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Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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großen Ärger.«
    Wahrscheinlich hat sie recht.

Sam Walter Jefferson
    Auf dem Rückflug lerne ich Lauren kennen. Sie fällt mir schon beim Einsteigen auf. Groß, schlank, helle Bluse zu dunklem Sakko, wenig Make-up, die blonden Haare glatt geföhnt zum Seitenscheitel, an der linken Hand einen Ehering. Mittleres Management, vielleicht höher. Der Platz neben ihr bleibt frei, und ich setze mich.
    Sie studiert die Aktienkurse einer Tageszeitung, und ich lasse einen Kommentar zum Verlauf des Dow Jones fallen, den ich im Wall Street Journal gelesen habe. Sie sieht auf. Ihr Lächeln gibt den Ausschlag; die Lippen strecken sich nach außen, zwei dünne blasse Striche, die ihr Gesicht waagerecht teilen.
    Wir plaudern.
    Sie erzählt, dass sie in der Personalabteilung eines Finanzdienstleisters arbeitet.
    »Ziemlich trocken«, sagt sie, »aber gut bezahlt.«
    Ich stelle mich als Fotograf vor. Kontrastpunkte sind wichtig.
    »Michael Shelby«, sage ich.
    »Lauren Hardin«, antwortet sie.
    Ich erzähle ihr von meinen Modeaufnahmen in Long Beach, sie wirkt sehr interessiert.
    »Und Sie wohnen in San Francisco?«, frage ich.
    »Nein«, sagt sie. »Eine unserer Niederlassungen ist dort.«
    »Dann sind Sie also geschäftlich unterwegs.«
    »Ja, wichtige Meetings«, sagt sie. »Leider.« Wieder teilen die dünnen Striche ihr Gesicht.
    Ich frage, wann ihre Meetings denn seien. Erst gegen Nachmittag, sagt sie.
    »Dann haben Sie ja noch reichlich Zeit, um mit mir einen Kaffee trinken zu gehen.« Ich lächele.
    Sie schaut auf ihre Uhr. »Ja«, sagt sie. »Ja, warum eigentlich nicht.«

Allison Turner
    In der Mitte des Terminals befindet sich ein Gang aus hohen Säulen, die bis kurz unter die Decke reichen. Auf der sonnenabgewandten Seite leuchten die Köpfe der Säulen. Ich folge dem Gang. In einiger Entfernung eine Wand aus Palmen und Blumen; Klivien, rote und gelbe Orchideen, dazwischen räkeln sich Passionsblumen. Ich gehe durch einen schmalen Durchlass zwischen den Pflanzen. Dahinter eine kreisrunde Bar aus dunklem Holz, in der Mitte eine kleine Insel aus Flaschen und Gläsern. Ich steure auf einen der freien Hocker zu und setze mich.
    Der Barmann ist groß und kantig. Das weiße Haar zurückgegelt, das Hemd ebenfalls weiß im Westernlook, über den schmalen Lippen ein mächtiger Schnurrbart. Würde er einen Cowboyhut tragen, wäre die Verkleidung perfekt.
    »Was kann ich Ihnen bringen, Ma'am?«, fragt er.
    »Ein Wasser bitte.«
    Der Barmann bleibt stehen, sieht mich prüfend an. »Ist nicht meine Art, mich in fremder Leute Angelegenheiten einzumischen … Aber Sie sehen aus, als könnten Sie 'nen Drink vertragen.«
    »Vielen Dank, ein Wasser ist jetzt genau das Richtige.«
    Ich sehe auf und lächele knapp. Ich sehe das kantige Gesicht und die lange Stirn mit den tiefen Falten, und ich denke an meinen Vater und seine Beerdigung.
    »Wie Sie meinen«, sagt der Barmann. Und ich denke an die vier Stunden, von denen mindestens noch drei übrig sind, und an die Pillen in meinem Koffer und daran, dass ich wahrscheinlich schon viel zu viel davon genommen habe, und kurz denke ich auch an den Beipackzettel, an die Wechselwirkungen mit Alkohol, und dann frage ich: »Was können Sie mir denn empfehlen?«
    Wieder dieser prüfende Blick, die Augen verengen sich zu Schlitzen. Als würde er auf etwas zielen.
    »Einen Bookbinder«, sagt er. »Da kann man eigentlich nichts verkehrt machen.«
    »Und was ist das?«, frage ich.
    »Ein Cocktail.«
    »Seltsamer Name für einen Cocktail, finden Sie nicht?«
    »Ganz und gar nicht, gute Frau.« Er bewegt den Kopf langsam hin und her. »Das ist nämlich mein Name«, sagt er und geht zu der kleinen Insel aus Glas hinüber.
    Einen Augenblick lang betrachte ich noch verdutzt seinen Rücken, Flaschen verschwinden dahinter, tauchen sogleich wieder auf, dann gleitet mein Blick entlang des runden Holzes. Nur wenige der Hocker sind besetzt, vielleicht ist es noch zu früh. Einige Geschäftsreisende mit Bierflaschen, Männer in Anzügen, ein junges Pärchen, zwei ältere Damen, vor ihnen dampfende Kaffeetassen. Erst jetzt bemerke ich, wie still es ist. Jenseits des Blumenrings wirbeln Menschen und Koffer vorbei, eine Lautsprecherdurchsage zieht ihre Bahnen, doch hier drinnen an der Bar ist es still. Eine kreisrunde Bar in einem Ring aus Blumen, inmitten dieses riesigen Terminals. Das Auge des Hurrikans.
    Bookbinder kommt zurück und stellt ein hohes Glas vor mir auf den Tresen. Der Inhalt ist bräunlich gelb. Eine
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