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Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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Winterstiefel mit grobem Profil, eindeutig Herrenstiefel. Daneben etwas Cognacfarbenes. Der Koffer.
    Er ist es, denke ich. Er ist noch da, genauso, wie ich es gesagt habe.
    Als ich wieder aufstehe, knacken meine Knie verräterisch. Ich halte inne.
    Immer noch kein Geräusch, keine Bewegung.
    Ich gehe zurück bis zur Wand, um Anlauf zu nehmen. Dann ramme ich meine Schulter gegen die Tür, Holz bricht, ein heller Schmerz jagt meinen Arm hinauf. Ich habe den Metallknauf getroffen. Die Tür ist immer noch verschlossen, drinnen rührt sich nichts. Sofort gehe ich wieder zwei Schritte zurück und versuche es mit der anderen Schulter. Die Tür fliegt auf, und ich stolpere über die schwarzen Winterstiefel. Reflexartig strecke ich meine Hände aus und stütze mich über dem Spülkasten ab.
    Der Mann sitzt zusammengesunken auf dem Toilettendeckel. Kopf und Oberkörper sind zur Seite gerutscht und lehnen an der Trennwand. Seine Augen sind geschlossen.
    Ich hole mein Telefon aus der Tasche und wähle Rachels Nummer.
    Der Koffer steht neben dem Mann auf dem Boden. Ich bücke mich und klappe ihn auf.
    Er ist leer.

Lester Simmons
    Wir stehen übereinander auf der Leiter in dem dunklen Schacht. Frank starrt auf sein Telefon. Sobald das Display erlischt, drückt er einen Knopf, damit es wieder leuchtet.
    »Worauf warten wir?«, frage ich.
    »Auf den Hubschrauber«, sagt Frank.
    »Was denn für 'n Hubschrauber?«, fragt Gordon von unten.
    »Ihr habt keine Ahnung, was für mächtige Freunde wir durch diese Aktion gewonnen haben«, sagt Frank.
    »Wohin bringt uns der Hubschrauber?«, frage ich.
    »Na, nach Mexiko«, sagt Gordon.
    »Quatsch!«, sage ich.
    Frank lacht. »Das erfahrt ihr noch früh genug.«
    »Ich will es aber jetzt wissen«, sage ich. »Ich will wissen, wohin wir fliegen und auch, wie es danach weitergeht.«
    Frank schaut zu mir runter. Sein Gesicht ist ganz grün im Displaylicht.
    »Ich will das jetzt wissen«, sage ich. »Sonst gehe ich.«
    »Davon würde ich dir abraten«, sagt Frank.
    »Du kannst mich ja erschießen.«
    »Lass gut sein, Lester«, sagt Gordon von unten.
    Aber ich will nicht, ich kann nicht, es war zu viel, und der Schacht ist zu eng und auch zu dunkel, und auf einmal sprudelt es aus mir heraus. »Na los, Frank, erschieß mich doch! Macht keinen Unterschied, wir werden sowieso alle draufgehen! Weil es nämlich gar keinen Hubschrauber gibt! Und es gibt auch keinen Plan! Nur deine psychotischen Schübe! Das ist alles, was es gibt! Aber das wird uns ganz bestimmt nicht hier rausbringen.«
    Einen Moment lang ist es still.
    »Ich habe alles von vorne bis hinten durchgeplant«, sagt Frank.
    »Dann sag uns, wohin wir fliegen!«
    Das Display erlischt. Ich glotze nach oben in die Dunkelheit, und plötzlich verstehe ich es, verstehe ich alles.
    Frank weiß es nicht.
    Er weiß nicht, wohin wir fliegen, denn es ist nicht sein Plan. Er wartet auf einen Anruf, auf eine Nachricht. Auf etwas, das ihm sagt, was er zu tun hat. Er empfängt Befehle, genauso wie wir. Er ist eine Marionette. Genauso wie wir.
    »Du weißt es selbst nicht«, sage ich.
    »Der Hubschrauber ist jeden Augenblick hier«, sagt Frank. Das Display leuchtet grün.
    »Mach die Platte auf«, sage ich zu Gordon. »Ich hau ab.«
    »Aber Lester …«, sagt Gordon.
    »Mach die Platte auf und lass mich vorbei! Ich hau ab. Du kannst ja hierbleiben.«
    »Ich komm mit«, sagt Gordon.
    »Seid mal ruhig!«, sagt Frank.
    »Ich gehe«, sage ich.
    »Halt mal kurz die Schnauze, Lester!«
    Dann höre ich das Geräusch. Ein schnelles Flappen. Es kommt von oben, von draußen.
    »Es geht los«, sagt Frank.
    Er verstaut sein Telefon und öffnet die Plexiglasklappe zum Dach. Das Flappen wird lauter.
    »Hörst du das?«, fragt Gordon. »Das ist doch ein Hubschrauber, oder nicht?«
    Frank klettert hinaus, und ich klettere hinterher. Der Himmel ist betongrau. Wind peitscht mir ins Gesicht. Wir stehen auf einem schmalen Metallsteg. Hinter dem Geländer fällt das Dach steil ab.
    »Da!«, brüllt Gordon gegen den Wind an.
    Ich schaue in die Richtung, in die er zeigt. Es ist tatsächlich ein Helikopter.
    »Da kommt er, da kommt er!« Gordon springt aufgeregt hin und her.
    »Nein«, sagt Frank. Mehr sagt er nicht, aber auf einmal sieht er sehr blass aus.
    Gordon tanzt weiter. Er schlägt mir auf die Schulter. »Verdammt noch mal, wir haben's geschafft!«
    »Ja«, sage ich, »wir haben's geschafft«, und setze mich aufs kalte Metall.
    Gordon sieht zu mir runter. »Was ist los
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