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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer
Autoren: Richard Auer
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herhören!«, rief er. »Ich bin Oberkommissar Morgenstern von der Kriminalpolizei Ingolstadt, und das hier«, er deutete auf Peter Hecht, der tatsächlich ein bisschen rot wurde, »das hier ist mein Kollege, Oberkommissar Hecht. Wir beide werden in diesem Fall ermitteln, und es ist gut, dass Sie sich alle hier versammelt haben. Das wird uns die Sache nämlich sehr viel leichter machen.«
    Hecht, die Feuerwehrleute und die Streifenbeamten sahen Morgenstern zweifelnd an.
    Â»Denn wir brauchen Sie allesamt, so wie Sie hier stehen, als Zeugen für unsere Ermittlungen. Das gilt selbstverständlich für alle, auch für die Kinder und Jugendlichen. Ich darf Sie also bitten, den Tatort bis auf Weiteres nicht zu verlassen, sondern uns in den nächsten«, er blickte demonstrativ auf seine Armbanduhr, »ich würde sagen, in den nächsten drei Stunden hier vor Ort zur Verfügung zu stehen. Wenn alle konstruktiv mitmachen, dann wird das alles nicht länger dauern als unbedingt nötig.«
    Er machte eine kurze Pause und deutete vage in Richtung Straße. »Mein Kollege und ich stehen drüben beim Feuerwehrauto zur Zeugenvernehmung bereit. Wir brauchen von jedem Namen, Adresse, Telefonnummer, es wäre auch hilfreich, wenn Sie uns alle Fotos zur Verfügung stellen könnten, die in der letzten Stunde von der Bergung der Leiche aufgenommen wurden. Sie bekommen die Kameras und die Bilder nach ausführlicher Prüfung natürlich vom Polizeipräsidium in Ingolstadt zurück.«
    Hecht sah Morgenstern an. Sein Blick: ein einziges Fragezeichen. Das konnte doch nicht Morgensterns Ernst sein, hier an Ort und Stelle eine Massenbefragung durchzuführen!
    Aber Morgenstern drückte den Rücken durch und sprach unverdrossen weiter. »Also: Wir treffen uns alle drüben beim Feuerwehrauto.« Er lächelte. »Nur keine Angst. Wir brauchen nur Ihre Personalien und Ihre möglichst präzise Aussage.«
    Er drehte sich weg und packte das Megafon umständlich zurück in den Streifenwagen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Leben in die Menge kam. Erwachsene zischelten Kindern etwas zu. Die Rentnerin trippelte samt Rollator Richtung Dorf zurück. Eine Karawane setzte sich in allergrößter Beiläufigkeit in Bewegung – und zwar ausdrücklich nicht zum Feuerwehrauto.
    Morgenstern machte sich weiter am Wagen zu schaffen. Als er sich schließlich umdrehte, wirkte er unendlich enttäuscht. Mit einem tiefen Seufzen blickte er der Schar potenzieller Zeugen hinterher. Dann schaute er zum Feuerwehrauto.
    Â»Sieh einer an. Es haben sich tatsächlich ein paar Leute als Zeugen gefunden.«
    Â»Aber … aber die anderen«, stotterte der Kommandant, besorgt über die offenkundige Disziplinlosigkeit seiner Mitbürger. »Die sind ja alle abgehauen …«
    Morgenstern zwinkerte Hecht zu und sagte seelenruhig: »So, jetzt machen Sie eine ordentliche Absperrung mit einem Trassenband. Und dann sehen wir uns die Tote etwas genauer an.«
    Die Zeugen hatten, was Morgenstern schon vermutet hatte, nichts Erhellendes zu den Vorgängen rund um den Pfahldorfer Weiher beizutragen. Niemand hatte etwas rund um Dorf und Weiher beobachtet, nicht in der Nacht, nicht am Morgen. Kein verdächtiges Auto, keine seltsamen Scheinwerferlichter, kein fröhliches Planschen, kein grässlicher Schrei. Pfahldorf hatte in tiefem Schlummer gelegen, im Schlaf der Gerechten, dachte Morgenstern.
    Â»Die Nacht war hell gewesen, es war Vollmond, der Morgen war neblig«, mehr hatten die Leute nicht zu sagen gewusst. Morgenstern schickte sie heim. Immerhin, jetzt konnten sie in aller Ruhe arbeiten.
    Inzwischen war auch ein Kollege der Spurensicherung eingetroffen, der sich in weißem Ganzkörperanzug ein Bild von der Lage machte. Einige Feuerwehrleute erhielten die Anweisung, mit hochgehobenen Decken und Tüchern einen Sichtschutz zur Straße hin zu bilden.
    Morgenstern stellte sich neben den Spurensicherer, der sich jetzt zu der Toten hinabbeugte. Ganz behutsam zog der Mann die Wolldecke vom Gesicht der Leiche und fotografierte es. Morgenstern, sonst eigentlich nicht empfindlich, schluckte. Die junge Frau, die im Weiher ertrunken war, war eindeutig die Limeskönigin Barbara Breitenhiller.
    Ihr langes braunes Haar schimmerte vor Nässe, wirkte fast schwarz. Schlammige Algen hatten sich darin verfangen. Eine lange Schramme zog sich über die rechte
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