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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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Dimension, in die er gehörte. Luzifer hatte seinen Sohn zurück, Gott war einen unnützen Schutzengel los, der sich nicht an die Regeln gehalten hatte, und Emily war zu Hause.
    Das Schluchzen überkam sie so unerwartet, dass es ihr unmöglich war, es zu unterdrücken. Schnell presste sie die Hand an den Mund, doch Will schreckte sofort hoch.
    Einige Sekunden lang sah er sie einfach nur ungläubig an. »Ich bin wieder da«, flüsterte Emily mit krächzender Stimme, und in diesem Augenblick brach der Damm. Tränen überfluteten sie, und all der Schmerz brach aus ihr heraus.
    Dasselbe passierte gleichzeitig mit Will, als er sie anstarrte und begriff, dass sie tatsächlich zurück war, als er begriff, wie kurz davor sie gewesen war, niemals wieder zurückzukehren. Schluchzend fielen sie sich in die Arme. Sie klammerten sich mit aller Kraft aneinander und weinten so bitterlich, als wollten sie die ganze Welt mit Tränen füllen. Emily rutschte an Wills Seite zu Boden und vergrub ihr Gesicht in seinem Pullover. Sie hatte das Gefühl, nie wieder mit dem Weinen aufhören zu können.
    Das Feuer im Kamin war längst heruntergebrannt, und Kälte breitete sich in ihrem Inneren aus, als hätte der Winter selbst nach ihrer Seele gegriffen.
    In eine Decke gehüllt saßen sie auf dem Boden, und Emily begann zu reden. Sie erzählte alles, von ihrer ersten Begegnung mit Damian bis zu der letzten. Es war ihr egal, wer ihre Worte mithören konnte und ob sie gegen Regeln verstieß. Diese Regeln hatten für sie keine Bedeutung mehr – und auch nicht für Damian.
    Irgendwann ging die Sonne auf, und eigentlich hätten sie in die Schule gemusst, doch sie saßen immer noch an derselben Stelle und hörten einander zu. Sie sprachen auch das erste Mal seit Langem wieder über Mandy, und Emily erzählte vom Himmel und allem, was Damian ihr darüber gesagt hatte. Noch nicht einmal nach Mandys Tod hatten sie sich so ausgeweint und alles von der Seele geredet wie in diesem Moment.
    Auch die sonst so vorbildliche Annie hatte an diesem Tag die Schule geschwänzt, denn irgendwann im Laufe des Vormittags kam sie vorbei. Emily hatte längst das Zeitgefühl verloren, doch als Annie an die Tür klopfte und kurz darauf auch schon eintrat, wurde ihr bewusst, dass sie wieder in ihrer Welt war. Will setzte blitzschnell die Sonnenbrille auf, ließ seinen Arm jedoch um Emily gelegt, als er zu seiner Freundin aufblickte.
    »Es geht ihr gut«, sagte er, noch bevor Annie eine Frage gestellt hatte. »Sie ist wieder … da.«
    Annie nickte nur und ließ sich in einen Sessel fallen. Sie hatte ebenso gewacht und gebangt wie Will, während Emilys Herzschlag sich immer mehr verlangsamt hatte und ihre Körpertemperatur langsam gesunken war. Ihnen war bewusst gewesen, dass ein Arzt nicht helfen konnte. Einzig Luzifers Amulett, welches sie immer noch trug, hatte ihnen Rätsel aufgegeben. Sie waren sich nicht sicher gewesen, ob sie es abnehmen sollten oder ob sie damit eine Katastrophe auslösten. Daher hatten sie es dagelassen, auch wenn Emily nicht annahm, dass es irgendeinen Unterschied gemacht hätte.
    Jetzt saßen sie alle drei in Wills Wohnzimmer und sahen sich schweigend an. Ihnen waren Welten offenbart worden, deren Existenz sie niemals auch nur erahnt hatten, und keiner von ihnen wusste so recht, was sie mit diesem Wissen anfangen sollten – und wie sie damit weiterleben sollten.
    ***
    Die Tage gingen wieder ihren gewohnten Gang. Sie hatten Unterricht, versuchten den Erklärungen der Lehrer zu folgen, aßen ihr Mittagessen und sprachen wenn nötig mit Mitschülern. Niemand konnte ahnen, was in ihrem Innersten vorging.
    Annie und Will waren das neue Traumpaar der St. Bernard und bezauberten alle beim Schneeball, während Emily zu Hause an ihrer Staffelei saß und mit einer Unermüdlichkeit, die beinahe schon an Besessenheit grenzte, die Bilder ihrer Träume festhielt. Jeden Tag betrachtete sie das zerbrochene Amulett und überlegte, wie sie Damian zurückbringen konnte, doch sie war machtlos. Sie war nur einer von Milliarden Menschen, der zu Gott betete.
    Will, Annie und Emily bemühten sich alle drei zur Normalität zurückzufinden, doch wenn sie zusammensaßen, kehrte stets das bedrückende Gefühl zurück, und keinem von ihnen fiel etwas ein, was er sagen könnte, sodass sie hauptsächlich schwiegen.
    Die Nächte waren das Schlimmste. Dann brachen die fürchterlichsten Albträume über Emily herein. Es waren teilweise bekannte Träume, die sie den Unfall im Mai
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