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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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ältere Schwestern.«
    »Die, die in Hannahs Klasse ging.«
    »Sie heißt Sage. Meine anderen Schwestern heißen Rosemary und Daisy. Yasmine ist die hebräische Version von Jasmin.«
    »Deine Mom hatte wohl einen Hang zur Botanik.«
    Yasmine lächelte und blickte wieder auf die Uhr. »Ich muss los. Der Unterricht fängt um halb acht an.«
    »Das weiß ich noch. Warum warst du so früh hier?«
    »Manchmal komm ich so früh, um meine CD s anzuhören.« Sie zog sechs Opern aus ihrem Rucksack – zweimal Verdi, zweimal Rossini und zweimal Mozart. »Also, ich liebe meine Eltern wirklich. Und ich liebe meine Schwestern. Sie sind toll und wunderbar und so. Und ich mag auch die normalen Popsachen. Aber manchmal, wenn ich mir meine eigene Musik anhöre – die offenbar sonst niemand mag –, dann bin ich gern allein.«
    Ihr Blick schweifte in die Ferne.
    »Ich träum davon, mal eine richtige Oper live zu sehen. Und jemand Tolles wie Alyssa Danielli singt.« Sie hob ihren Rucksack hoch. »Danke für das Angebot, mich zu begleiten.«
    »Es ist mir ein Vergnügen.«
    »Und danke, dass du dich nicht über mich lustig gemacht hast.«
    »Na ja, hab ich ja irgendwie schon.«
    »Ja, irgendwie schon, stimmt.« Sie winkte ihm zu und war verschwunden.
    Er widmete sich wieder seiner Zeitung, wohl wissend, dass in der ganzen Sache der Wurm steckte. Aber durch das Gespräch mit ihr war ihm plötzlich klar geworden, wie einsam er sich fühlte.
    Sie hatte einen schlafenden Löwen geweckt.
    Mädchen.

4
    Autopsieberichte, in denen es um selbst beigebrachte Schusswunden ging, waren immer grausig. Waffen, die aus nächster Nähe abgefeuert wurden, verursachten fürchterliche Schäden. Die Einzelheiten lasen sich noch schwerer, wenn die Opfer so jung waren wie Gregory Hesse. Beim Überfliegen der ausführlichen Polizeiakte und des Berichts des Gerichtsmediziners stach Marge nichts Außergewöhnliches ins Auge. Alle Kennzeichen eines Selbstmordes waren vorhanden: eine einzige Kugel im Kopf, direkte Schmauchspuren an der Schläfe, die Position des Körpers im Zusammenspiel mit der Waffe, Tüpfelung auf der rechten Hand des Jungen. Sie stand von ihrem Schreibtisch auf und klopfte an Deckers offenstehende Tür. »Wolltest du die Akte von Gregory Hesse durchgehen?«
    »Ja, das wäre gut.« Er winkte sie in sein Büro. Marge trug einen dünnen braunen Pulli und eine schwarze Hose – was bequemer aussah als Deckers grauer Anzug. Heute hatte er einen schwarzen Rollkragenpullover an, so musste er sich wenigstens keine Krawatte umbinden. Der Captain hatte seinen Aufzug von oben bis unten gemustert und gefragt, ob er plane, nach Hollywood zu gehen. »Gibt es in der Akte etwas, das ich wissen sollte?«
    Marge setzte sich und legte die Papierstapel auf Deckers Schreibtisch. »Das meiste liest sich einfach nur deprimierend.«
    »Was ist mit der Waffe?«
    »Laut Akte handelt es um einen Ruger 357.«
    »Ein kompaktes Ding«, sagte Decker.
    »Kompakt – egal, was es war, es hat zum gewünschten Ergebnis geführt. Oliver sagte noch, der Ruger sei ein älteres Modell.«
    »Wie alt?«
    »Das hat er, glaube ich, nicht gesagt. Er holt den Revolver heute irgendwann aus der Asservatenkammer.« Sie machte eine Pause. »Wenn alle Details zu einem Selbstmord passen, was machen wir dann als Nächstes?«
    »Tja, ich kann Mrs. Hesse anrufen und ihr berichten, dass es für uns keine Anhaltspunkte für weitere Ermittlungen gibt. Oder ich rufe sie an und sage ihr, dass ich mit einigen von Gregorys Freunden und Lehrern sprechen und versuchen werde, ein paar Hinweise auf ihn zu bekommen.«
    Marge nickte.
    »Was geht dir durch den Kopf?«, fragte Decker.
    »Mrs. Hesse wohnt in einer Gemeinde, für die wir zuständig sind. Also sind wir im weitesten Sinne ihre Angestellten. Aber ist das wirklich unser Job – eine psychologische Autopsie? Es macht mir nichts aus, daran zu arbeiten, aber ich will nicht in Bereiche vorstoßen, von denen wir wenig Ahnung haben.«
    »Ein guter Einwand, also lass es mich mal so sagen: Bei unseren Ermittlungen versuchen wir immer, das Motiv hinter jedem Verbrechen zu ermitteln. Streng genommen ist Selbstmord ein Verbrechen.«
    »Ich gehe mal davon aus, dass jedes Verbrechen mit einer Waffe beginnt«, sagte Marge. »Ich frage Oliver, ob er in der Hinsicht schon weitergekommen ist.«
    »Könntest du mir auch noch ein paar Telefonnummern besorgen?« Er überflog seine Notizen. »Von Joey Reinhart und Kevin Stanger. Wahrscheinlich findest du die durch
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