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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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nicht unbedingt mein Freund«, fuhr Will fort, ohne ihre Anspannung zu beachten. »Vielmehr ist er …«
    »Oh Will, musst du schon wieder einen deiner missratenen Cousins bei dir aufnehmen, weil dein Onkel Weihnachten lieber mit irgendeiner seiner Schnecken feiert?«
    »Äh … richtig. Du kennst ja deine Mutter. Sie kann es nicht ertragen, wenn jemand an Weihnachten alleine ist und so …« Er zuckte mit den Schultern. »Du wirst ihn mögen.«
    »Das bezweifle ich.« Sie eilten über die vereiste Straße, auf der bei diesem Wetter ohnehin kaum Verkehr war, und bogen in den Waldweg zum See ein, auf dem knöcheltief der Schnee lag. »Und wie lange bleibt er?«, wollte sie wissen.
    »Er wird eine Zeit lang bei mir wohnen«, antwortete Will. »Und er wird wohl länger bleiben.«
    »Na toll.«
    »Er ist ein entfernter Verwandter meines Onkels. Letzten Monat war er während seiner College-Pause bei mir zu Besuch.«
    »Was? Das ist doch nicht …«
    »Er musste zurück, aber jetzt ist er wieder da und wird auch hierbleiben. Er ist gestern angekommen.«
    »Gestern?« Emily blickte zu ihm hoch. War Wills Verhalten vom Vortag Zufall? Was hatte er damit gemeint, dass er zuvor noch klären musste, wie sie zueinander standen? Vor was?
    »Ja«, bestätigte Will. Seine Stimme klang auf einmal härter. »Er wusste noch nicht, ob er wirklich bleiben kann. Er macht ein paar Veränderungen durch, und es ging ihm nicht so wirklich gut.«
    »Und jetzt feiert er Weihnachten mit uns?«
    »Ja.«
    Sie folgten weiter dem verwunschenen Pfad. Es interessierte sie nicht, ob irgendein Fremder Weihnachten mit ihnen feierte. Dieses Fest war ohnehin nicht mehr das, was es einmal war. »Aber was ist mit dir?«, fragte sie schließlich. »Wie ist es für dich? Ich meine, dieses Weihnachten. Findest du es nicht auch seltsam?«
    »Sehr sogar.« Sein Daumen strich über ihren Handrücken, was sie beinahe um den Verstand brachte. »Ich vermisse Mandy so sehr, dass ich dafür noch nicht einmal Worte finde.«
    »Ich weiß, was du meinst.«
    »Aber ich habe Annie.«
    Emily blickte zu ihm hoch. »Ja. Du hast Annie.«
    »Und dich.« Er sah sie mit diesem schiefen Lächeln an. »Was ich gestern gesagt habe, habe ich auch so gemeint«, fuhr er mit rauer Stimme fort. »Unsere Zeit wird kommen. Aber wir sind klug genug, um zu wissen, dass sie nicht jetzt ist. Wir sind doch Freunde?«
    »Immer.« Sie schmiegte ihren Kopf an seinen Arm, während sie durch den tief verschneiten Wald spazierten, dessen Äste sich unter der Last der weißen Pracht weit herunterbeugten und ein wundervolles Dach über dem Weg bildeten.
    »Und bei dir ist alles beim Alten?«, fragte er eher neugierig als besorgt. »Bist du immer noch verliebt in …«
    Emily zuckte mit den Schultern und holte tief Luft. »Natürlich«, seufzte sie. »Wie könnte es anders sein? Es sind noch nicht einmal drei Wochen seit … Er hat mir wirklich viel bedeutet.«
    Mit jedem Augenblick, der verstrich, verstand sie Wills Worte vom Vortag mehr. Die Liebe und das Verliebtsein. Sie war in Damian verliebt. Mit ihm fühlte es sich richtig an. Aber die Liebe zu Will würde wohl immer tief in ihr sein – egal, ob es jetzt Geschwisterliebe, die Freundschaft eines Kumpels oder eine andere Art der Liebe war. Im Moment zählte die Definition nicht. Im Moment zählte für sie hauptsächlich, dass Damian im wahrsten Sinne des Wortes Höllenqualen litt – ihretwegen.
    »Gut, dass du deine Meinung nicht geändert hast.« Er zog ihre Hand aus seiner Tasche und ließ sie los.
    »Meine Meinung … Wieso?«
    Sie verließen den Wald und traten hinaus auf die weiß überzogene Wiese am See. In der Kälte wirkte er noch dunkler, obwohl sich die Kronberge in ihrem weißen Kleid darin spiegelten.
    Will bedeutete ihr stehen zu bleiben, indem er seine Hand auf ihre Schulter legte. »Noch ist nicht unsere Zeit«, wiederholte er, beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Ein misslungenes Lächeln lag in seinem Gesicht, als er sich wieder aufrichtete und mit dem Kopf zu jener Seite des Sees wies, von der die Waldstraße zu seinem Haus führte.
    Emily folgte seinem Blick – und blieb abrupt stehen. Sie spürte nichts mehr. Keinen Herzschlag, keinen Schmerz. Es war, als wäre ihr Körper ausgehöhlt worden und zu Eis erstarrt. Wie festgefroren stand sie da und starrte zu der dunklen Gestalt auf dem Steg.
    Das Minenfeld war eben hochgegangen.
    Dass sie zu atmen vergessen hatte, bemerkte sie erst, als
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