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The Attack

The Attack

Titel: The Attack
Autoren: Noam Chomsky
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allerdings von Anfang an 14 Noam Chomsky
    ein Satellit der USA war; die Taliban sind Abkömmlinge der saudischen Version des Islam.
    Radikale islamische Extremisten, die oft als »Fundamentalisten« bezeichnet wurden, gehörten in den achtziger Jahren zu den Lieblingen der US-amerikanischen Politik, weil unter ihnen die besten Killer waren, die man bekommen konnte. Einer der Hauptfeinde der USA war damals die katholische Kirche, die sich in Lateinamerika unverzeihlicherweise auf die Seite der Armen geschlagen hatte. Für dieses »Verbrechen« wurde sie schwer bestraft. In der Wahl seiner Feinde verfährt der Westen durchaus ökumenisch. Entscheidend ist die Unterordnung unter die Vormacht, nicht die Religion.
    Auf jeden Fall ist der Angriff vom 11. September ein Rückschlag für die Sache der Palästinenser. Die Israelis nutzen die Gelegenheit, um ihren Druck auf die palästinensische Bevölkerung weiter zu verstärken. In den ersten Tagen nach dem Angriff rückten israelische Panzer in Jenin, Ramallah und (zum ersten Mal) Jericho ein, wobei einige Dutzend Palästinenser ums Leben kamen. Das ist die übliche Spirale der Gewalteskalation, die wir auch aus anderen Gebieten kennen.
    Und es ist ein Rückschlag für die Gegner des Globali-sierungsprozesses, weil solche Anschläge Wasser auf die Mühlen repressiver Kräfte hier wie dort sind und gerne dazu genutzt werden, um die Militarisierung der Gesellschaft, den Abbau von Sozialprogrammen und die Um-verteilung des Reichtums zugunsten der Besitzenden zu beschleunigen. Aber das wird auf Widerstand stoßen und wohl nur kurzfristig Erfolg haben.
    Der Angriff und seine Ursachen 1)
    Läßt sich der Krieg gegen den Terrorismus
    gewinnen?
    Zunächst ist anzumerken, daß die USA in vielen Teilen der Welt aus guten Gründen für einen der führenden terroristischen Staaten gehalten werden.
    Den gegen uns gerichteten Terrorismus können wir be-kämpfen, indem wir die Situation entschärfen oder die Bedrohung eskalieren. Eskalation ist keine zwingende Notwendigkeit: Als in London IRA-Bomben explodierten, forderte niemand, West-Belfast oder Boston zu bombardieren, zwei Hauptquellen für die Gelder der IRA.
    Vielmehr bemühte man sich, die Schuldigen zu fassen und die Hintergründe des Terrors aufzudecken. Als in Oklahoma auf das Gebäude einer Bundesbehörde ein
    Sprengstoffattentat verübt wurde, forderten viele einen Vergeltungsschlag gegen den Mittleren Osten, der auch gekommen wäre, wenn es sich um arabische Täter gehandelt hätte. Als man herausfand, daß die einheimische ul-trarechte Szene dahintersteckte, ertönte nicht der Ruf, Montana und Idaho mit Bomben zu belegen. Vielmehr suchte und fand man den Täter, stellte ihn vor Gericht und verurteilte ihn. Auch hier war man darum bemüht, die Hintergründe des Anschlags aufzuhellen. Jedes Verbrechen, der Straßenüberfall ebenso wie ein Massaker, hat Ursachen, und zumeist sind einige von ihnen sehr ernst zu nehmen und müssen behoben werden.
    Auch gegen schwere und lang andauernde Verbrechen läßt sich mit den Mitteln des Gesetzes vorgehen. Dafür gibt es Beispiele. Eins davon ist Nicaragua, in den achtziger Jahren Ziel terroristischer Angriffe seitens der USA, bei denen Zehntausende starben und das Land verwüstet wurde. Es hat sich bis heute nicht davon erholt. Hinzu 16 Noam Chomsky
    kam ein Wirtschaftskrieg, den das kleine Land kaum überstehen konnte. Aber Nicaragua warf keine Bomben auf Washington. Es rief den Weltgerichtshof an, der zu seinen Gunsten entschied, die USA zur Beendigung des Terrorkriegs und zur Zahlung von Reparationsleistungen aufforderte. Die Vereinigten Staaten erkannten das Urteil nicht an und eskalierten den Krieg. Daraufhin appellierte Nicaragua an den UN-Sicherheitsrat. Der wollte eine Resolution verabschieden, in der alle Staaten aufgefordert wurden, das geltende internationale Recht zu beachten.
    Die USA legten ihr Veto ein. In der Vollversammlung erhielten sie eine ähnliche Resolution, die mit den Gegen-stimmen der ewigen Neinsager - USA und Israel - ver-abschiedet wurde. Das ist der Rechtsweg, den auch die Vereinigten Staaten beschreiten können, und daran würde sie niemand hindern. Genau das erwartet man von ihnen in der arabischen Region.
    Die Regierungen im Mittleren Osten und Nordafrika würden sich nur allzu gerne dem Kampf der USA gegen die Terrorgruppen anschließen, denn sie stehen (wie das seinerseits terroristische Regime in Algerien) im Faden-kreuz der islamischen Fundamentalisten.
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