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Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1

Titel: Tessy und die Hörigkeit der Malerin - 1
Autoren: Lara Wolf
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Tessy, dass sie aufstehen und Dirk irgendetwas um die Ohren hauen würde. Die Kaffeekanne zum Beispiel. Zuzutrauen wäre es ihr – Kerstin hatte ein äußerst aufbrausendes Temperament und entsprach damit der landläufigen Einschätzung, dass Rothaarige zu heftigen Ausbrüchen neigten.
    „Hören Sie, Frau Riemer, es geht nicht darum, Ihnen eine schauerliche Geschichte unterzujubeln oder Sie zu verunsichern – ich gebe nur wieder, was wir vorgefunden und dazu bisher ermittelt haben“, erklärte Dirk unvermindert ruhig. „Ich habe Verständnis für Ihre Reaktion, aber ich bin nicht verantwortlich für das, was passiert ist.“
    „Nein, natürlich nicht.“ Kerstin atmete tief aus und sah kurz zu Boden. Sie versuchte sich zu beruhigen. „Entschuldigen Sie, aber … Es ist so ungeheuerlich, was Sie sagen.“
    Hanter nickte. „Ja, ich weiß, aber ich kann Ihnen das nicht ersparen. Machen wir weiter?“
    Kerstin lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Natürlich. Fahren Sie fort.“
    „Ihr Mann hatte verschiedene Unterlagen von seinem alten Arbeitgeber zu Hause, bei dem er Mitte der Woche seinen letzten Arbeitstag hatte.“ Dirk warf einen Blick in sein Notizheft. „Dienstag, um genau zu sein.“
    Kerstin zuckte mit den Achseln. „Mag sein. Und?“
    „Nach Einschätzung seiner Vorgesetzten hat er die mitgehen lassen, um Kunden für seine neue Firma abzuwerben.“
    Tessy machte den Mund auf und rasch wieder zu, als Dirk ihr einen scharfen Blick zuwarf. Kerstin war völlig verdattert. Sie starrte ihn an und schüttelte schließlich den Kopf. „Patrick und Unterlagen klauen? Niemals! Vielleicht hatte er noch abschließende Arbeiten zu erledigen und schlicht vergessen, die Sachen wieder abzugeben. Mit wem haben Sie denn gesprochen? Mit Maren Wildorn?“
    Dirk nickte.
    „Die beiden konnten einander nicht ausstehen! Und die Wildorn ist eine ganz falsche Schlange“, erklärte Kerstin heftig. „Die hat schon so manchen aus der Firma gedrängt. Es würde mich nicht wundern, wenn sie Patrick im Nachhinein was anhängen will.“
    Hanter setzte eine nachdenkliche Miene auf, während seine Kollegin beeindruckt schien und die Lippen schürzte.
    „Für uns stellt sich das ein wenig anders dar“, hob Dirk erneut an. „Frau Wildorn hat sich am Freitag gegen Abend mit Ihrem Mann in einem Bistro in der Nähe seiner Wohnung getroffen. Sie wollte in aller Ruhe mit ihm reden und ihn um die Herausgabe der Akten bitten – den Verlust und ihren Verdacht hatte sie übrigens zuvor der Geschäftsleitung gemeldet.“
    Kerstin wandte Tessy das Gesicht zu und hob die Hände. „Bitte – sag du was dazu! Ich kann nicht glauben, dass hier von Patrick die Rede sein soll.“
    Tessy sah Dirk an. „Ich bin sicher, dass sich das alles aufklären wird. Patrick war ein akkurater und aufrechter Typ – der hatte es doch gar nicht nötig zu klauen …“
    „Zwischen Frau Wilddorn und Patrick Riemer gab es einen lange schwelenden Konkurrenzkampf um einen Posten in der Geschäftsführung, bei dem Maren Wildorn vor einigen Monaten die Nase vorne hatte“, unterbrach Dirk sie. „Nach dem, was ich dazu erfahren habe, kann es gut sein, dass Patrick ihr noch eins auswischen wollte oder …“
    „Quatsch!“ mischte Kerstin sich wieder mit aufgeregter Stimme ein. „Er hat von genau diesen Machenschaften nichts mehr wissen wollen – deshalb hat er sich ja auch einen neuen Job gesucht. Dieses Gezerre um Posten und Macht hat Patrick zum Alkoholiker gemacht und hätte beinahe unsere Ehe zerstört! Es müsste doch auch für Sie absurd klingen, dass jemand optimistisch einem Neubeginn entgegenblickt und im selben Atemzug auf genau die alten hässlichen Spielchen und Intrigen zurückgreift, unter denen er bislang so gelitten hat.“
    Hanter runzelte die Stirn. „Frau Riemer, es steht fest, dass Ihr Mann Akten mit nach Hause genommen hatte, die dort nicht hingehörten, schon gar nicht nach dem Ausscheiden aus der Firma. Außerdem haben wir festgestellt, dass auf seinem PC sämtliche Daten gelöscht waren – eine entsprechende CD mit einem professionellen Löschprogramm lag auf dem Schreibtisch. Frau Wildorn erzählt weiterhin, dass Patrick bei ihrem Gespräch fast zusammengebrochen wäre und sie ihn nach Hause begleitet hat, weil es ihm so schlecht ging. Das wird übrigens von einigen Nachbarn und auch Angestellten des Bistros bestätigt …“
    „Und warum hat er mich dann nicht angerufen?“ fuhr Kerstin
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