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Terakon

Terakon

Titel: Terakon
Autoren: Eva Maria Klima
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Verhalten zu deuten ist
etwas, das wir beherrschen. Trotz meiner mittlerweile beschissenen Laune, fand
ich diese Entwicklung interessant. Du hattest mich überrascht, etwas das selten
geschah. Ich hatte dich völlig falsch eingeschätzt, das war mir schon sehr
lange nicht mehr passiert und dann gestandst du, dich vor uns gefürchtet zu
haben. Du hattest also auch gute Instinkte und erkannt, dass wir anders und
auch ein wenig gefährlich waren. Ich hatte dich für oberflächlich,
leichtgläubig und leichtsinnig gehalten, aber nichts davon traf auf dich zu.
Dein Geständnis hatte irgendetwas in dir bewirkt. Schlagartig erkannte ich,
warum ich dich falsch eingeschätzt hatte, denn ich sah, was es bedeutete, wenn
du glücklich warst. Ich hatte noch nie einen Menschen derart strahlen gesehen.
Du hattest meine Neugierde geweckt und ich war über dein offensichtliches
Interesse an mir froh. Es verlief alles perfekt, aber dann konntest du mich und
Philippe sprechen hören und unverzüglich glich deine Ausstrahlung wieder der,
der anderen Mädchen. Den restlichen Abend gelang es mir nicht, dein Vertrauen
erneut zu gewinnen. Was das betraf, warst du nahezu unbestechlich. Also ließ
ich eine Party, mit Catering, Barkeeper und dergleichen organisieren und zwang
- ich meine - bat Alessandro, Sarah und dich einzuladen.
    Am Sonntag erzählte mir Stefan, dass er dich im Kino gesehen hatte. Er war so
glücklich über mein Interesse an dir, es kostete ihn ein hohes Maß an
Selbstbeherrschung, dich nicht einfach einzupacken und zu mir zu bringen.
    Ich verriet es den anderen nicht, aber in dieser Woche besuchte ich das Kino
täglich, in der Hoffnung dich zu sehen. Ich war magisch getarnt, dennoch hast
du mich erkannt. Um dich nicht noch mehr zu verängstigen, machte ich mich
sofort wieder aus dem Staub.
    Als ich mit dem Vorarbeiter die Umbauarbeiten an der Disko besprach, sah ich
dich. Du standst mit deiner Freundin vor dem Europark. Neugierig folgte ich
dir. Als ich dich im Kaufhaus beobachtete, wurde mir schnell klar, dass ich das
Catering für die Party am kommenden Freitag abbestellen musste. Du hättest dich
nicht wohl gefühlt. Ein paar Snacks und Getränke waren passender. Dich zu
beobachten war lustig. Du bist so gewissenhaft und dennoch unsagbar verspielt.
    Dann kam es zu dem Vorfall in meinem Haus. Bis dato glaubte ich, du hättest
einfach nur außergewöhnliche Instinkte, aber an diesem Abend hast du bewiesen,
dass mehr dahinter steckt. Ich war besorgt. Ich wollte dich nicht teilen. Ich
wollte dich für mich, für mich alleine. Ich musste mich also beeilen, um mir
deine Zuneigung zu sichern, bevor sich ein anderer für dich interessiert. Denn
hätte es ein anderer vor mir geschafft deine Liebe zu gewinnen, hätte ich dich
für immer verloren. Im Zweifelsfall entscheidet der Mensch, wem er gehören
will. Du hast es mir nicht leicht gemacht. Du wolltest keinesfalls von mir
abhängig sein.
    Vor dir war mein Leben lange Zeit triste und lustlos gewesen. Ich glaube
Menschen würden meinen damaligen Zustand als Depression bezeichnen. Nachdem ich
nur eine Stunde mit dir gesprochen hatte, gab es wieder etwas, dass mich
begeisterte. War ich in deiner Gesellschaft, war ich glücklich.
    Wie konnte ich Nikelaus nur erlauben, dich zu entführen? Ich habe Jahrhunderte
nichts anderes getan, als zu strategiesieren. Es schien eine einmalige
Gelegenheit zu sein. Du warst immer so taff. Dir sind einige schlimme Dinge
passiert seit du mich kennst, aber immer hast du sie problemlos weggesteckt.
Ich wusste, du würdest darüber hinwegkommen, bist du ja auch. Ich wusste nur
nicht, wie sehr ich mit dir leiden würde. Mir war klar, Rubin würde von dir
schwärmen und Nikelaus würde nicht fähig sein, der Versuchung zu widerstehen.
Ich sorgte also dafür, dass er erfuhr, wo du warst, was dich bedrohte und
lockerte den Schutzzauber um das Haus. Wie erwartet entführte er dich und ließ
es so aussehen, als hätte dich ein Werwolf getötet. Sem engagierte ich, um auf
dich zu achten. Er erzählte mir, Nikelaus hätte einen Weg gefunden, dich zu
verzaubern und ich organisierte unverzüglich einen Rettungstrupp. Du darfst
mich dafür hassen, denn ich tue es. Wie konnte ich nur meine Gefühle für dich
leugnen? Ich musste am Telefon mitanhören wie man dich folterte, dir deinen
letzten Halt nahm und du Selbstmord begingst. Ich hatte mich noch nie hilfloser
gefühlt."
    Verzweifelt schüttelte er den Kopf. "Ich dachte du wärst tot. Zwei lange
Tage glaubte
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