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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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der Präsidentschaftswahl nicht um Religion gehe, während Huntsman seine religiösen Wurzeln nonchalant herunterspielt. Er sagte einmal in einem Interview, er sei in Los Angeles in eine lutherische Schule gegangen, seine Frau sei eine Episkopalin gewesen, seine Kinder seien auf einer katholischen Schule gewesen; und seine Adoptivtochter aus Indien sei eine Hindu. Das macht ihn bei der Tea Party natürlich noch verdächtiger. Der einzige Mormone, den sie mögen, ist Glenn Beck.Aber der ist ja auch ein Konvertit. Beck allerdings mag die Huntsmans, er hält Huntsman sen., den Vater des Kandidaten, für den einzigen Mann in Amerika, der den Charakter eines George Washington habe. Die beiden RINOs wiederum sind einander nicht sonderlich grün. Huntsman glaubt   – so schrieb das ›New York Magazine‹   –, dass Romney prinzipienlos sei, während Romney Huntsman für einen Spielverderber hält, der ihm den Weg zur Präsidentschaft verbaut.
    Superschnellzug nach Nirgendwo
    San Francisco symbolisiert, mehr noch als Hollywood, alles, was die Tea Party an den kalifornischen Liberalen hasst. In den sechziger Jahren war hier, in Haight-Ashbury, das Herz der Hippie-Bewegung, an der Berkeley University tobte der Protest gegen den Vietnamkrieg so heftig, dass der damalige Gouverneur Ronald Reagan die Nationalgarde schickte. In den siebziger Jahren kämpften die Schwulen an der Castro Street um gleiche Rechte; und mit Harvey Milk hatte San Francisco den ersten offen schwulen Stadtrat, dessen Lebensgeschichte mit Sean Penn in der Hauptrolle verfilmt wurde (den die Tea Party noch weniger mag als Milk). 25   Jahre später gab es hier mit Gawin Newsom den ersten Bürgermeister, der schwule Paare auch ohne Rechtsgrundlage verheiratete. Auch Nancy Pelosi, die frühere Fraktionsvorsitzende der Demokraten und für die Tea Party ein rotes Tuch, hat ihren Wahlkreis in San Francisco.
    San Francisco, malerisch auf einer Halbinsel zwischen zwei gewaltigen Hängebrücken gelegen, ist die zweitgrößte Stadt Kaliforniens, aber sie wird von der Eisenbahn links liegen gelassen. Der Coast Starlight, der von Seattle kommt, hält nur in der Schwesterstadt Oakland und braucht dann an der pittoresken Küste entlang zwölf Stunden nach Los Angeles. Aber das soll sich ändern. Die California High Speed Rail Authority will einen Hochgeschwindigkeitszug bauen lassen, einen
bullet train
, wie dieser hier genannt wird, nach dem Superman-Motto »Fasterthan a speeding bullet«, schneller als eine Gewehrkugel. Der Zug soll San Francisco und L.A., eine Strecke wie von Hamburg nach München, in zweieinhalb Stunden verbinden. Er soll 43   Milliarden Dollar kosten. Schwarzenegger hat das Projekt unterstützt, er tat an einem seiner letzten Amtstage den ersten symbolischen Spatenstich. Auch Brown steht dahinter. Aber Kalifornien braucht dazu Geld aus Washington. Viel Geld. Die Obama-Regierung hat Kalifornien vier Milliarden Dollar versprochen, und amerikaweit waren eigentlich bis vor Kurzem in den nächsten zehn Jahren 53   Milliarden Dollar für den Streckenausbau vorgesehen. Hier allerdings hat der 2010 neu gewählte Kongress mit seiner republikanischen Mehrheit sein Veto eingelegt.
    Selbst das wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Amerika befindet sich, was die Eisenbahn betrifft, in den fünfziger Jahren. Weite Teile des Netzes sind nicht elektrifiziert, der einzige schnelle Zug ist der Acela von New York nach Washington, D.C.   Und auch der schafft nur das Tempo eines deutschen Regionalexpress. Aber nicht nur Bachmann ist gegen einen Hochgeschwindigkeitszug, auch Sarah Palin. Palin trat im September 2011 in Iowa auf und rief dabei der Menge zu: »Wir sind völlig pleite, und Obama denkt, Solarziegel und echt schnelle Züge würden uns wie durch Zauber retten! Nun schreit er, fahrt alle mit dem bullet train in den Konkurs!« Mehrere der Tea Party nahestehende Gouverneure haben zugesagte Bundesgelder für den Ausbau nicht angenommen und damit den Zug kalt gestoppt. Darunter sind nicht nur Scott Walker in Wisconsin, sondern auch John Kasich in Ohio und Rick Scott in Florida.
    Nun hat die Tea Party tatsächlich eine technikfeindliche Ader   – ihre Politiker mögen auch die NASA nicht, Solarenergie und Windräder   –, aber hinter dieser Kampagne steckt   – so schreibt die ›National Review‹   – eine konzertierte Aktion der Tea Party in Florida und mehrerer Think-Tanks. Das sind namentlich Cato, die libertäre Reason Foundation und die
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