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Terror der Tongs

Terror der Tongs

Titel: Terror der Tongs
Autoren: Jason Dark
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hörte die Stimme meines Freundes Suko, der meinen Namen rief, doch darum kümmerte ich mich nicht. Steif wie eine Marionette schritt ich auf den Punkt zu, wo die Inderin lag.
    Sie lebte nicht mehr.
    Ich schaute in ihr Gesicht und spürte den harten Druck in Höhe meiner Gürtellinie.
    Das Gesicht war blutig und gezeichnet. Sie besaß keine Augen mehr. Ich blickte in zwei leere Höhlen, senkte den Kopf und konnte nicht vermeiden, daß ein heißes Würgen meinen Hals hochstieg…
    ***
    Indien!
    Der Mahdi lag auf seinem Bett. Dr. Rasana hatte ihn verlassen und einem Vertrauten Bescheid gegeben, der den Mahdi regelmäßig besuchte und nach ihm sah.
    Es war ein alter Mann, ein Guru, der einen gewissen Scharfblick besaß und genau erkannte, wie sehr es mit dem Mahdi bergab ging. Einer der großen Diener der Todesgöttin Kali würde bald nicht mehr leben. Es ging ihm von Stunde zu Stunde schlechter. Ein rapider Abfall seines Lebenswillens war zu beobachten.
    Fieber schüttelte ihn. Der Kopf des Mahdi glühte, und der Alte mußte Wasser herbeischaffen, um die heiße Haut zu kühlen. Dabei schaute er stets in das Gesicht des Todkranken. Die Haut des Mahdi sah aus wie ein alter Lappen, in den jemand mit der Nadel Furchen und Rinnen hineingestochen hatte.
    Irgendwann in der Nacht kam der Helfer wieder, weil Unruhe ihn getrieben hatte.
    Schon als er die Tür öffnete, wußte er, daß etwas anders geworden war. Eine fremde Atmosphäre lag über dem Zimmer, und er vernahm Geräusche, die bei ihm eine Gänsehaut erzeugten.
    Vom Bett des Mahdi her erklang ein hartes Rasseln, zwischendurch unterbrochen durch keuchende und gleichzeitig saugende Atemzüge, die immer wieder von hart gestammelten Worten unterbrochen wurden. Auf Zehenspitzen ging der Helfer näher. Das Bett zitterte mit, so heftig bewegte sich der Todkranke darin, und er hatte es geschafft, sich aufzurichten.
    Das Licht der kleinen Öllampe fiel direkt auf sein Gesicht. Der Helfer erschrak bis ins Mark. Eine Totenfratze schaute ihn an. Dünne Haut spannte sich wie Papier über den Knochen. Einen Arm hatte der Mahdi unter der Decke hervorgeschoben, ihn angewinkelt und die Hand nach unten gesenkt, so daß sie wie eine griffbereite Klaue wirkte.
    »Nein… nein…« Schwer drangen die Worte über die kaum noch zu erkennenden Lippen des Mahdi. »Nein… sie schaffen es nicht… Ich sehe ihn. Ich sehe den Tod.« Jetzt bewegte er seine Hand. Sie wischte durch die Luft wie ein abgestorbener Baumast.
    Der Helfer blieb stehen. Die Kanne mit dem Wasser zitterte ebenso wie seine Hand. Flüssigkeit schwappte hoch und über. Tropfen fielen zu Boden, verteilten sich, bildeten kleine Lachen, die dem Helfer vorkamen wie Tränen.
    Der Mahdi schrie.
    Er hatte dabei seinen Mund weit aufgerissen. Der Schrei schoß daraus hervor. Lebenswille und Angst lagen darin, sie waren diese schreckliche Mischung, und die farb- und glanzlosen Augen drohten ihm aus den Höhlen zu springen.
    Dann fiel er zurück.
    Schwer schlug er mit dem Hinterkopf auf das weiche Kissen. Er hinterließ dort eine Druckstelle, die blieb, denn er schaffte es nicht mehr, sich zu bewegen.
    Der Helfer beugte sich über seinen Schützling. Er holte auch noch die Lampe näher, denn er wollte es genau wissen. Der Mahdi war tot. Kein Atemzug wehte mehr aus seinem Mund. Die Augen wirkten wie zerbrochenes Glas.
    »Die Kette!« flüsterte der Helfer. »Die Kette wird nicht mehr fertig. Nie mehr…«
    Er nahm die Lampe und löschte sie. Gleichzeitig ein symbolischer Akt, denn über das Totenzimmer legte sich die Dunkelheit wie ein pechschwarzer Vorhang.
    Als letztes waren die verklingenden Schritte des Helfers zu hören, als er das Zimmer verließ…
    ***
    »John, wach auf!«
    Ich lag nicht im Bett, sondern stand noch immer an der gleichen Stelle und schaute auf die Tote. Erst als Suko mich an der Schulter herumzog, folgte ich dem Druck und blickte in sein ernstes Gesicht. Es kam mir vor, als wäre es von einem Schleier bedeckt worden.
    Ich wischte über meine Augen und sah den Freund erst jetzt deutlicher. Der Tränenschleier hatte mich bisher daran gehindert.
    »Ist es vorbei?« fragte Suko.
    »Ja.«
    »Und das Haus?«
    »Ist wieder normal.«
    »Das freut mich.« Nicht Suko hatte gesprochen, sondern ein anderer mir gut bekannter Mann.
    Ich blickte an Suko vorbei und glaubte, mich in einen Traum versetzt zu sehen. Aber der Mann, der dort stand und mich anlächelte, war tatsächlich Mandra Korab.
    »Hallo,
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