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The Attack

The Attack

Titel: The Attack
Autoren: Noam Chomsky
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Terminus ver-wenden mußten, wenn sie in der islamischen Welt Verbündete gewinnen wollten. Also führten sie den Begriff
    »Krieg« ein. Auch der Golfkrieg von 1991 wurde so bezeichnet, während die Bombardierung Serbiens eine
    »humanitäre Intervention« gewesen sein soll. Dieser Ausdruck ist nicht neu; im neunzehnten Jahrhundert haben die europäischen Imperialmächte ihre übersee-ischen Unternehmungen generell so genannt. Ein wissenschaftliches Standardwerk bringt für die Zeit direkt vor dem Zweiten Weltkrieg drei Beispiele für eine »humanitäre Intervention«: Japans Besetzung der Man-
    dschurei, Mussolinis Einmarsch in Äthiopien und Hitlers Annektion des Sudetenlandes. Natürlich betont der Autor, daß diese Verbrechen jeweils unter dem Deckmantel der
    »humanitären Intervention« begangen wurden.
    Ob der Kosovo-Krieg darunter fällt, hängt davon ab, was dort tatsächlich geschah. Leidenschaftliche Rhetorik allein genügt nicht, weil nahezu jede Form der Gewaltanwendung in dieser Weise gerechtfertigt werden kann.
    Im Fall des Kosovo lassen sich humanitäre Absichten nur schwer nachweisen, und die eigentlichen Gründe der Regierung liegen auf einem ganz anderen Feld. Aber darüber habe ich anderswo detaillierter berichtet (siehe Literaturempfehlungen im Anhang, Anm. d. Lekt.).
    12 Noam Chomsky
    Die Rolle der Geheimdienste
    Für die westlichen Geheimdienste war der Angriff vom 11. September sicherlich eine böse Überraschung. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die CIA in den achtziger Jahren in Zusammenarbeit mit dem pakistanischen Geheimdienst radikale islamische Fundamentalisten ausgebildet und bewaffnet hat, damit sie einen
    »Heiligen Krieg« gegen die russischen Invasoren in Afghanistan führen konnten.
    Heute gibt es Versuche, die USA zum unschuldigen
    Zuschauer zu machen, und selbst respektable Journalisten beten die offizielle CIA-Version nach, aber die Wirklichkeit sieht anders aus.
    Nachdem die Sowjets sich aus Afghanistan zurückgezogen hatten, wandten viele der Fundamentalisten (die, wie Bin Ladin, gar keine Afghanen waren) ihre Aufmerksamkeit anderen Gebieten zu. In Tschetschenien und Bosnien genossen sie zumindest die stillschweigende Unterstützung der USA; in Bosnien wurden sie darüber hinaus von der Regierung willkommen geheißen und erhielten als Dank für ihre militärischen Leistungen die bosnische Staatsbürgerschaft. In Westchina kämpfen chinesische Muslime gegen die Zentralregierung; einige von ihnen wurden offensichtlich schon 1978 von China nach Afghanistan geschickt, um sich an der Guerillarebellion gegen die dortige Regierung zu beteiligen. Rußland marschierte in Afghanistan ein, um die Aufstände niederzuschlagen (das alles erinnert sehr stark an die US-Amerikaner in Vietnam, die im Süden ein Marionettenregime installierten, das sie dann »verteidigen« mußten). Die Muslime schlössen sich den von der CIA unterstützten Streitkräften an, die gegen die Besatzungsmacht kämpften. Mittlerweile
    Der Angriff und seine Ursachen 13
    sind die islamischen Fundamentalisten auch auf den südlichen Philippinen und in Nordafrika auf dem Vormarsch.
    Und sie haben ihre Hauptfeinde - Saudi-Arabien, Ägypten und, seit den neunziger Jahren, auch die USA — ins Visier genommen. Für Bin Ladin ist die Präsenz der USA in Saudi-Arabien die Verletzung heiligen Territoriums und im Grunde eine ähnliche Invasion wie die der UdSSR in Afghanistan.
    Abgesehen davon sind die Geheimdienste und welt-
    weiten Kontrollsysteme (wie Echelon) sehr viel weniger effektiv, als gemeinhin angenommen wird. Es hat immer wieder kolossale Fehler gegeben, auch bei Zielobjekten, die besser zugänglich sind als das Terrornetzwerk von Bin Ladin, das zweifellos so stark dezentralisiert, enthier-archisiert und über viele Länder verteilt ist, daß es schwer sein dürfte, dort einzudringen. Sicher werden die Geheimdienste jetzt etatmäßig aufgestockt, aber gegen diese Art von Terrorismus läßt sich nur wirksam vorgehen, wenn man die Ursachen bekämpft, die zu seiner Heraus-bildung geführt haben.
    Der »islamische Fundamentalismus« -ein
    neuer Feind?
    Im Grunde haben die USA (und viele andere westliche Staaten) gegen religiösen Fundamentalismus an sich nichts einzuwenden, er ist in der Alltagskultur der Vereinigten Staaten sogar weit verbreitet und kann extreme Formen annehmen. In der islamischen Welt ist neben dem Taliban-Regime Saudi-Arabien ein stark fundamentalistisch ausgerichteter Staat, der
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