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Teufelskreis

Teufelskreis

Titel: Teufelskreis
Autoren: Keith R. A. DeCandido
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die Gesamtsituation zum Guten hin verändert hatte, konnte er nur staunen. Ganz allein Thralls Ansprache hatte all dies bewirkt. Natürlich hatte ihm die spektakuläre Hinrichtung die nötige Aufmerksamkeit gesichert. Aber ohne seine Überzeugungskraft hätte dieser Effekt nur für kurze Zeit angehalten. Nein, Thralls Worte hatten die Orks und Trolle überzeugt, die Kämpfe einzustellen und sich zurückzuziehen.
    Es fiel Davin schwer, es sich einzugestehen, dass er vom Auftritt des Kriegshäuptlings beeindruckt war.
    Schließlich fragte ein Captain: „Eure Befehle, Major?”
    „Äh… Abmarsch, Captain.” Er stieß den Atem aus, von dem ihm nicht bewusst gewesen war, dass er ihn überhaupt angehalten hatte, und fühlte sich plötzlich sehr müde. „Wir marschieren nach Hause.”
     
     
    VIERUNDZWANZIG
     
    Vor nicht einmal fünf Minuten hatte Aegwynn Zmoldor gezwungen, Schluss zu machen mit seinen billigen Tricks. Der Körperlose-Stimme-Zauber mochte vielleicht Durchschnittsmenschen beeindrucken. Aber es war ein simpler Spruch, den jeder Lehrling im ersten Jahr zu wirken lernte. Deshalb beeindruckte er Aegwynn nicht im Geringsten.
    Doch als sie jetzt Zmoldor sah, groß, mit ledriger Haut, Fledermausflügeln und flammenden Augen, gelangte sie zu der Überzeugung, dass sie besser ihren vorlauten Mund gehalten hätte.
    Dämonen waren generell keine schönen Geschöpfe -aber Zmoldor war selbst nach diesen Maßstäben hässlich. Acht mit Kapuzen verhüllte Gestalten umstanden den Dämon. Vermutlich die Zauberer, die ihre rhythmischen Gesänge erschallen ließen.
    Jaina griff unter ihren Umhang und zog die Schriftrolle hervor. Aegwynn war froh, denn es bedeutete, dass es bald vorbei sein würde. Jetzt, da Zmoldor sich gezeigt hatte, konnte Jaina den Bannzauber sprechen.
    Plötzlich aber brüllte Jaina auf und stürzte wie ein Stein zu Boden.
    „Jaina!” Aegwynn eilte an die Seite der jungen Magierin. Lorena, treue Streiterin, die sie war, positionierte sich zwischen Jaina und dem Dämon.
    Schweiß perlte von Jainas Stirn, als sie sich aufrichtete. Gepresst brachte sie hervor: „Zauberer… blockieren den Spruch!”
    Aus dieser Nähe konnte Aegwynn die Stärke der Zauberer spüren. Die des Einzelnen mutete eher schwach an, doch weil es Dutzende waren, gelang es ihnen, ihrem Spruch die nötige Durchschlagskraft zu verleihen. Dennoch hätte eine Magierin von Jainas Format sie besiegen müssen.
    Wenn sie sich nicht zuvor schon verausgabt hätte…
    Jaina bemühte sich, Aegwynn konnte es fühlen. Aber sie verlor gegen Zmoldors Diener zusehends an Boden.
    Das läuft ja besser, als ich gedacht habe. Ich werde dafür sorgen, dass man die Orks für Lady Proudmoores Tod verantwortlich macht. Es wird die Menschen in Rage versetzen. Nichts wird sie davon abhalten können, in den Krieg zu ziehen, und ohne sie als Anführerin werden sie verlieren. — Aber nicht, bevor sie so viele Orks wie möglich getötet haben. Es wird wunderbar!
    „Wie die Hölle”, murmelte Aegwynn. Es gab für sie nur noch eines zu tun.
    Fast vier Jahre war es her, dass sie Medivh zurückgebracht hatte. Dabei hatte sie alle zauberischen Kräfte eingebüßt. Aber Magie verschwand niemals für immer. Zwei Jahrzehnte, nachdem sie nach Bladescar geflohen war, hatte sie genügend magische Kraft gehortet, um ihren Sohn zurückzuholen.
    Obwohl sie in den letzten vier Jahren nicht annähernd so viel zurückerhalten hatte, konnte sie vielleicht doch schaffen, was notwendig war. Und wenn es nicht funktionierte, nun gut, sie hatte fast tausend Jahre gelebt, und wie Lorena es so klug ausgeführt hatte, war das deutlich länger, als die meisten Menschen auf Erden wandelten.
    Schweiß rann über Jainas Gesicht. Sie kniete immer noch da, die Fäuste geballt und auf ihren Fersen sitzend. Aegwynn konnte den Spruch spüren, den sie selbst erdacht hatte, und kämpfte gleichzeitig darum, den Block zu überwinden, den die Zauberer errichtet hatten.
    An Jainas Seite ergriff Aegwynn die linke Faust der jungen Frau mit ihren beiden Händen. Sie schloss die Augen, sammelte ihre Gedanken, ihre Kraft, ihre ganze Lebensessenz. Sie fokussierte und kanalisierte die Energie in ihre Arme… dann in ihre Unterarme… ihre Hände…
    Und schließlich in Jaina.
    Urplötzlich überkam sie eine tiefe Müdigkeit. Ihre Knochen fühlten sich schwer an, ihre Muskeln schmerzten, als wären sie ein langes Rennen gelaufen, und ihr Atem kam in kurzen Stößen. Aegwynn ignorierte das alles und
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