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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern
Autoren: Piers Anthony
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unbewegt. »Und jetzt hol den Keil heraus«, forderte er sie auf.
    »Klar doch.« Sie spielte das Spiel mit, stützte ihre Hände an der Stelle gegen den Stamm, wo sich der imaginäre Keil befand, zerrte mit vermehrter Kraft - und kippte hintenüber, als der Keil sich löste.
    Ihr Bruder-Ich kicherte. »Jetzt heb dein fettes Hinterteil aus dem Gras und zieh deinen Rock runter. Ich bin nicht dein geschwollener Gemeinen-Freund. Ich werde den Baum dorthin fallen lassen.«
    Sie sah auf den Keil in ihren Händen, dann zum Einschnitt im Baumstamm. Die Schnittkante war leicht gekrümmt, weil er die Säge unruhig geführt hatte, und an einer Stelle war die Schnittfläche stark aufgerauht, dort nämlich, wo er zu schnell gesägt hatte. Deshalb war der Keil auch nicht von selbst herausgefallen. Es gab keinen Zweifel, daß der Laser dieses Werk vollbracht hatte. Sie stemmte ihr schlankes Gesäß hoch. »Das ist aber eine tolle Maschine!« äußerte sie ihren unfreiwilligen Respekt.
    »Das ist es, was diese Mission für uns bedeutet«, sagte er selbstgefällig. »Ich habe drei Tage frei, ehe ich mich zur Stelle melden muß; ich will mit dem Sommerhaus fertig werden.«
    »In drei Tagen?« fragte sie ungläubig. »In dieser kurzen Zeit schaffen wir noch nicht mal das Fundament!«
    »Stimmt schon, die Säge kann nicht für alles herhalten«, meinte er und überlegte, als er dem Baum mit der Säge von der anderen Seite zu Leibe rückte. »Du wirst wohl die letzten Feinarbeiten durchführen müssen, während ich weg bin. Dann bist du wenigstens beschäftigt, wenn du nicht gerade deine Klauen polierst. Die Mission dauert nur zehn Tage oder so. Für diese Zeitspanne ist die Bezahlung doch recht gut.«
    »Das schon«, pflichtete sie ihm bei und betrachtete unwillkürlich ihre sauberen, kurzen, unpolierten Fingernägel. Ihr Verdacht meldete sich wieder. »An der ganzen Sache muß ein Haken sein.«
    »Na schön, vielleicht ist die Mission wirklich unangenehm«, gab er zu, dabei seine Fortschritte beim Sägen aufmerksam beobachtend. »Ein widerlicher Transfer-Wirt. Ein riesiger Klumpen aus Erbrochenem oder anderem Mist. Das kann ich für zehn Tage schon aushalten. Und wenn die Mission erfolgreich verläuft und ich dann das Resthonorar bekomme...« Er warf ihr einen Seitenblick zu, und der Laserstrahl rutschte aus und verdarb den glatten Schnitt. »Wir könnten uns dann eine Heirat und die Reproduktionsgenehmigung für einen von uns leisten, und zwar klonfrei. Wir brauchen nicht mehr mit sterilen Partnern herumzumachen.«
    »Ja...«, hauchte sie. »Endlich von dieser Einschränkung befreit zu sein. Ernsten, sinnvollen Sex zu erleben, eine Familie haben, Sicherheit...«
    »Persönlichkeit, einen Status«, fügte er hinzu. »Holz!«
    »Holz?«
    »Das ruft man, wenn ein Baum gefällt wird.«
    »Oh!« Sie sprang beiseite, als die Kiefer sich zu gravitätisch zur Seite zu neigen begann.
    Der Aufprall war furchtbar. Purpurne Nadeln regneten herab, und ein kräftiger Ast wurde losgerissen und prallte ganz in der Nähe auf den Boden. Laut hallte das Krachen und wurde von den Bergen als Echo zurückgeworfen. Das untere Ende des Stammes rutschte vom Stumpf und schlug nach hinten aus, als wolle der Baumriese einen von ihnen in sein Verderben mitnehmen.
    Bruder- und Schwester-Ich blieben für einen Moment stocksteif stehen, nahezu von dem überwältigt, was sie bewirkt hatten. Selbst ein vergleichsweise kleiner Baum wie dieser besaß eine enorme Masse! Ein größerer Baum hätte wahrscheinlich den ganzen Berg erzittern lassen.
    Jesse hob erneut den Laser. »Und jetzt zu den Balken«, sagte er, wobei seine Stimme völlig ruhig klang, seine Aura jedoch aufzuflackern schien.
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Ganz einfach, Dummchen. Miß mal ein Stück von zehn Metern Länge ab, und ich werde sofort mit dem Schneiden beginnen.«
    »Muß das Holz nicht lagern?« fragte sie. »Angenommen, es verzieht sich?«
    »Weißt du denn überhaupt nichts, Zelle von meiner Zelle? Das Holz der Purpurkiefer verzieht sich nie. Es schrumpft noch nicht einmal wesentlich. Oder biegt sich. Es wird dort hart, wo man es verbaut. Deshalb ist dieses Holz auch so wertvoll und muß geschützt werden, in dem man es auf Gütern wie dem unseren stehen läßt. So daß nur eine Art hegender Holzschlag betrieben wird, um die Wälder sinnvoll zu lichten. Es wird nicht forstweise gefällt. Wir sollten es gleich zurechtschneiden, solange es noch weich ist.«
    »Oh.« Sie verfügte über die
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