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Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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noch alle da?«
    »Ja, Professor, es ist alles noch da.«
    »Dann ist gut«, sagt er. »Dann ist gut.«
    Er setzt die Schlafmaske auf und rollt sich wieder zusammen. Am Ende der Landebahn geht die Sonne auf und flutet den Panoramaraum mit ihrem weißen Licht.

Sam Walter Jefferson
    Ich lerne aus Büchern und Zeitschriften. Und aus Filmen. Das meiste aus Filmen. Ich analysiere die Rollen, die Figuren. Sage, was sie sagen, tue, was sie tun, ahme sie nach. In der Natur nennt man so was Mimikry.
    Wir sitzen in dem kleinen Café im Terminal drei, und ich spiele erfolgreicher Modefotograf. Lauren erzählt von ihrem Beruf, ich von meinem, wir verstehen uns prächtig. Ich berühre ihre Hand, flüchtig, fast zufällig. Es scheint ihr nichts auszumachen.
    Als sie ihren Kaffee ausgetrunken hat, sage ich, dass ich sie gerne zum Abendessen einladen würde. »Ich kenne einige sehr gute Restaurants in der Stadt«, sage ich. »Mögen Sie koreanisch?«
    Sie sieht mich an, lächelt ihr dünnes Lächeln. Dann hebt sie die linke Hand, winkt mit ihrem Ehering.
    »Das stört mich nicht«, sage ich und lächele zurück.
    »Mich aber«, sagt sie.
    Kurz darauf verabschiedet sie sich. Es sei nett gewesen, mich kennenzulernen, aber sie müsse jetzt wirklich los, es sei schon spät. Ich sehe ihr nach, doch sie dreht sich nicht noch mal um. Es ist vorbei, die Chance ist vertan. Ich bleibe noch eine Weile sitzen und rühre in meinem Zen-Tee.
    Als ich das Café verlasse, hat sich etwas verändert. Ich brauche einen Moment, um es zu erkennen. Die Ströme in Terminal drei sind ins Stocken geraten. Die Menschen drängen sich aneinander, schieben sich mühsam vorwärts. Dazwischen immer wieder Stillstand. Alles steht kurz vor dem Kollaps. Ich kreuze die Ströme, genieße die Enge.

Allison Turner
    Ich spüre, wie das Blut in meinen Kopf strömt. Wahrscheinlich liegt es am Alkohol. Vielleicht auch daran, dass ich bereits am Nachmittag angetrunken in einer Bar sitze.
    »Ich saß im Flugzeug neben Ihnen«, sagt Michael. Sein Grinsen verrutscht ein Stück. »Sie erinnern sich doch noch. Oder?«
    »Ja, ja, natürlich«, sage ich. »Ich war nur überrascht. Ich dachte, Sie wären längst auf dem Nachhauseweg.«
    »Das dachte ich eigentlich auch.« Er lässt sich neben mir auf den Barhocker plumpsen. »Ich habe meinen Anschlussflug verpasst.«
    »Verpasst?«, frage ich und komme mir sogleich ziemlich dumm vor.
    »Ich wollte eigentlich nur schnell einen Happen essen«, sagt er. »Und dann war's auch schon zu spät. Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Ich muss irgendwie die Zeit vergessen haben.« Er sieht mich an.
    »Und was machen Sie jetzt?«, frage ich.
    Er zuckt mit den Schultern. »Muss ich wohl bis morgen warten.«
    »Das tut mir leid«, sage ich.
    »Ach, halb so wild. Ich wollte sowieso nicht nach Hause.« Er grinst. »Da wartet nur wieder Arbeit auf mich.«
    Bookbinder kommt näher und wirft das Geschirrtuch über seine Schulter. »‘n Abend, Mister. Was kann ich Ihnen bringen?«
    »Ähm …« Michael zeigt auf mein Glas. »Was ist das, was die Dame da trinkt?«
    »Ein Bookbinder. Ein Cocktail nach Art des Hauses.«
    »Schmeckt gut«, sage ich und ziehe zur Bestätigung am Strohhalm. Es brennt kaum noch.
    »Dann nehme ich auch so einen«, sagt Michael.
    »Gerne. Kommt sofort«, sagt Bookbinder und wendet sich wieder seinen Flaschen zu.
    Eine Zeit lang schweigen wir. Ich spüre, dass Michael mich ansieht und erwidere seinen Blick, lächele. Aber nur kurz. Dann schaue ich wieder in mein Glas, trinke.
    Das Schweigen zwischen uns wächst, wird groß und schwer, und irgendwann sagt Michael: »Ist nett hier.« Und ich antworte: »Ja, stimmt. Die Blumen sind schön.«
    »Das ganze Terminal ist ziemlich beeindruckend«, sagt er. »Finden Sie nicht?«
    »Hm … Vor allem die Fenster.« Er schaut nach oben, und ich frage: »Waren Sie schon mal hier?«, damit das Schweigen nicht zurückkehrt.
    »Nein. Nein, ich fliege sonst immer über den SFO. Geht schneller.«
    Bookbinder stellt ein weiteres Glas auf den Tresen. Der Cocktail ist eine Spur dunkler als meiner. Michael prostet mir zu und trinkt. Eine Sekunde später zieht sich sein Gesicht zusammen, und er gibt einen Laut von sich, als hätte ihm jemand in den Unterleib getreten.
    »Zu stark?«, fragt Bookbinder. Aufrichtiges Erstaunen liegt in seiner Stimme.
    »Nein, nein«, presst Michael hervor. Sein Gesicht gibt eine andere Antwort.
    »Ich experimentiere noch etwas mit der Zusammensetzung«, sagt
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