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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Söldner, würde man wie eine lästige kleine Fliege zwischen zwei Handflächen zerquetschen …
    Jetzt musste jeder für sich selbst sorgen, zusehen, dass er aus dem Gemetzel rauskam.
    Richtig wütend machte mich nur die Tatsache, dass ich erst die Hälfte des ausgehandelten Solds erhalten hatte – die andere konnte ich mir jetzt abschminken. Hätte ich die ganze Summe vorab bekommen, hätte das Geld ausgereicht, um endlich mit diesen Kriegsspielen aufzuhören und mein eigenes Geschäft aufzuziehen …
    »Wir müssen hier raus.« Barzew sah sich nach allen Seiten um. »Auf dem Majdan warten Lastwagen.«
    »Warum auf dem Majdan?« Ich war überrascht. »Der liegt doch unten zwischen den Hügeln, mitten in der Altstadt. Wer organisiert an so einer Stelle einen Sammelpunkt?«
    Opanas zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht, aber angeblich ist es auf der Instituts-Straße noch gefährlicher, andererseits …«
    Er sprach nicht zu Ende – er duckte sich und fasste mich am Ärmel, als vom Hügel hinter der Statue Motorengeräusch zu uns drang und kurz darauf der Lärm einer wilden Schießerei losging.
    »Lass uns verschwinden, Pilot, schnell.«
    Opanas lief zurück in die Büsche, ich folgte ihm. Hinter mir knackten die Zweige, als Barzew sich an unsere Fersen heftete.
    An den Fenstern des Regierungsgebäudes auf der Straße des Januaraufstandes waren Scharfschützen postiert, um die wir einen großen Bogen machen mussten.
    Opanas war ein gesprächiger Typ und ich erfuhr, dass er zu den Saporoscher Kosaken gehörte, während Barzew irgendwo aus der Gegend von Winnyzja stammte und dort längere Zeit bei der Mechanisierten Infanterie gedient hatte, ehe er Söldner wurde. Außerdem berichtete der Schnurrbärtige noch, dass die angeblich auf dem Majdan zusammengezogene Lastwagenkolonne alle überlebenden Söldner zu einem provisorischen Lager auf dem Gelände einer verlassenen Kolchose bei Browary bringen sollte. Dort hatte man auf einem brachen Feld einen Flugplatz eingerichtet. Als ich das hörte, fiel mir wieder ein, wo ich Opanas zum ersten Mal begegnet war. Bei Ausbruch des Konfliktes hatten sich alle Piloten an eben diesem Flugplatz eingefunden. Die Abteilung, zu der Opanas gehörte, hatte damals unsere Flugzeuge bewacht, und ein grauhaariger Sergeant aus Donezk hatte sie befehligt.
    Auf dem Lesja-Ukrainka-Boulevard stießen wir auf eine Gruppe Gardisten, die sich in einem Haus in den Hinterhalt gelegt hatten. Wir mussten zur Hospital-Straße umkehren – den Straßennamen hatte ich auf einem schief runterhängenden Schild an einer Ladenfassade gelesen. Die Schaufenster des Geschäftes waren zersplittert und im aufgesprengten Eingang lag ein Leichnam mit ausgestreckten Armen. Die Gardisten verfolgten uns. Offenbar wollten sie uns gefangen nehmen. Ich warf zwei Granaten in ihre Richtung und verbrauchte fast meinen gesamten Munitionsvorrat, um Opanas und Barzew auf ihrer Flucht zum Sportpalast Deckung zu geben.
    Am Tolstoj-Platz holte ich die beiden Söldner ein. Wir erreichten gerade den Chreschtschatyk, als in nächster Nähe etwas donnernd einschlug. Was war da explodiert? Etwa eine gelenkte Rakete?
    Wir hockten hinter einem Müllcontainer, und Opanas sagte: »Seht ihr das Haus da drüben, mit dem stuckverzierten Dach? Das sind die Markthallen. Bessarabischer Markt nennen sie das.«
    Das Feuer verlosch bald, der Rauch hob sich langsam und wir konnten erkennen, dass das Gebäude von thermobaren Waffen angegriffen worden war.
    »Scheiße!« Barzew griff sich unwillkürlich an seinen schwarzen Helm. »Das hat gesessen. Zu wem gehört der Hubschrauber? Da hinterm Haus, da fliegt er.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Die Nationalen haben eigentlich keine solchen Maschinen.«
    Starker Brandgeruch hing in der Luft, die Strahlen der Abendsonne drangen kaum durch die vernebelte Luft. Der Asphaltbelag der Straße war an vielen Stellen von Geschosstrichtern zerfetzt, überall standen stark beschädigte, verlassene Autos. Tote lagen herum. Es sah aus wie in einem Katastrophenfilm. Wir rannten von Versteck zu Versteck, arbeiteten uns so schnell wie möglich zum Sammelpunkt auf dem Majdan vor. Alle drei keuchten wir schwer, ich am meisten, denn ich war es nicht gewohnt, eine kugelsichere Weste zu tragen. Die hatte ich einem erschossenen Landwehrmann auf dem Lesja-Ukrainka-Boulevard abgenommen. Mein Rücken tat von dem Schleudersitzmanöver höllisch weh, und am liebsten hätte ich mir die verdammte Weste vom Leib gerissen.
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