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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Autoren: Faye Kellerman
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ich ihm nicht in die Quere komme. Und wir wohnen auch nicht mehr zusammen.«
    »Bist du bei deiner Mom?«
    »Näh, die lebt irgendwo in Indien. Ist mit ihrem Lover abgehauen und hat mich bei wildfremden Leuten abgeladen –«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Ich wünschte , es wäre Verarsche.« Gabe lachte. »Das letzte Jahr war der totale Alptraum.« Er rieb sich die Hände. »Aber letztlich ist es ganz okay so. Mir gefällt’s da, wo ich bin. Mein Pflegevater ist Lieutenant bei der Polizei. Man sollte denken, er wär ein total sturer Bock, aber im Vergleich zu meinem richtigen Vater ist er ein Heiliger.« Gabe blickte auf seine Uhr. Es war fast sechs Uhr abends, und bald wäre es dunkel. »Ich muss los.« Er stand auf, genau wie der Typ.
    »Wie heißt du?«
    »Chris«, log Gabriel. »Und du?«
    »Dylan.« Sie tauschten einen Fauststoß aus. »Auf welcher Schule bist du?«
    »Heimunterricht«, sagte Gabe. »Und fast durch damit, Gott sei Dank. Hey, war nett, dich kennenzulernen, Dylan. Viel leicht treffen wir uns ja mal am Schießstand.«
    Er drehte der Gruppe den Rücken zu und ging gemächlich Richtung Tür. Es kostete ihn enorm viel Kraft, sich nicht umzudrehen.
    Kaum war er aus der Tür, rannte er los wie ein Verrückter.
    Rina arrangierte gerade Rosen in einer Vase, als der Junge nach Hause kam, rot angelaufen und keuchend. »Ist alles in Ordnung bei dir?«
    »Bin nur aus der Übung.« Gabe versuchte, seine Atmung in den Griff zu kriegen. Er versuchte, seine provisorische Mutter anzulächeln, wirkte dabei aber vermutlich nicht besonders überzeugend. Ihm war klar, dass Rina ihn scharf beobachtete, aus ihren blauen Augen, die sich auf sein Gesicht konzentrierten. Sie trug einen pinkfarbenen Pulli, der genau zu den Rosen passte. Gabes Gehirn lief heiß auf der Suche nach einem Smalltalk-Thema. »Die sind hübsch. Aus dem Garten?«
    »Von Trader Joe’s. Die Rosen im Garten werden erst in ein paar Monaten blühen.« Sie betrachtete ihr Mündel und sah, wie seine smaragdgrünen Augen hinter den Brillengläsern hin und her zuckten. Irgendwas stimmte ganz und gar nicht. »Warum bist du so gerannt?«
    »Will wieder fit werden«, sagte Gabe. »Ich muss mich echt ranhalten, um meine Kondition zu verbessern.«
    »Meiner Meinung nach hat jemand, der sechs Stunden am Tag übt, eine ziemlich gute Kondition.«
    »Sag das mal meinem klopfenden Herzen.«
    »Setz dich, ich hole dir etwas zu trinken.«
    »Ich geh selbst.« Gabe verschwand in der Küche und kam mit einer Flasche Wasser wieder zurück. Rina sah ihn immer noch komisch an. Um sie abzulenken, schnappte er sich die Zeitung vom Esszimmertisch. Auf der Titelseite prangte das Foto eines Jungen, und die Bildunterschrift verkündete, dass der fünfzehnjährige Gregory Hesse durch eine Kugel in den Kopf Selbstmord begangen hatte. Er hatte ein rundes Gesicht und Kulleraugen und sah viel jünger aus als fünfzehn. Gabe begann den Artikel richtig zu lesen.
    »Traurig, nicht wahr?« Rina blickte ihm über die Schulter. »Man fragt sich, was um Himmels willen so schlimm war, dass dieser arme Junge das Ganze beenden wollte?«
    Für Verzweiflung gab es jede Menge Gründe. Im letzten Jahr hatte er sie alle durchlebt. »Manchmal ist das Leben eben hart.«
    Rina nahm ihm die Zeitung weg, drehte ihn zu sich herum und sah ihm todernst in die Augen. »Du wirktest total durcheinander.«
    »Mir geht’s gut.« Er brachte ein Lächeln zustande. »Wirklich.«
    »Was ist passiert? Hat sich dein Dad bei dir gemeldet oder etwas in der Art?«
    »Nein, zwischen uns läuft’s cool.« Als Rina ihn skeptisch ansah, betonte er: »Ehrlich. Seit Paris habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Nur ein paar SMS. Er fragt mich, wie’s mir geht, und ich sag ihm, mir geht’s gut. Wir kommen miteinander aus. Ich glaub, er mag mich viel mehr, jetzt, wo Mom nicht mehr im Rennen ist.«
    Er trank gierig aus der Wasserflasche und sah Rina nicht an.
    »Hab ich dir erzählt, dass meine Mom mir vor einer Woche eine Instant Message geschickt hat?«
    »Nein … hast du nicht.«
    »Hab ich wohl vergessen.«
    »Ah, ja.«
    »War nichts Besonderes, echt. Ich hätte fast nicht darauf reagiert, weil ich den Benutzernamen, mit dem sie online war, nicht kannte.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Scheint so.« Ein Achselzucken. »Sie hat gefragt, wie’s mir geht.« Hinter den Brillengläsern starrten seine Augen gedankenverloren in die Ferne. »Ich hab ihr gesagt, mir geht’s gut … dass alles cool läuft. Dann hab ich mich
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