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Teufels-Friedhof

Teufels-Friedhof

Titel: Teufels-Friedhof
Autoren: Jason Dark
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denn der Boden zeigte ein relativ hügeliges Gelände.
    Rechts und links hielt er die beiden Kanister. Er schleppte sie voran, atmete heftiger, und der Atem stand wie eine nie abreißende Fahne vor seinen Lippen.
    Auf dem Boden war das alte Laub gefroren und knackte, wenn er darüber hinwegschritt. Der Himmel über ihm war blank, ebenso wie der Mondkreis, denn er war wichtig.
    Vollmond gehörte einfach dazu…
    An einer bestimmten Stelle blieb er stehen. Der Boden war gezeichnet von tiefen Reifenspuren, und sein Standplatz lag ein wenig erhöht, als hätte man dort Erde angeschüttet.
    Ein guter Platz, wie der junge Mann fand. Schon bei Tageslicht hatte er ihn sich ausgesucht. Von hier würde er zu seiner, wie er sagte, kleinen Reise starten.
    Klein war die Reise, aber groß würde die Wirkung sein. Vergleichbar mit einem Stein, der in ruhiges Wasser geworfen wurde und dessen Wellen sich bis zum Ufer ausbreiteten.
    Auf dem sehr harten Boden mit seinen hochstehenden Rändern, den zahlreichen Furchen und den kleinen Wasserpfützen mußte er achtgeben, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten. Zudem zog das Gewicht der gefüllten Kanister an seinen Armen.
    Er schielte in die Höhe, wo der Mond über dem alten Förderturm der Zeche stand, als wollte er nur ihn anleuchten. Von der fernen Schnellstraße drang das leise Geräusch eines vorbeifahrenden Wagens an seine Ohren. Es hörte sich an, als würde Wasser rauschen, wenn die Reifen über den Belag glitten.
    Der junge Mann schleppte seine Kanister so weit, bis er eine angedeutete Mulde erreicht hatte.
    Er hatte sich diese Stelle vorher ausgesucht. Hier genau stellte er die Kanister ab, richtete sich kerzengerade auf und drückte seinen Rücken durch. Dann bewegte er seine Finger in den Handschuhen, denn er wollte, daß sie geschmeidig blieben.
    Noch einmal drehte er sich um. So gut wie möglich suchte er die nähere Umgebung ab, ohne daß er etwas sah. Keiner beobachtete ihn, niemand hatte auf ihn gelauert, die Welt um ihn herum lag unter einer Decke aus Kälte und Eis.
    Gern hätte er eine Zigarette geraucht, unterdrückte die Gier und öffnete statt dessen den ersten Kanister. Es war der an seiner rechten Seite. Er hob ihn an, ging einige Schritte weiterund begann mit einem ungewöhnlichen Singsang, der tief aus seiner Kehle kam. Unheimlich klingende Laute strömten dabei über seine Lippen. Ein Singsang, wie man ihn nicht kannte, wie er vielleicht vor langer Zeit einmal geboren worden war.
    Dabei hielt der einsame Wanderer den Kanister mit beiden Händen umklammert, damit er ihn besser kippen konnte. Er lauschte dem harten Klatschen der Flüssigkeit, dann schoß der erste dicke, ölige Strahl aus der Öffnung und verteilte sich auf dem Boden.
    Relativ warmes Blut ergoß sich auf die Erde und begann sofort zu dampfen.
    Zähe Schwaden wallten in die Höhe. Sie bildeten Wolken, die sich verteilten und wie ein Nebel durch die ciskalte Luft glitten. Sehr schnell hatte der junge Mann den ersten Kanister geleert, verstaute ihn wieder in seinem Fahrzeug und nahm sich den zweiten Behälter vor. Mit ihm ging er einen größeren Kreis und ließ das zähflüssige Blut auf die Stellen schwappen, die er sich schon vorher ausgesucht hatte. Es verteilte sich auf dem hartgefrorenen Boden, wobei es gleichzeitig versuchte, in die zahlreichen Spalten und Ritzen einzusickern. Der Singsang wurde fortgesetzt, es waren die unheiligen und unheimlichen Klänge, die einfach dazugehörten.
    Erst als der letzte Tropfen aus dem Kanister geflossen war, gab sich der Mann zufrieden.
    Mit gemessenen Schritten und sich seiner Sache sehr sicher, ging er wieder zurück. Neben dem Golf blieb er für einen Moment stehen und schaute zurück.
    Ja, das Gelände hatte er genau abgeschritten und nichts ausgelassen. Es mußte einfach alles klappen, nichts durfte schiefgehen. Er drehte die Verschlüsse auf die Kanister, verstaute sie im Fahrzeug und wartete ab. Es ärgerte ihn etwas, daß er in der Kälte war, aber daran war nun mal nichts zu ändern.
    Auf der Motorhaube nahm er Platz und schaute nach vorn. Sein Blick durchstreifte die Gegend, in der er das Blut hinterlassen hatte. Trotz des hartgefrorenen Bodens mußte es seinen Weg in die Tiefe gefunden haben, und dort würde es sich schon so verbreiten, wie es sein mußte, um das andere hervorzuholen.
    Was dieses andere war, das konnte der junge Mann zwar sagen, aber gesehen hatte er es noch nicht. Sein Glaube bestand auch aus Hoffnung, und er hoffte ferner,
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