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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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sich mit der Strömung davon treiben, wobei sie sich ununterbrochen im Spiegel zulächelte und Laute des Entzückens von sich gab. Lumiggl und Floritzl würdigte sie keines Blickes, geschweige denn eines Abschiedsgrußes oder gar eines Dankeschöns.
    Lange blickten die beiden Freunde ihr nach. Lumiggl war, als bräche ihm das Herz. Auch Floritzl war für einen Elf ungewöhnlich ernst. Ihn drückte sein schlechtes Gewissen. Aus seinem harmlos gedachten Scherz hatte sich eine echte Katastrophe für seinen Freund entwickelt. Und es fiel ihm beim besten Willen nichts ein, was er hätte tun können.
    „Soll ich dir ein Lied spielen?“ schlug er zaghaft vor, aber Lumiggl achtete überhaupt nicht auf ihn. Normalerweise hätte das den Elf tief gekränkt. Er war der festen Überzeugung, dass Elfenmusik über jeden Kummer hinweg trösten konnte und Floritzl tröstete gerne mit Musik. Er war ein ausgezeichneter Flötenspieler, niemand wusste das so gut, wie er selbst. Aber diesmal zuckte er nur betreten die Achseln.
    „Komm aus dem Wasser“, sagte er schließlich zu Lumiggl. „Du siehst schon ganz schrumpelig aus.“
    „Ist doch egal“, gab Lumiggl zurück. „Ich kann ja ohnehin nicht zu Milvola gehen – ohne Geschenk.“
    „Das ist doch Blödsinn! Erst konntest du nicht gehen, weil du schmutzig warst ...“
    „Was allein deine Schuld war“, warf Lumiggl dazwischen.
    „Und dann“, fuhr Floritzl fort, als hätte er nichts gehört, „bist du schneller als gedacht wieder sauber und kannst trotzdem nicht gehen und musst im Wasser bleiben?“
    Darauf fiel Lumiggl keine Antwort ein, was ihn wütend machte. Gleich darauf schämte er sich wieder und kroch schließlich wortlos aus dem Wasser.
    „So ist es besser“, lobte Floritzl.
    „Was soll das heißen – 'soistesbesser'? Du bist doch schuld daran, dass ich keinen Spiegel mehr habe! Nur weil du Angst hattest, nass zu werden!“, explodierte Lumiggl. „Ohne dich wäre das alles nicht passiert. Ich wäre sauber und ich hätte einen Spiegel ...“
    „Es hat doch keinen Sinn, Geschehenem nachzutrauern“, unterbrach ihn Floritzl schnell, denn sein schlechtes Gewissen wuchs. „Wir gehen einfach zu ihr hin, und erklären ihr das ganze – und ihren Eltern auch ...“
    „Natürlich! Aber sicher doch!“, meinte Lumiggl sarkastisch. „Auf so dumme Ideen kannst auch nur du kommen!“
    „Was soll das heißen, dumme Idee! Ich wäre schließlich mitgekommen!“
    „Oja, dein Wort hat Gewicht“, höhnte Lumiggl. „Dir glaubt man doch noch nicht mal im Elfenreich!“
    „Sag das noch mal!“ Floritzl flatterte kampflustig auf den Wombling zu und hob die Fäuste vors Gesicht.
    Beim Anblick des nassen Bündels fiel Lumiggl wieder ein, dass er ja der ärmste Wombling der Welt war. Mit einem herzzerreißenden Schluchzer sank er auf die Wiese nieder. Dort zupfte er ein großes Sauerampferblatt ab, um sich geistesabwesend damit trocken zu reiben.
    Floritzl hob wortlos Hemd und Hose wieder auf und breitete sie über zwei üppigen Grasbüscheln zum Trocknen aus.
    „Du kannst ihr doch etwas anderes schenken“, schlug er vor. „Vielleicht finden wir etwas, das genauso schön ist, oder wenigstens fast. Und wenn nicht, kannst du ihr beim Überreichen immer noch erklären, dass du alles durch meine Schuld verloren hast.“
    Gegen seinen Willen war Lumiggl gerührt über dieses Angebot. Dass der Elf bereit war, für seine Streiche einzustehen, kam nicht allzu oft vor.
    „Und was soll ich ihr schenken?“, fragte der Wombling daher, schon ein wenig hoffnungsvoller.
    „Also, da wäre ...“ der Elf kratze sich an der Ohrspitze, „tja ...“
    Ratlos sah er sich um. Plötzlich klatschte er in die Hände, schlug einen Purzelbaum in der Luft und landete dann breit grinsend neben dem Wombling.
    „Welches ist das Geschenk für eine junge Dame?“ schrie er aufgeregt, „na?“
    „Ein Kochtopf für die Aussteuer?“
    „Quatsch – Blumen!“
    „Blumen“, murmelte Lumiggl, „Blumen ...“
    „Du weißt schon! Diese Dinger mit den bunten Blättern oben und den grünen unten und dem Stiel dazwischen!“
    „Blumen ...“ Lumiggl sah seinen Freund immer noch an, als ob er nicht ganz bei Trost sei.  
    „Du spinnst doch!“, schimpfte er schließlich. „Was glaubst du, wie viel Blumen Milvola heute von all den Womblingen geschenkt bekommen wird? Auf die Idee kommt doch wohl jeder! Ich wollte ihr etwas ganz besonderes schenken! Wenn ich mit einem windigen Strauß Blumen und sonst nichts
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