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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde
Autoren: Christiane Suckert
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Tagen hätte sie ein Vorstellungsgespräch in Martins Firma.
    Doris befand sich in einer Art Schockzustand. Sie hatte ihr zweites Date mit einem Mann, den sie über eine Annonce kennengelernt hatte.
    „Wie war es gestern beim Tanzen? Erzähle mal.“
    „Die Musik war einfach grauenvoll, also haben wir fast nur geredet und vor allem viel getrunken. Und du kennst mich ja. Ein Glas zu viel, und ich vergesse alle meine guten Vorsätze. Ich kann mich nicht genau erinnern, wie es gewesen war. Außerdem suche ich meinen Slip. Der war nagelneu und nicht gerade billig. Wieso klaut der meinen Slip? Gibt es nur noch Freaks?“
    „Meinst du wirklich, dass er den mitgenommen hat? Hast du schon alles abgesucht.“
    „Was denkst du denn, klar. Jedenfalls habe ich dem einen saftigen Spruch auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, der ist doch wohl krank, oder?“
    Ich bestätigte ihre Ansicht und war froh, dass ich Florian kennengelernt hatte.
    Er rief mich kurz vor dem Schlafengehen an und wünschte mir eine gute Nacht. Auf dem Kopfkissen lag eine Schachtel Nougatkonfekt auf dem ein Post-it klebte. „Damit dein Tag morgen versüßt wird“ stand darauf.
    Florian hatte mich mit den Worten „Machs gut, mein Daunenfederchen“ verabschiedet. Mit dem Daunenfederchen würde es sich bald erledigt haben, wenn er mich weiterhin zum Essen einladen würde und mir Konfekt auf das Kopfkissen legte. Ich schlüpfte in Florians T-Shirt, das mir irgendwo in den Kniekehlen baumelte und schlief sofort ein.
     
    Flo hatte mein Angebot, dass ich seine Sachen waschen würde, missverstanden. Er rief mich am Freitag von unterwegs an und teilte mir mit, dass er etwas später kommen würde. Zwei Stunden danach stand er schniefend im Flur und stellte eine Tasche nach der anderen ab. Er verschnaufte kurz, umarmte mich und meinte, dass er noch mal runter zum Auto müsse. Er hatte einige Hemden über den Arm gelegt und in der anderen Hand hielt er noch eine Tasche, die er nun zu den anderen stellte.
    „Was um Himmels Willen ist das alles?“, fragte ich fassungslos.
    Flo antwortete mit einer Selbstverständlichkeit, dass dies ein Teil seiner Sachen wäre. Die Bücher, den Computer und seine Schallplatten würde er demnächst von seiner Mutter holen.
    „Also, weder mein Kleider- noch der Schuhschrank sind für zwei Personen gedacht. Ich glaube, es wäre nicht schlecht gewesen, wenn wir vorher darüber gesprochen hätten.“
    Aber er winkte ab und meinte, dass wir dann eben Platz schaffen müssten.
    Ich fühlte mich übergangen und schmollte vor mich hin. Ich hatte keine Lust, das kurze Wochenende zum „Platz verschaffen“ zu nutzen und ich fand, dass es auch noch viel zu früh war für diese Einzugsaktion.
    „Was gibt es denn zum Essen?“, fragte er mich.
    Aha, diesmal war ich also nicht der Hauptgang. Während des Essens kabbelten wir uns ein wenig, wegen seinem übereilten Feldzug. Ihn schien das zu belustigen. Er räumte den Tisch ab und spülte die Teller.
    „Du brauchst die Teller nicht vorzuspülen, das habe ich dir bestimmt schon zwanzigmal gesagt.“
    Und weil er nicht reagierte, setzte ich noch eins drauf: „Und meine Löffel stecke ich immer mit dem Gesichtchen nach vorn hin, siehst du, so!“ Ich warf wütend das Besteck aus dem Besteckkorb und ordnete ihn jetzt neu ein.
    Er lachte: „Kein Mensch macht das. Aber wenn du es so willst.“
    Seine gute Laune machte mich verrückt: „Und kein Mensch zieht einfach zu einem anderen Menschen, ohne ihn zu fragen, ob ihm das recht ist.“
    Nun hatte ich ihn getroffen und das tat mir leid.
    „Du willst es also nicht, okay, dann schaffe ich alles zurück.“ Dies sagte er in einem höchst beleidigten Tonfall.
    „Das habe ich doch gar nicht gesagt. Aber ich finde, du hättest mich vorher fragen können. Und hör auf, beleidigt zu sein.“
    Zehn Minuten später stand er hinter mir und schlang seine Arme um mich: „Hast Recht, Juliane. Ich hätte dich fragen müssen. Überhaupt sollten wir immer über alles reden. Denn ich glaube, das ist das größte Übel in einer Partnerschaft. Dinge, die einander stören, tot zu schweigen.“
    Ich spürte seine Wärme und fühlte mich von ihm ummantelt.
    „Ja, so machen wir das. Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschnarrt habe. Und das mit den Löffelchen vergiss ganz schnell wieder.“
     
    Am nächsten Morgen fuhren wir zum Baumarkt. Flo wollte in meinem Schlafzimmer so eine Art begehbaren Kleiderschrank bauen. Das tat auch Not. Er hatte um die
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