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Terakon

Terakon

Titel: Terakon
Autoren: Eva Maria Klima
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schossen auf mich zu, ich konnte spüren, wie sie auf mich
zukamen und Dank Michael auch sehen. Ich hielt bereits den Atem an, als ich im
hohen Bogen durch die Luft geschleudert wurde. Bevor ich am Boden aufschlug,
fing mich Michael und verhinderte meinen Aufprall. Wieder wurde meine Brust
zusammengeschnürt, diesmal nicht nur meine Brust. Es fühlte sich an, als würde
mein gesamter Körper gequetscht. Ich wollte ohnmächtig sein, beinahe ersticken,
alles wäre besser als dieser Schmerz. Nicht einmal fähig zu schreien, wand ich
mich in seinen Armen hin und her. Die goldenen Linien schienen glühend in mein
Fleisch zu schneiden. Warum wurde ich nicht ohnmächtig? Von mir aus konnte ich
auch sterben, es war mir egal, Hauptsache dieser Schmerz verschwand. Ich kann
nicht sagen, wie lange es dauerte. Ich weiß nur, es fühlte sich wie eine
Ewigkeit an. Als sich die Linien wieder auf meiner Haut, wo sie hingehörten,
festigten, verschwand der Schmerz. Erschöpft schlief ich unmittelbar ein.
    Zwei Tage später wurde ich in Michaels Bett wach. Er lag neben mir und umarmte
mich. Ungefragt begann er zu sprechen: "Entschuldige, ich habe so viele
Fehler gemacht. An dem Freitag, an dem wir uns kennenlernten, hatte ich Stefan
versprochen mitzukommen. Schon lange war ich nicht mehr fähig gewesen, mich für
etwas zu begeistern, kurz einfach Spaß am Leben zu haben. Ständig dieselben
geistlosen Gespräche und dasselbe vorhersehbare Verhalten der Menschen, es
langweilte mich. Auch die übernatürliche Welt hielt keine Überraschungen mehr
für mich bereit. Natürlich, ich kümmerte mich um meine Firma und meine
politischen Angelegenheiten. Weißt du, darin bin ich gut, wirklich gut. Wenn
ich etwas will, bekomme ich es auch. Wenn es darum geht die Karten des
Schicksals zu meinem Vorteil zu zinken, bin ich unschlagbar. Ich weiß, welche
Informationen ich in Umlauf bringen muss, damit mir meine Geschäftspartner oder
meine Gegenspieler unbewusst zuspielen und ihr Verhalten zu meinem Vorteil
verändern. Ich habe eine einmalige Crew. Sie ist loyal, verschwiegen und
intelligent.
    Stefan sorgte sich um mich. Er fand, ich wäre unglücklich und es würde immer
schlimmer. Es war schon Jahrzehnte her, dass ich freiwillig mit ihnen
ausgegangen war, um mich zu amüsieren. Wie ich dir erzählt habe, ging ich nur
in die Disko, um mir auf der Tanzfläche so viel Energie wie unbedingt nötig zu
holen oder ich verschaffte mir, was ich brauchte bei unserem Fanclub, den
Verrückten, wie du sie so liebevoll nennst. Mindestens ein- bis zweimal im Jahr
rang mir Stefan das Versprechen ab, die Disko oder wo auch immer er und die
anderen hingingen, nicht sofort wieder zu verlassen, sondern den Abend mit
ihnen zu beenden. Immer in der Hoffnung, ich würde mich endlich wieder einmal
vergnügen.
    Ich hatte Stefans Betteln an diesem Abend nur nachgegeben, weil ich mit einem
rettenden Anruf gegen ein Uhr nachts rechnete. Ich wusste, wir würden
aufbrechen müssen und wären gezwungen den Abend vorzeitig zu beenden. Die
einzige Möglichkeit, um von Stefan für das restliche Jahr in Ruhe gelassen zu
werden, war ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Wir waren bereits einige Zeit in der
Disko gewesen und ich bereute es, Stefan mein Wort gegeben zu haben. Er hatte
den anderen aufgetragen braunhaarige Frauen, die mit seiner Mutter Kijara
Ähnlichkeit haben, an den Tisch zu locken. Ich konnte sehen wie wütend er war,
als Alessandro und Philippe mit euch zu unserem Platz kamen. Ihr wart das
Gegenteil von dem, was er erwartet hatte, blond, blauäugig, das absolute
Gegenstück zu Kijara. Es war den beiden nicht darum gegangen, Stefans Bitte zu
erfüllen, sondern viel eher um ihre eigenen Bedürfnisse. Du warst an mir
interessiert und ich war dadurch noch genervter. Ich dachte, du wärst wie die
anderen, absolut aus dem Häuschen in den VIP-Bereich eingeladen zu werden und
könntest dein Glück kaum fassen. Es folgte dasselbe sinnlose Gerede wie immer.
Meine Leute gewannen das Vertrauen und die Zugneigung der Mädchen mit der
richtigen Dosierung an Fürsorge, Ignoranz und Selbstbewusstsein. Die anderen
Frauen strahlten immer wieder mehr oder weniger glücklich. Deine Ausstrahlung
war relativ konstant. Ich dachte, du wärst überglücklich an unserem Tisch zu
sitzen. Aber dann erklärte Philippe, dass dies nicht der Fall war. Wenn ein
Peri sagt, du hättest nicht glücklich gewirkt, als sie dich in den VIP-Bereich
führten, dann warst du es auch nicht, denn menschliches
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