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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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sogenannte »Proposition 8«, die Volksabstimmung in Kalifornien, wonach die gerade erst genehmigte Schwulenehe wieder verboten wurde (inzwischen wurde die Volksabstimmung ihrerseits vom kalifornischen Verwaltungsgericht kassiert). Heute haben die Mormonen ihren ersten offen schwulen Priester: Mitch Mayne, der als Assistent des mormonischen Bischofs in San Francisco arbeitet. Und nicht nur das: Mayne soll explizit die Beziehungen zwischen der mormonischen Kirche und der schwulen Community verbessern. Und selbst Jerry Falwell hatte gegen Ende seines Lebens erkannt, dass es sich nicht gut macht, als Schwulenhasser in die Geschichte einzugehen.
    Andere Konservative warnen, dass die Tea Party die Republikaner wegen ihrer xenophoben Attitüde in die Sackgasse führen werde. Dazu zählt David Frum, der für George W.   Bush die Wendung »Axis of Evil« erfand und dessen »Frum Forum« Tea-Party-Kritikern heute eine Plattform bietet. Der bekannteste Abweichler aber ist Charles Johnson, der Betreiber des Blogs »LittleGreen Footballs«, das lange als ultrarechte Bastion galt. Doch als Sumpfblüten wie Geller und Beck aufkamen, hat sich der bekennende Libertäre auf Obama-Kritiker eingeschossen. In einem Blog vom November 2009 erklärte er, dass er keine Verschwörungstheorien und keine Hassreden der Rechten mehr unterstützen wolle.
    Johnsons Umschwung wurde ausgerechnet durch die europäischen Freunde der Tea Party bewirkt. Der Blogger erfuhr von einer Anti-Dschihad-Veranstaltung in Brüssel, zu der Geller und Spencer gefahren waren, und er entdeckte auf der Teilnehmerliste den belgischen Politiker Filip Dewinter. Dewinter ist Chef der Vlaams Belang, Nachfolgeorganisation des rechtspopulistischen Vlaams Bloc. Die Geschichte von Vlaams Belang, stellte Johnson fest, reiche »zurück bis zur falschen Seite im Zweiten Weltkrieg« (rechte Flamen hatten damals die Nazis unterstützt; es gab ein flämisches Infanteriebataillon der Wehrmacht), zudem verbreite die Partei Hetzparolen und »opportunistische Bösartigkeiten« aller Art. So habe Vlaams Belang in marrokanischen Zeitungen inseriert, um die Leute dort zu warnen, nach Belgien zu kommen. Dewinter selbst hatte gesagt, dass die multikulturelle Gesellschaft in Flandern zu einer »multikriminellen Gesellschaft« geführt habe. Der Kampf gegen den Islamofaschismus, sagte Johnson zur ›New York Times‹, sollte es nicht notwendig machen, sich mit dem Faschismus der älteren Sorte zu identifizieren.
    Und ähnlich, wie es manche Libertäre in Amerika gruselt, wenn sie sich im europäischen Zerrspiegel erblicken, ergeht es wohl auch den europäischen Populisten. Sie empfinden den religiösen Fundamentalismus und die verklemmte Sexualmoral der amerikanischen Rechten als abstoßend. Wilders etwa hat der Tea Party bisher verschwiegen, dass er für Schwulenrechte eintritt, und er weiß wohl, wieso.
    Die Tea Party wird in den kommenden Wahlen mindestens drei Kandidaten stellen: Rick Perry, Michele Bachmann und Herman Cain, und vielleicht werden auch Rick Santorum und Newt Gingrich noch im Rennen sein. Auch Ron Paul hat so vielepotenzielle Wähler wie nie zuvor, wenngleich sich das Establishment der Tea Party und Finanziers wie die Koch-Brüder von ihm abgewandt haben. Selbst moderate Republikaner, die 2012 antreten wollen, biedern sich nun bei der Tea Party an, vornehmlich Mitt Romney, der inzwischen sogar Reden bei deren Demonstrationen hält. »Die Tea Party ist keine Abweichung vom regulären republikanischen Gedankengut«, sagte Romney bei einem Zeitungsinterview in New Hampshire. »Sie umfasst das reguläre republikanische Gedankengut.« Er fügte hinzu: »Ich werde mich nicht von Leuten distanzieren, die an eine schlanke Verwaltung glauben, denn daran glaube ich ebenfalls.«
    Sollte einer dieser Kandidaten gewinnen, könnte Amerika zu einem Land werden, das noch repressiver ist, als es unter George W.   Bush war. Die Tea Partier reden viel von Freiheit, aber sie haben keine Probleme mit dem Kontrollstaat, der nach dem
Patriot Act
entstanden ist, mit drei Millionen Inhaftierten, die Hälfte davon schwarz, mit der Todesstrafe und einem Militär, das Drohnen auf Todesmissionen schickt. Ihr Freiheitsbegriff reduziert sich darauf, weniger Steuern zu zahlen und weniger Sozialabgaben zu finanzieren, ihre Gegner sind Linke, Gewerkschaftler, Feministinnen, schwule Aktivisten und die Interessenvertreter von Schwarzen und Immigranten.
    Außenpolitisch tritt die Tea Party für einen starken
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