.

    EISENMANN:
    Wie versprochen verbringt Eisenmann den ersten Feiertag alleine, er liegt auf dem Bett und sieht fern und hat seine liebe Mühe damit, den Weihnachtssendungen aus dem Weg zu gehen. Gegen zwei Uhr morgens denkt er, jetzt würde er bereitwillig Kubricks gesammelte Werke für fünfzehn Minuten Porno hingeben. Wie alle anderen hat er seine Bestände aus dem Haus geschafft, aber er ist der Einzige, dem sie schon fehlen.

    RITMEESTER:
    Selbstverständlich verbringt auch Ritmeester den Heiligen Abend allein. Seine einzige Adventshandlung hat darin bestanden, seiner alten Mutter zu schreiben, die in einem Altersheim vor der Stadt wohnt. Sie hat auch geantwortet, mit einem Brief, aus dem hervorgeht, dass sie a) kein Wort von Ritmeesters Brief verstanden hat; b) nicht weiß, dass Weihnachten ist; c) glaubt, Ritmeester sei vierundzwanzig Jahre alt, was nicht stimmt, er ist dreiundvierzig. Egal, ihr Brief kommt am 22. Dezember an und
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