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Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)

Titel: Terminal 3 - Folge 1: Sterben hat seine Zeit. Thriller (German Edition)
Autoren: Ivar Leon Menger , John Beckmann
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Fluggesellschaft, eine kleine Frau in blauer Weste und blauem Rock, hat die sichere Deckung ihres Schalters verlassen. Schnell ist sie umzingelt. Für einen Moment sind nur noch ihre Haare zu sehen, ein blonder hochtoupierter Turm, dann auch ihre Hände, sie hebt und senkt sie wie bei einer Atemübung. Die Wogen um sie herum glätten sich. Sie dreht sich um, ihr Mund öffnet sich, schon nach wenigen Worten bricht eine neue Welle der Empörung über sie herein. Anscheinend waren es keine guten Neuigkeiten.
    Die Menschentraube zerfällt, die Frau in Blau tritt den Rückzug an. Ihre Kollegen warten bereits hinter dem Schalter auf sie. Sie reckt das Kinn empor, der Haarturm zeigt pfeilgerade nach oben, sie versucht, Haltung zu bewahren. Ich sehe ihr nach, und plötzlich verkrampft sich etwas in mir, mein Herz zieht sich zusammen, und ich weiß, dass ich gleich zusammenbrechen werde, meine Hände suchen nach Halt, ich presse die Augen zusammen, doch sie bleiben trocken, und der Krampf löst sich wieder. Die Taubheit kehrt zurück. Und ich sitze zitternd auf den kalten Fliesen und bete, dass sie anhält, bis ich zu Hause bin.

Lennard Fanlay
    Ich sitze in Bookbinder’s Bar. Gegen zehn, wenn die meisten Geschäfte schließen, drehe ich immer noch eine Runde durchs Terminal, spreche mit den Inhabern, schaue nach dem Rechten, zeige Präsenz. Auch das gehört zu den Aufgaben eines Sicherheitschefs.
    Bookbinder’s Bar ist die letzte Station meiner Runde. Meistens setze ich mich für einen Augenblick, ordne meine Gedanken, genieße die Ruhe. Es gibt kaum einen anderen Ort, der eine derartige Ruhe ausstrahlt. Auch wenn die Bar immer gut besucht ist. Selbst jetzt, einige Minuten nach dem letzten Start des Tages und knapp eine Stunde vor der letzten Landung, sind noch viele der Barhocker besetzt.
    Nicht alles sind Durchreisende, manche kommen einfach nur so her. Nur wenige Gesichter sind vertraut, es sind einfach zu viele. Abertausende. Jeden Tag.
    Bookbinder stellt ein Glas auf den Tresen. Seine Augen lächeln. Er lässt einen rosa Strohhalm ins Glas fallen und schaut mich an.
    Wortlos fische ich den Strohhalm aus dem Orangensaft und lege ihn auf die Serviette. In meinem Kopf wabern dichte Nebelschwaden.
    »Was ist los, Leo?«, fragt er. »Gefällt dir die Dekoration nicht?«
    »Ich weiß dein Engagement zu schätzen«, sage ich.
    Und jetzt lächelt auch der Rest von Bookbinders Gesicht. Ein stilles, kleines Lächeln.
    Er macht sich ein Bier auf. Er trinkt nur selten während der Arbeit, doch es ist bald Feierabend. Er wirkt älter, älter als sonst. Seine Wangen sind eingefallen. Aber vielleicht liegt es auch nur am Licht.
    »Cheers«, sagt er.
    »Cheers«, sage ich und trinke.
    Der Orangensaft schmeckt kalt und bitter. Der Nebel hinter meinen Augen lichtet sich.
    »War viel los heute?«, frage ich.
    »Wann war hier schon mal wenig los?«, fragt Bookbinder zurück und trinkt. »Und bei dir?«
    »Bis jetzt war's ruhig«, sage ich. »Aber der Tag ist ja noch nicht zu Ende.«
    Auf der anderen Seite der Bar hebt jemand die Hand, Bookbinder geht hinüber, und ich trinke meinen Orangensaft.
    In meiner Hosentasche vibriert das Mobiltelefon, ich spiele mit dem Gedanken, es zu ignorieren und gleich zurückzurufen, doch dann piept mein Pager, und ich weiß, dass das kein Zufall ist. Also stelle ich das Glas auf den Tresen und hole das Telefon aus der Tasche.
    »Fanlay.«
    »Hallo Mister Fanlay, hier ist … äh … Hier ist Marc.«
    »Ich weiß«, sage ich.
    Marc ist neu. Er ist erst seit Anfang der Woche hier. Die Geschäftsleitung hat ihn geschickt. Als meinen Assistenten. Er soll mich entlasten. Ich hatte noch nie einen Assistenten, ich habe auch um keinen gebeten, er wurde mir einfach zugeteilt. Ich mochte ihn vom ersten Augenblick an nicht besonders. Aber dafür kann er wahrscheinlich gar nichts.
    »Ich … äh … Ich glaube, wir haben hier ein herrenloses Gepäckstück. Einen Rollkoffer.« Er klingt nervös, fast ängstlich.
    »Und wo?«, frage ich.
    »Ähm … Er steht bei den Telefonzellen. Beim Transitbereich«, sagt er.
    »Unter der Empore?«
    »Ja, genau.«
    Ich schaue an den Blumen und Palmen vorbei zum Ende des Säulenganges.
    »Wer hat ihn gefunden?«, frage ich.
    »Ich«, sagt er. »Ich stehe direkt daneben.«
    »Können wir den Koffer irgendwie zuordnen? Namensschild, Gepäckbanderole?«
    »Gepäckbanderole«, sagt er. »Allerdings stammt die aus 2007.«
    Ich überlege einen Moment, die Nebelwand zieht sich wieder
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