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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften
Autoren: Jörg Steinleitner
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bedroht«, konstatierte Anne, als sie wieder neben Sepp Kastner im Dienstwagen saß. »Oder wie verstehst du das mit den Negerlein?«
    Â»Ich weiß nicht, ob ich da zu weit gehe«, tat Kastner seine Meinung kund, »aber ich denke, dass der damit klargemacht hat, dass er sie auch umbringen tät’, wenn’s drauf ankäm’.«
    Â»So sehe ich das auch. Eine Art Morddrohung.«
    Â»Und dann«, ergänzte Kastner, »ist plötzlich einer von den Kammerjägern tot: der Fichtner.«
    Anne nickte. »Genau, und alles sieht nach Selbstmord aus.«
    Kastner kombinierte weiter: »Es ist aber keiner, sondern nur der Beginn einer Mordserie – einer nach dem anderen sollte sterben.«
    Â»Es sei denn, sie hätten den Kürschner in Ruhe gelassen«, fügte seine Kollegin hinzu.
    Â»Genau«, bestätigte Kastner, und beide schwiegen zufrieden.
    So einen Schmarren habe er schon lange nicht mehr gehört, empörte sich Nonnenmacher, als Anne Loop und Sepp Kastner ihn mit ihrer brandneuen Theorie konfrontierten. Wie sie sich das denn vorstellten, dass der klein gewachsene Milliardär, der zudem noch gebrechlich gewesen sei, den großen Fichtner am helllichten Tag an einem Baum aufgehängt habe?
    Â»Der Kürschner war nur eins achtundsechzig groß und der Ferdl mindestens über eins neunzig. Das geht nicht zusammen.« Weil alle drei schwiegen – Lisa malte derweil allein in Annes und Kastners Zimmer –, gewann Nonnenmacher Zeit zum Nachdenken und fügte bestimmt hinzu: »Er muss es natürlich nicht selber gemacht haben.«
    Â»Eben, Kurt, ein Milliardär macht sich die Finger doch nicht selbst schmutzig«, stimmte Kastner ihm zu.
    Der Dienststellenleiter sinnierte weiter: »Er hat sich einen Handlanger, einen Profikiller gekauft.« Nun blickte er Anne und Kastner direkt an. »Leute, das schaut gut aus. Das ist eine Spur, die müssen mir verfolgen. Habt’s das Umfeld vom Kürschner schon abgecheckt? Gibt’s da einen, der wo infrage kommt?«
    Â»Der kann auch einen von der Russenmafia beauftragt haben«, meinte Kastner. »Ich hab’ gelesen, dass die teilweise aus Sibirien eingeflogen werden, einen Auftragsmord begehen und dann gleich wieder weg sind. So hinterlassen die null Spuren. Verfolgung zwecklos.«
    Â»Jetzt schaut’s doch erst mal in Kürschners Umfeld – ob da nicht einer infrage kommt, bevor mir die Ermittlungen nach Sibirien verlagern«, brummte Nonnenmacher.
    In den nächsten Tagen überprüften Sepp Kastner und Anne Loop alle engen Mitarbeiter des Milliardärs. Grundlage der Überprüfung war eine Liste, die sie gemeinsam mit Kürschners Haushälterin Elisabeth Gsell erstellt hatten, ohne ihr zu sagen, worum es genau ging. Sie hatten Gsell nur gebeten, alle wichtigen Männer in Kürschners Umfeld aufzuzählen und kurz zu beschreiben. Vor allem interessierte die beiden Ermittler bei der Beschreibung, wie groß und sportlich der jeweilige Mitarbeiter sei, was die Haushälterin aber nicht zu erstaunen schien.
    Anne machte die gemeinsame Arbeit mit Sepp Kastner so viel Spaß, dass sie auch abends noch bei ihr zu Hause zusammensaßen und, wenn Lisa ins Bett gegangen war, über ihrer Liste brüteten. So war Anne nie allein und hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken, was mit Bernhard sein mochte. Und Kastner spürte, dass es unklug wäre, jetzt, da ihre Zusammenarbeit so harmonisch funktionierte, private Annäherungsversuche zu unternehmen. Er hatte den Eindruck, dass die Zeit für ihn lief. Denn dieser vermeintliche Lebensgefährte war ja eh nie da. Und wer saß bei Anne abends um zehn noch auf dem Sofa? Natürlich er.
    Auf der gemeinsam erstellten Liste standen anfangs vierzehn enge Mitarbeiter Kürschners. Dazu zählten einige Geschäftsführer und Vorstände der in seinen Konzern eingegliederten Unternehmen, dazu gehörten die Gärtner der Grünwalder und der Tegernseer Villa des Milliardärs, außerdem sein Leibwächter, der gleichzeitig sein Fahrer war, der Hausmeister, der hauptsächlich für das Grünwalder Anwesen zuständig war, manchmal aber auch an den Tegernsee musste, um nach dem Rechten zu sehen, und sein persönlicher Assistent, der sich in erster Linie darum kümmerte, das Privatleben des Milliardärs von der Öffentlichkeit abzuschirmen und zu organisieren.
    Die
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