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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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eine gewaltige Last drückte auf meine Brust, und ich wurde mit dem Sitz aus dem Cockpit geschleudert.
    Das Flugzeug raste weiter und explodierte einen Atemzug später mit dröhnendem Donnern. Sengend heiße Luft schlug mir ins Gesicht.
    Das brennende Flugzeugwrack stürzte auf die Statue und spaltete ihr den Kopf. Die Eiserne Frau schwankte, blieb aber stehen.
    Mein Fallschirm hatte sich bereits geöffnet. Automatisch kontrollierte ich die Kuppel und zog die Fangleinen glatt. Während ich langsam abwärts schwebte, blickte ich auf die Trümmer meines »Fliegenden Panzers«, die auf dem Podest der Statue verstreut lagen.
    Unter mir sprangen zwei Männer aus dem Ufergebüsch, sie waren wie ich mit schwarzen Helmen und grau-grünen Anzügen bekleidet. Einer von ihnen winkte mir zu.
    Söldner. Ein Anflug von Erleichterung erfasste mich – unsere Leute! Gut auch, dass der Wind aus der richtigen Richtung wehte.
    Ich traf mit den Füßen auf dem Asphalt auf, stürzte zu Boden, rollte mich über die Seite ab und sprang sofort wieder auf die Beine.
    »Bist du verletzt?«, fragte einer der beiden Söldner. Er trug einen schwarzen Schnurrbart und sein Gesicht kam mir bekannt vor – soweit ich es unter dem Helm und hinter der schwarzen Brille überhaupt erkennen konnte. »Du bist ein Spitzen-Pilot, Mann! Barzew und ich haben gesehen, wie du den Hubschrauber zerlegt hast.«
    »Opanas, lass uns von hier abhauen«, schrie der andere.
    Er sank aufs rechte Knie und brachte sein Gewehr in Anschlag, den Blick auf die Hügel gerichtet.
    Ich schnallte den Fallschirm ab, holte aus der Revolvertasche unter meiner Achsel eine Maschinenpistole vom Typ »Kedr« und klappte die Schulterstütze heraus. Die riesige Statue erhob sich über uns, ihre strengen, metallischen Gesichtszüge waren von Rußflecken überzogen, und aus dem breiten Spalt in ihrem Kopf ragte das stählerne Gerippe der Skulptur.
    »Wohin wollt ihr?«, fragte ich.
    »Zum Chreschtschatyk, da ist ein Sammelpunkt«, antwortete Opanas. »Wir können Kiew nicht halten, die Armee hat ihre Neutralität aufgegeben. Bist du auf dem Laufenden?«
    »Nein.« Ich holte ein Magazin aus der Patronentasche am Unterschenkel und lud die Kedr. »Woher wisst ihr das?«
    »Aus dem Radio. Vor zehn Minuten haben sie es gebracht. Kaum hatten wir die Nachricht verdaut, als unser Nachrichtenoffizier von den Nationalgarden erschossen wurde. Puff – damit war der Sender am Ende. Wir haben gerade noch gehört, dass erste Einheiten der Armee schon auf dem Schewtschenko-Boulevard sind und dort auf die Nationalgarde stoßen.«
    Die Armee also. Eine dritte Kraft hatte sich in den Konflikt gemischt … Ich tastete nach den Granaten in der Patronentasche am Gürtel, öffnete die Lasche.
    Sich mit der Armee anzulegen, war völlig sinnlos – sie würden uns fertigmachen. Es war an der Zeit abzuhauen. Offenbar hatte der Chef einer großen ukrainischen Partei sich gründlich geirrt, was die Kräfteverhältnisse im Land anging. Sein Kalkül war nicht aufgegangen. Der Mann hatte die Landwehr in Kiew versammelt, ihre Reihen mit Söldnern aufgefüllt und Piloten angeheuert, die »friedensschaffende Maßnahmen« durchführen sollten, damit besagter Parteichef die Macht im Staat übernehmen konnte. Sein Plan war gescheitert. Erst hatte der Premierminister den Ausnahmezustand verkündet, dann hatte der Präsident ihn wieder aufgehoben. Jetzt hatten sich die bislang neutralen Generäle der Armee ins Spiel gebracht, und es war ein solches Chaos ausgebrochen, dass wir Söldner ab sofort der Willkür des Schicksals ausgeliefert waren.
    Ich begann, Granaten auf meine Taschen zu verteilen.
    »Und was ist mit dem Präsidenten?«
    »Tot«, sagte Opanas. »Der Premier hat sich mit den Generälen geeinigt. Aber manche meinen, dass die Nachricht getürkt ist und der Präsident sich in Wirklichkeit nach Moskau abgesetzt hat, um die Hilfe der Russen anzufordern. Wer soll sich da auskennen? Ein einziges Chaos, und keinem kann man trauen.«
    Eins war jedenfalls ziemlich sicher, nämlich dass unser Auftraggeber nach seiner Niederlage bereits im Privatflugzeug zu den Malediven unterwegs war. Die Armee würde vermutlich als Erstes die Präsidentengarde ausschalten, sie einfach vernichten. Der Premierminister würde mit Hilfe der Generäle der erste Diktator der unabhängigen Ukraine werden – sofern die Russen, ungeachtet des Protests der Europäischen Union, nicht vorher ihre Truppen einmarschieren ließen. Und uns, Landwehr und
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