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The Attack

The Attack

Titel: The Attack
Autoren: Noam Chomsky
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Bemühungen, die Hintergründe dieser und anderer Verbrechen aufzudecken, noch verstärken und die gerechte Sache, der sie sich bislang verpflichtet fühlten, energisch weiter betreiben. Sie sollten zuhören, wenn der Bischof der südmexikanischen Stadt San Cristobal de las Casas, der genug Elend und Unterdrückung gesehen hat, die Nordamerikaner drängt,
    »darüber nachzudenken, warum sie so verhaßt sind«, nachdem die USA »ihre wirtschaftlichen Interessen mit Gewalt geschützt haben«.13
    Sicher ist es schmeichelhafter, liberalen Kommentatoren zuzuhören, die uns versichern, daß »sie uns hassen, weil wir für eine »neue Weltordnung« kapitalistischer, in-dividualistischer, säkularisierter und demokratischer Pro-venienz eintreten, die überall zur Norm werden sollte«.14
    Oder wir folgen Anthony Lewis, der uns glauben machen will, die von den USA in der Vergangenheit betriebene Politik sei nur insoweit von Bedeutung, als sie »die Einstellung der Öffentlichkeit in der arabischen Welt gegen-
    über den Bestrebungen der Antiterror-Koalition negativ
    #0 Noam Chomsky
    beeinflußt« habe.15 Ansonsten, so erklärt er im Brustton der Überzeugung, hat unsere Politik mit den Zielen der Terroristen nichts zu tun. Was sie sagen, ist so nebensächlich, daß man es ignorieren kann. Ebenso können wir die Übereinstimmung zwischen ihren Worten und ihren Taten, die seit zwanzig Jahren terroristischer Aktionen bekannt ist und über die seriöse Journalisten und Wissenschaftler informiert haben, ignorieren. Es ist eben einfach wahr und keines Beweises bedürftig, daß die Terroristen »eine unheilbar sündhafte und ungerechte Welt mit Gewalt verändern wollen« und lediglich für einen »apoka-lyptischen Nihilismus« stehen (hier zitiert Lewis zustim-mend Michael Ignatieff). Die Ziele und Aktionen, zu denen sich die Terroristen bekennen, sind uns ebenso gleichgültig wie die Einstellungen der Bevölkerung in der Golfregion, selbst wenn es sich dabei um pro-amerikanische Kuwaiter handelt. Wir sind an solchen Reaktionen ganz und gar unschuldig.
    Solche Vorstellungen sind angenehm, aber nicht besonders klug, wenn es um die Zukunft geht.
    Neue Möglichkeiten, immerhin, tun sich auf. Der
    Schock über die grauenhaften Anschläge hat auch in den intellektuellen Eliten zu einem Umdenkungsprozeß ge-führt, der noch vor kurzer Zeit nicht vorstellbar gewesen wäre, und das gilt in noch höherem Maße für die breite Öffentlichkeit. Kritik und Dissidenz werden, wie ich aus persönlicher Erfahrung berichten kann, nicht nur in Europa stärker wahrgenommen, sondern finden sogar Ein-gang in die Mainstream-Medien der Vereinigten Staaten.
    Natürlich gibt es auch diejenigen, die stillschweigenden Gehorsam fordern. Das kennen wir von den Ultrarechten, aber in Ansehung der Geschichte müssen wir es auch von einigen Linksintellektuellen erwarten. Aber es
    Der A ngriff und seine Folgen 81
    ist wichtig, sich nicht von hysterischen Phrasen und Lügen einschüchtern zu lassen, sondern so weit wie möglich wahrhaftig und aufrichtig zu sein und die Folgen dessen, was man tut oder zu tun unterläßt, zu bedenken. Binsenweisheiten, an die wir uns hin und wieder erinnern sollten.
    Darüber hinaus müssen wir uns den spezifischen Problemen zuwenden, um zu wissen, was wir erforschen und wie wir handeln sollen.
    Anmerkungen
    1 John Burns, New York Times vom 16. September 2001.
    2 Douglas Frantz, New York Times vom 30. September 2001.
    3 John Sifton, New York Times Magazine vom 30. September 2001.
    4 Vgl. dazu u. a. Charles Sennott, Boston Globe vom 6. Oktober 2001.
    5 Boston Globe vom 27. September 2001, Titelseite.
    6 Zitate aus der Financial Times vom 9. Oktober 2001. Der Bericht beruft sich auf Oxfam, Ärzte ohne Grenzen, Christian Aid, Save the Children Fund und UN-Vertreter.
    7 Financial Times vom 10. Oktober 2001.
    8 Barry Bearak in der New York Times vom 15. Oktober 2001.
    9 Guardian vom 29. September 2001.
    10 Christian Science Monitor vom 28. September 2001.
    11 So zitiert der Boston Globe vom 27. September 2001 einen Beamten des Pentagon, der damit »die Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen will«.
    12 Vgl. New York Times vom 5. Oktober 2001, die einen in den USA ausgebildeten Anwalt für internationales Wirtschaftsrecht zitiert.
    13 Marion Lloyd aus Mexiko City im Boston Globe vom 30. September 2001.
    14 Ronald Steel in der New York Times vom 14. September 2001.
    15 New York Times vom 6. Oktober 2001.
    Anhang
    Außenministerium
    Bericht
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