Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teufelspfad

Teufelspfad

Titel: Teufelspfad
Autoren: J. T. Ellison
Vom Netzwerk:
noch lebte und lebendig genug war, um zu weinen. Das bedeutete, sie hatte noch nicht aufgegeben, war immer noch ausreichend bei Bewusstsein, um das, was Copeland ihr antat, grausam zu finden. Taylor hatte zu viele Frauen gesehen, die unter der Gewalt verstummt waren und aus leeren Augen blind vor sich hinstarrten.
    Sie schlich zwei weitere Stufen hoch. Jetzt lagen lediglich zwei weitere zwischen ihr und der Tür. Sie hörte ihn jetzt deutlicher. Er redete ohne Punkt und Komma.
    „Weißt du, Sam, meine Schwester Ruth war ein gutes Mädchen. Sie hatte die Persönlichkeit eines Kaktus, aber wenn man sich die Mühe machte, sie ein wenig kennenzulernen, war sie ein wirklich süßes, liebevolles, nettes Mädchen. Sie hat sich nicht zur verabredeten Zeit gemeldet, also gehe ich davon aus, dass sie tot ist. Ich dachte, ich hätte noch die Möglichkeit, mich von ihr zu verabschieden, dass vielleicht ihr Geist kommen und mit mir sprechen würde. Glaubst du, der Geist deines Babys wird zu dir sprechen?“
    Taylor biss sich auf die Lippe. Noch eine Treppenstufe. Der Schatten glitt immer wieder über den Türrahmen. Hin und her. Hin und her. Sie musste nur genau auf seine Stimme achten, feststellen, wann er der Tür den Rücken zuwandte. In dem Moment würde sie zuschlagen.
    Die letzte Stufe, und er sprach immer noch. „Meine Mutter war auch eine kranke Schlampe, weißt du das? Sie hat mich immer mit dem Messer verletzt. Nur um die Blutlache zu sehen. Und dann hat sie mich geschlagen, wenn ich die Laken vollgeblutet habe. Meine Hände waren immer rot und rau von der Bleiche, mit der ich das Blut herauswaschen musste. Sieh nur, wie spät es schon ist. Wo ist Miss Taylor? Ich hatte erwartet, dass sie schon längst mit ihrer Kavallerie eingetroffen wäre. Der nette, süße Dr. Baldwin, der an ihrer Seite reitet. Warst du eifersüchtig, als die beiden sich kennengelernt haben? Ich stelle mir vor, dass es schwer gewesen sein muss, deine sklavisch ergebene beste Freundin aufzugeben.“
    „Fick. Dich“, sagte Sam.
    Gutes Mädchen, dachte Taylor. Die Schritte entfernten sich von der Tür, die Stimme wurde leiser. Jetzt. Das war ihre Chance.
    Sie stieß die Tür mit dem Fuß auf und betrat mit erhobener Waffe den Raum. Das Zimmer war klein, und sie war schnell. Er sah sie nicht kommen und drehte sich mit schockierter Miene zu ihr um. Sie grinste wild – sie hatte ihn überrascht. Und sie hatte ihn. Er kam auf sie zu, und sie schlug mit der Waffe nach ihm, traf ihn an der Schläfe. Danach folgte ein linker Haken, der direkt auf seinen Wangenknochen prallte. Sein Kopf schlug nach hinten, sie hörte ein Knacken. Sie hatte ihm irgendetwas gebrochen. Blut sickerte aus seiner Wange. Seine zarte Wange. Sie erhaschte ihren ersten unbelasteten Blick auf ihn, als er zu Boden ging. Es war tatsächlich Iles. Er sah überhaupt nicht aus wie der Mann, den sie im Control gesehen hatte. Es war schwer zu glauben, dass es sich um den gleichen Mann handelte. Erstaunlich, wie viel er an sich hatte machen lassen. Seine Haut war weich und unnatürlich gebräunt, die Nase gerade und schmal, das Kinn kantig. Sie setzte noch einen Kinnhaken drauf, während er zu Boden fiel.
    Er packte ihre Beine, und sie trat heftig zu. Zwei Mal. Direkt in die Brust, sodass ihm die Luft ausging. Sie warf einen Blick auf Sam. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt, der cremefarbene Kaschmirpullover, den sie trug, um die Taille blutverschmiert. Ihre Arme waren mit Handschellen hinter der Rückenlehne des Stuhls gefesselt. Taylor sah Ammoniak – offensichtlich hatte er versucht, Sam wach zu halten, während er sie mit dem Messer verletzt hatte. Sie sah das viele Blut an ihr, zwischen ihren Beinen, auf dem Boden unter ihr.
    Oh Gott.
    Das Baby.
    Sie war nicht rechtzeitig genug gekommen, um beide zu retten.
    Rasend vor Wut drehte Taylor sich zu Copeland um. Er war gerade dabei, sich wieder aufzurappeln. Sie trat so fest sie konnte auf seinen Oberschenkel und jubelte innerlich, als er aufschrie. Eine Oberschenkelfraktur würde ihn langsamer machen. Er packte sein Bein und jaulte wie ein verwundetes Tier. Sie sah, dass er darum kämpfte, von dem Schmerz nicht ohnmächtig zu werden. Sie trat zurück, atmete tief durch, wurde ganz ruhig. Dann zielte sie mit der Glock auf den Kopf des Mistkerls. Und lächelte, als er sie aus aufgerissenen Augen anstarrte.
    „Komm, lass uns spielen.“

56. KAPITEL
    Baldwin fuhr, während Marcus telefonierte und Verstärkung anforderte. Sie gingen kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher