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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer
Autoren: Richard Auer
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dem Rücksitz einer Harley Davidson zeigte, angeschmiegt an den Fahrer, einen verwegen dreinblickenden langhaarigen Burschen. Der Biker hieß Charly – so viel wusste Morgenstern. Und er war Kneipenwirt in Nürnberg.
    Daran musste er nun denken, als er sich missmutig durch die Akten verschiedener Altfälle blätterte.
    Morgensterns Kollege und Büropartner Peter Hecht, Spitzname »Spargel«, kam herein. Der Spitzname blieb ihm, da konnte er sich so vehement dagegen wehren, wie er wollte. Er war lang und dünn, und er wohnte in Schrobenhausen, der Spargelmetropole. Basta.
    Â»Servus, wie geht’s?« Mit dampfender Kaffeetasse und der Schrobenhausener Ausgabe des »Donaukurier« in den Händen nahm er vor Morgensterns Schreibtisch Platz.
    Â»Nichts los heute.« Morgenstern nickte ihm zu. »Wir sollten zum Baden fahren. Das wird heute ein richtig heißer Tag. Dreiunddreißig Grad, sagt der Wetterbericht.« Er grinste. »Du hast doch sicher deine Badehose dabei, oder?«
    Hecht lachte. »Klar doch, immer. Aber wie willst du das dem Chef verklickern? – ›Tschüss, Herr Schneidt, wir fahren mal eben zur Abkühlung an den Auwaldsee‹?«
    Â»Wir könnten doch nach Taschendieben Ausschau halten. Oder Drogendealer suchen.« Morgenstern überlegte gerade, ob er sich in der Mittagspause bei C   &   A eine Zweitbadehose zulegen sollte, da läutete das Telefon. Er verzog das Gesicht, als er die Nummer von Adam Schneidt auf dem Display erkannte. Ob er ihn gleich fragen sollte, ob das in Ordnung ginge mit dem Badesee?
    Aber er kam nicht dazu.
    Â»Morgenstern?«, blaffte Schneidt. »Ist der Hecht bei Ihnen? Wir haben eine Leiche in der Nähe von Pfahldorf. Nördlicher Landkreis Eichstätt. Ihr Revier! Sie fahren sofort hin. Einzelheiten gibt es in einer Minute in meinem Büro.« Schon hatte er aufgelegt.
    Â»Leiche«, rief Morgenstern und sprang auf. Er fühlte, wie eine Woge von Adrenalin seinen Körper flutete. Hecht schien es ähnlich zu ergehen. Auch er war schon an der Tür. Im Laufschritt ging es quer über den Gang in Schneidts Büro.
    Dort hatte sich der Chef vor seiner riesigen Landkarte der Region Ingolstadt aufgebaut wie Napoleon, der Schlachtenlenker.
    Â»Meine Herren«, schnarrte er und winkte die beiden zu sich. »Hier haben wir Pfahldorf.« Er deutete auf einen Ort etwa fünfzehn Kilometer nordöstlich von Eichstätt. Dann tippte er mit dem Zeigefinger auf eine Stelle am Dorfrand. »Hier haben wir die Jurahochstraße. Und daneben ist dieser Weiher.« Er zeigte auf einen kreisrunden blauen Fleck auf der Karte.
    Morgenstern nickte. »Kenn ich. Bin erst gestern dran vorbeigefahren. Ist so eine richtig veralgte Brühe.«
    Â»In diesem Weiher«, wieder tippte Schneidt auf den blauen Fleck, »ist eine tote Frau gefunden worden.«
    Morgenstern rückte ganz nahe an Schneidts Generalstabskarte heran und deutete auf eine gepunktete Linie gleich neben dem Weiher. »Limes«, las er laut und fügte dann den in Klammern in Kursivschrift dahinterstehenden Begriff hinzu: »Teufelsmauer.«
    Â»Teufelsmauer«, wiederholte Hecht. »Das passt ja.«
    Â»Die Tote ist eine junge Frau«, sagte Schneidt. »Ein paar Kinder haben sie gefunden, die da am Weiher irgendein Lager haben.«
    Â»Um Himmels willen«, entfuhr es Morgenstern. »Das ist für die Kinder ein Schock fürs Leben.«
    Schneidt war da weniger feinfühlig. »Ach was. Die haben sie nur kurz gesehen und sind dann gleich nach Hause gerannt, um ihre Eltern zu holen.«
    Â»Und die haben dann Alarm geschlagen«, vermutete Morgenstern.
    Â»Haben sie nicht. Wer glaubt schon Kindern? Sie haben sich erst einmal die Stelle zeigen lassen. Dann haben sie aber ganz schnell die 110 gewählt. Die Kollegen aus Beilngries sperren gerade das Gelände ab. Die Eltern glauben, aber das müsst ihr natürlich überprüfen«, Schneidt machte eine bedeutungsschwere Kunstpause, »sie glauben, dass es sich bei der Frau um die Kipfenberger Limeskönigin handelt.«
    Â»Die Limeskönigin …«, sagte Morgenstern verblüfft. »Das gibt’s doch nicht!«
    Â»Kennen Sie die Frau etwa?« Sowohl Schneidt als auch Spargel sahen ihn erstaunt an.
    Morgenstern nickte. »Ich war gestern auf dem Limesfest. Da war sie noch putzmunter.«
    Â»Das Sonderbare ist«, Schneidt hob
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