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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman
Autoren: Matias Faldbakken
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bezeichnet er als »Gewalttäter oder Märtyrer der Freiheit?«
    Als Erste kommt eine Frau, die nach einer fehlgeschlagenen Behandlung im Zentralkrankenhaus mit dem etwas zweifelhaften Begriff »Schmerzenswrack« bezeichnet wird. Jetzt hat sie im Ausland professionelle Hilfe gesucht, auf eigene Rechnung, und wird hier dem Arzt, der die Sache versiebt hatte, zum Rededuell begegnen. Das Schmerzenswrack kommt in einer Art Rollstuhl, eher einem fahrbaren Bett, ins Studio und hält einen fast zehnminütigen Klagegesang, bis Oberarzt Rausch hereinkommen darf und was zu hören kriegt, dass ihm die Ohren flattern. Das Publikum jubelt dem Schmerzenswrack zu und buht Oberarzt Rausch aus. Simpel schaut Robert steif an. Er winkt ihn zu sich und fragt, ob sie am Ende auch einen von seinen Feinden ins Studio geholt haben, »hinter meinem Scheißrücken?« Robert verneint.
    Als Zweiter kommt ein Börsenfuzzi, der über seinen und anderer Börsenfuzzis Heroinmissbrauch berichtet. Das Publikum macht »Oooh!«, als er sagt, dass er seit elf Jahren abhängig ist. Peter Nilsen feuert allerlei kritische Fragen ab. Wird die Schädlichkeit von Heroin nicht übertrieben? Sollte man nicht eine Legalisierung anstreben, da nicht der Missbrauch, sondern die Beschaffungskriminalität das größte Problem ist? Sind die Junkies unten am Bahnhof und in den Grünanlagen nicht eher deswegen so elend dran, weil sie zum Heroin Rohypnol nehmen, Schnaps trinken und Lösungsmittel schniefen? Und kann man überhaupt an etwas anderem als der Pupillengröße feststellen, ob jemand, zum Beispiel der anwesende Börsenmakler, unter Heroin steht? Steht er jetzt unter Heroin? Das Publikum macht wieder »Oooh!«, als er sagt, ja, tut er. Usw.
    Und dann ist Simpel an der Reihe. Der Producer zeigt nach amerikanischer Manier mit dem Finger auf ihn, Simpel steht auf und geht zu Peter Nilsen rein. Das Publikum applaudiert und jubelt. Er stellt sich auf den ihm zugewiesenen Platz am Interviewtisch, dorthin, wo das Schmerzenswrack und der Börsenfuzzi lagen respektive standen, und wartet ab, was Nilsen sagt. Nilsen stellt ihn und sein Projekt ganz annehmbar vor. Wegen der ganzen Lampen sieht Simpel so gut wie nichts.

    Peter Nilsen: Simpel … dein Name ist Simpel. Gegenwärtig sitzt du wegen eines Überfalls in Untersuchungshaft. Stimmt das?
    Simpel: Das stimmt.
    Peter Nilsen: Aber du bezeichnest deine Tat nicht als Überfall , sondern als Aktion oder Intervention . Würdest du uns Ziel und Zweck dieser Intervention erklären?
    Simpel: Ja … Also … Ich hab die Faszinations-Diktatur der Kulturschaffenden satt gehabt, also dass alle kulturellen Äußerungen auf Tod und Leben immer so faszinierend sein müssen; ein Phänomen als faszinierend zu bezeichnen, taucht die ganze Welt in ein sentimentales, ein heuchlerisches Licht. Und da unser Land vor lauter Kulturarbeitern bald überläuft, dachte ich, es ist höchste Zeit, etwas gegen die Faszinations -Generation zu unternehmen … meine Generation … denn die verdirbt einfach alles … Wenn man nachdenkt, sieht man, dass man schon überhaupt nichts mehr wirklich faszinierend finden kann.
    Peter Nilsen: Und hast du diese Meinung kundgetan?
    Simpel: Ich … kurz gesagt, ich habe eine Textildesignerin betrogen, habe erzählt, ich wäre Galerist … und dann … dann habe ich sie mit Schlaftabletten betäubt und ihr in fetten Buchstaben quer über den Bauch das Wort Fasci NATION tätowiert.

    Das Publikum macht »Oooh!« und lacht.

    Peter Nilsen: Mit anderen Worten, du hast ihr deine Kritik für immer und ewig in die Haut gebrannt?
    Simpel: … ja, stimmt …
    Peter Nilsen: Mmm … Auf die Gefahr hin, als politisch unkorrekt zu gelten: Deine Ausgangsidee wirkt durchaus nachvollziehbar. Wahrscheinlich sind viele von uns nicht gerade begeistert über die Art und Weise, wie die Kulturleute überhand nehmen, oder was meint das Publikum?
    Publikum: NEEEIIN!
    Peter Nilsen: Oioioi … Wie du hörst, stößt du auf breite Zustimmung, Simpel … Aber das war nicht deine einzige Aktion?
    Simpel: Nein, also, ich arbeite seit einer Reihe von Jahren an solchen Aktionen …
    Peter Nilsen: Und wie finanzierst du diese Projekte?
    Simpel: … Ich habe … Hinter mir steht eine Pornofilmgesellschaft, die mir finanziell die nötige Ruhe und Konzentration erlaubt hat …
    Peter Nilsen: … eine Gesellschaft, die du selber gegründet hast?
    Simpel: Ja … mit einem Bekannten von mir, eben um wirtschaftlich unabhängig zu sein – eine
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