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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern
Autoren: Piers Anthony
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prüfen. Sie war natürlich im Geist männlicher Traditionen erzogen worden, und es gab verschiedene typische Aspekte, die ihr gefielen, wie zum Beispiel das Zuschneiden von Holzbalken.
    »Wenn ich mit jemandem zusammen bin, der mich interessiert, dann baumelt an mir nichts.« Er griff nach der Meßscheibe und markierte ein weiteres Zehn-Meter-Stück. »Schneid ihn an dieser Stelle durch.«
    Sie näherte sich ihm. »Den Baumstamm, nicht mich!« protestierte er und wich zurück, wobei er die Hände schützend vor sich hielt.
    Sie zuckte die Achseln, als wäre sie enttäuscht, und setzte den Sägestrahl am Markierungspunkt an. Der Laser drang ins Holz ein. »Ich spüre noch nicht einmal einen Widerstand!«
    »Stimmt. Es gibt beim Laser keinen Druck, kein Verkanten. Achte nur darauf, daß der Strahl immer weiß bleibt. Mit diesem Werkzeug können wir Bretter zurechtsägen, Rundbalken formen, Paneele polieren, Löcher bohren - alles mögliche! Ich will damit Holzdübel anfertigen, die die ganze Konstruktion zusammenhalten. Diese Säge hat spezielle Einstellungen, um Schrauben zu drehen, Nuten zu fräsen, für Gehrungen und Schnörkel. Man muß sie nur entsprechend programmieren. Mit dieser Säge können wir unser ganzes Haus bauen!«
    »Du hast recht«, sagte sie und versuchte nicht länger, die Gekränkte zu spielen. »Wir brauchen die Maschine. Sie ist ihren Preis wert. Sieh du nur zu, daß du dich rechtzeitig zu deiner Mission meldest.«
    »Es gibt so gut wie nichts, außer dem Tod, das mich davon abhalten könnte«, versicherte er ihr. »Und die Versicherung der Gemeinschaft der Wirte würde für die Vorauszahlung geradestehen, falls ich stürbe, ehe ich mich zur Stelle melde, so daß du sogar in diesem Fall das Geld behalten dürftest. Doch ich mache das alles nicht nur wegen des Geldes. Ich habe dieses Aristokratenleben endgültig satt. Ich möchte zur Abwechslung endlich mal ein richtiges Abenteuer erleben! Ich möchte hinaus zu den Sternen, möchte zu den fernsten Orten reisen, fremde Intelligenzen kennenlernen, das Universum sehen!«
    »Ja...«, seufzte sie und beneidete ihn um sein zukünftiges Abenteurerleben.
    »Sorge du nur dafür, daß ich rechtzeitig aufwache, um mich zum Transfer zu melden...«
    Der Stamm war durchgetrennt, ehe sie sich versah. Er kippte weg und rollte auf sie zu. Er war schwer, an der Schnittstelle einen halben Meter dick: mächtig genug, um ein Bein zu zerquetschen. Jessica schrie in pa-
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    nischem Schrecken auf und riß die wertvolle Säge aus dem Weg, den Finger immer noch um den Auslöser gekrampft. Jesse griff nach ihr und wollte sie aus der Rollbahn des Stammes zerren.
    Der wild herumschwingende Laserstrahl strich über seine Wirbelsäule. Sein Hemd klaffte auf, sauber durchschnitten, doch im ersten Moment war kein Blut zu sehen. Er stürzte, seine Arme um ihre Schenkel geschlungen.
    Der rollende Stamm kam wenige Zentimeter vor seinem Körper zur Ruhe, aufgehalten von einer Bodenwelle. Jessica, die wie in Trance reagierte, löste ihren Finger von der Auslösertaste, schaltete die Säge ab, legte sie vorsichtig nieder und fing ihren Bruder unter den Armen auf, als er mit dem Gesicht zuerst dem Erdboden entgegenkippte. »O Jesse, bist du verletzt?«
    Doch noch während sie fragte, wußte sie, daß es stimmte. Seine Aura, die mit der ihren wirklich verschmolz, pulsierte hektisch. Der Laserstrahl, der auf Holzschnitt eingestellt war, hatte ihn nur kurz berührt - nicht lange genug, um seinen Körper zu zerschneiden oder auch nur das Rückgrat zu durchtrennen, doch es hatte gereicht, daß er rund einen Zentimeter tief eingedrungen war. An anderer Stelle hätte er eine schreckliche Fleischwunde davongetragen. An der Wirbelsäule war die Verletzung jedoch lebensgefährlich.
    Sein Körper war paralysiert, doch er war bei Bewußtsein und konnte reden. »Jess...«, keuchte er, als sie ihn herumdrehte und mit zarten Händen den Schmutz aus seinem Gesicht wischte. »Meine Aura - ist sie...?«
    »Jess, der Strahl hat deine Wirbelsäule getroffen«, sagte sie voller Entsetzen. »Deine Aura schwankt.« Sie kannte den Umfang, wenn nicht sogar die genaue Art der Verletzung, denn die sympathische Reaktion in ihrer eigenen Aura zielte auf die Wirbelsäule und ließ in ihren Beinen ein oberflächliches Taubheitsgefühl entstehen. Seine Aura schwankte? Das war eine Untertreibung. »Ich benachrichtige eine Ambulanz.« Sie suchte nach ihrem Kommunikator. Die Unfallrettung würde schon in wenigen
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