The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
nach kurzer Zeit zwang ihn die Neugier, wieder hinzuschauen.
Seritha richtete sich auf, erschöpft, aber zufrieden.
Naitachal, der erleichtert dreinschaute, stand langsam auf –
nicht einmal eine Narbe war auf der glatten Haut seines Armes zu sehen. Auf Serithas Wink hin brachte ein kleiner Junge ihnen einen Flakon mit etwas, das scharf nach Kräutern roch und vermutlich Kräfte wiedererweckte.
Beide, Heilerin und Dunkler Elf tranken gierig und lächelten sich dann an. Naitachal verbeugte sich.
»Ich bin für immer in Eurer Schuld, Lady.«
Sie strahlte. »Ich bin wohl kaum eine Lady. Und ich habe nur das getan, was jeder Heiler tun sollte.« Seritha scheuchte ihn mit einem Winken ihrer Hände weg. »Nun fort mit Euch. Geht, und beruhigt Eure Freunde.«
Naitachal grinste. »Ich höre und gehorche!«
Als der Dunkle Elf sich ihnen näherte, fragte Kevin atemlos: »Wie … wie fühlst du dich?«
»Gesund. Absolut und vollkommen gesund.«
»Nun, das verblüfft mich wahrhaftig«, versetzte Lydia.
»Ich hätte nie gedacht, daß ein normaler Mensch eine derartige Macht besitzen könnte.«
»Nein«, murmelte der Dunkle Elf nachdenklich. »Ich auch nicht.« Er schaute Berak an. Dann zuckte Naitachal mit den Schultern. »So soll es sein«, sagte er, und zwar so bedeutungsschwanger, daß Kevin hätte schwören können, es sollte heißen: Ich werde Euer Geheimnis bewahren.
Welches Geheimnis? Was ging zwischen den beiden vor?
Doch dann stieg ihm der wunderbare Duft von gebratenem Fleisch in die Nase, und Kevin vergaß für den Augenblick alle Geheimnisse.
»Schling nicht so«, warnte Lydia ihn. »Dein Magen ist geschrumpft. Dir wird schlecht werden.«
Oh, aber es war ein schwerer Kampf, das Fleisch, das Brot, den Käse, den Wein und die Süßigkeiten nicht her-unterzuschlingen. Schließlich lehnte Kevin sich mit einem zufriedenen Seufzer zurück. Zum ersten Mal seit wer weiß wie vielen Tagen fühlte er sich wieder lebendig.
»Meine Freunde«, verkündete er den Gauklern, »wir können euch das wahrscheinlich niemals vergelten.«
Sie lachten. »Das ist nicht nötig! Nicht nötig!«
»Übrigens«, sprach der Bardling so gelassen wie möglich weiter, »wir haben uns … ehm … vor ziemlich vielen Tagen … ehm … getrennt.«
»Getrennt!« rief jemand spöttisch. »Du bist einfach abgehauen, so war das!«
»Ehm, nun, ja«, gab Kevin zögerlich zu, sich Lydias amüsiertem Blick nur zu deutlich bewußt. »Wie dem auch sei, was habt ihr seitdem gemacht? Habt ihr irgendwelche Neuigkeiten?«
Berak zuckte mit den Schultern. »Mittlerweile ist das schon Schnee von gestern. Graf Volmar wird in Kürze ein großes Fest auf seiner Burg geben.«
»Und wir werden dort auftreten«, mischte sich ein Junge ein. »Vor dem Grafen höchstpersönlich!«
Berak grinste. »Das stimmt, Riki. Vor dem Grafen höchstselbst.« Sein Grinsen wurde schwächer, als er sich zu Kevin herumdrehte. »Weißt du, im Moment gehen seltsame Gerüchte herum. Gerüchte, nach denen Graf Volmar eine wichtige Ankündigung machen will. Weißt du etwas darüber?«
»N-nein. Eigentlich nicht.«
»Tatsächlich? Nun, Gerücht oder nicht, die Wahrheit ist, daß alle Lehnsmänner und Bundesgenossen des Grafen zu diesem großen Ereignis zusammenkommen. Worum auch immer es sich handeln mag.«
Kevin erwiderte Beraks eindringlichen Blick so unschuldig er konnte. Der Bardling zwang sich zu einem Grinsen und sagte: »Nun, es war ein langer Tag. Wenn es euch nichts ausmacht, würden wir gern die Nacht hier bei euch verbringen.«
Berak war offensichtlich enttäuscht, daß er keine wichtigen Geheimnisse von seinen Gästen erfahren hatte, doch er verbeugte sich steif. »Unser Lager ist selbstverständlich auch euer Lager. Fühlt euch wie zu Hause.«
Sobald sie allein im Schutz eines Wagens lagen, kam Tich’ki aus ihrem Versteck hervor. »Du hättest mir ruhig mehr Essen zustecken können«, beschwerte sie sich bei Lydia.
»Damit sich alle wundern, warum ich mein Haar füttere?«
Naitachal ignorierte sie. »Was ist mit Beraks Neuigkeiten? Auf mich wirkte das ziemlich geheimnisvoll.«
»Auf mich auch«, gab Kevin zu. »Das ist nicht nur irgend so ein kleines Turnier, das der Graf da veranstaltet.
Nicht, wenn er alle seine Bundesgenossen zusammenruft, um eine große Verlautbarung zu machen.«
»Genau.« Der Dunkle Elf runzelte die Stirn. »Es könnte genausogut sein, daß Volmar im Interesse Carlottas spielt, daß er, wie man so sagt, alles auf eine Karte
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