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Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad
Autoren: J. T. Ellison
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bleibe immer noch ein paar Minuten im Bett und höre zu, wie der Tag erwacht. Versuche, den genauen Moment herauszufinden, in dem man weiß, dass man wach ist. Ist es, wenn man das erste Geräusch wahrnimmt? Die Augen öffnet? Oder wenn man erkennt, dass man nicht mehr träumt, wenn einem der Duft des frisch gewaschenen Lakens in die Nase steigt und man das weiche Daunenkissen unter der Wange spürt? Ich weiß es nicht, aber ich glaube, ich verweile noch ein wenig hier.
    Die Vögel werden lauter. Guter Gott. Die zwitschern so viel. Sitzen sie immer noch auf dem Fensterbrett? Oder ist einer in mein Zimmer geflogen?
    Ich seufze. Ich komme wohl nicht darum herum, meine Augen aufzumachen und nachzusehen.
    Jetzt bin ich ganz wach. Morpheus ist vertrieben worden. Auf Wiedersehen, süßer Prinz. Wir sehen uns heute Nacht wieder.
    Ich liebe es, tatsächlich zu schlafen. Jahrelang litt ich unter schrecklicher Schlaflosigkeit. Ein paar Stunden Schlaf halfen mir, mich besser zu fühlen. Aber das hier ist einfach köstlich. Ich habe das Gefühl, eine ganze Nacht durchgeschlafen zu haben. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so tief und fest geschlafen habe.
    Meine Augen sind jetzt offen. Mein Gott, ich muss vergessen haben, die Vorhänge zuzuziehen, es ist unglaublich hell hier drinnen. Ich schließe die Lider gegen die Helligkeit und versuche, mich an das Licht zu gewöhnen. Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich die Decke. Es ist nicht meine. Wie nennt man das noch, wenn die aus lauter Rechtecken besteht, die aussehen wie Pappkarton? So eine Decke habe ich in meinem Büro. Die hatte immer einen Fleck in einer Ecke – verdammt, mir fällt nicht ein, wie das heißt.
    Es gibt auch einen Fernseher, der hoch oben an der Wand hängt. Das hier ist nicht mein Schlafzimmer zu Hause. Oh, es ist ein Hotel. Ich will meinen Kopf zur Seite drehen, aber irgendetwas hält mich fest. Na toll. Ein Traum in einem Traum. Das passiert mir manchmal. Ich träume, dass ich aufgewacht und wieder eingeschlafen bin, obwohl ich nie wach war. Ich werde einfach meine Augen schließen und mich in den Traum zurücksinken lassen.
    Dieser dumme Kardinal sitzt auf meiner Brust. Lauter, ungezogener Vogel. Geh weg. Geh weg, Vogel.
    Hmmm, Kaffee. Das riecht gut.
    Baldwin holte sich im Schwesternzimmer einen Kaffee und nahm sich die Morgenzeitung. Die Schwestern hatten ihn in den letzten Wochen oft genug gesehen, um daran zu denken, sie ihm dazulassen. Er hatte seinen neuen Tagesablauf gut im Griff – Anruf im Krankenhaus, bevor er sein Zuhause verließ, um zu hören, ob es irgendwelche Veränderungen gab. Nach der ersten Woche, in der er sich geweigert hatte, ihr Zimmer zu verlassen, hatten sie ihn schließlich durch zwei Wachmänner rauswerfen lassen. Aber tief in seinem Herzen wusste er, dass sie recht hatten. Niemand konnte absehen, wie lange es dauern würde, bis Taylor wieder zu Bewusstsein käme. Oder ob überhaupt.
    Die Kugel war in einem seltsamen Winkel eingedrungen. Sie hatte den Schläfenlappen durchschlagen und war direkt dahinter stecken geblieben. Die Operation war ziemlich riskant, und Taylor hatte währenddessen einen Schlaganfall erlitten. Eine Woche hatte man sie in einem künstlichen Koma gehalten und den Kopf fixiert, damit sie ihn nicht aus Versehen bewegte und die ganze Arbeit zunichtemachte. Nach einer Woche hatten sie langsam die Medikamente abgesetzt. Doch sie wachte trotzdem nicht auf.
    Man konnte nicht sagen, ob sie es je tun würde. Oder wie ihr Zustand wäre, wenn sie es täte.
    Baldwin konnte an so etwas nicht denken. Er musste daran glauben, dass sie wieder aufwachen und ganz in Ordnung kommen würde.
    Er schüttete zwei Päckchen Zucker in den Kaffee. Dieser Tage benötigte er die zusätzliche Energie. Es hatte so viele Folgen, wenn ein Polizist angeschossen wurde. Erklärungen. Entschuldigungen.
    Und es hatte noch viel mehr Folgen, wenn ein FBI-Agent, der eigentlich in Knoxville hätte sein sollen, um einen Verdächtigen zu befragen, sich stattdessen in einem Krankenhaus in Nashville befand, wo er um seine Verlobte weinte, und wenn die Pistole dieses Agents dann auch noch zu den vier Kugeln passte, die aus einer auf einem Dachboden in Belle Meade gefundenen Leiche geholt worden waren. Belle Meade lag nicht einmal in der Nähe von Knoxville.
    Heute war ihm beinahe fröhlich zumute. Taylor war eine Kämpferin. Er war entlastet und wieder eingestellt worden. Sie nannten ihn einen Helden. Sagten, er hätte Taylor
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