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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern
Autoren: Piers Anthony
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wo der grüne Mann der Überlieferung nach so hervorragend gewirkt hatte. Unglücklicherweise hatte sich jene phänomenale Aura der Intensität zweihundert niemals in Flints Nachkommen manifestiert, und mit dem Niedergang der formellen Monarchie verkamen die Eigentümer des Gutes zu dessen Verwaltern.
    Als der Zweite Energiekrieg im Cluster tobte, eintausend Jahre nach dem ersten, war aus dieser capellanischen Gegend kein Held mit hochintensiver Aura erstanden, der die Milchstraßengalaxis hätte retten können. Statt dessen war Melodie von Mintaka gekommen, eine fremdartige, nichtmenschliche Kreatur in einem solarischen Wirt. Sie hatte das Werk vollbracht, und sie war tatsächlich eine entfernte Nachkommin Flints von Außenwelt, allerdings aus dem nichtmenschlichen Familienzweig, aber der Glanz der Sphäre Sol war verblaßt, und das System Capella wurde zu einer Hinterwäldlerregion.
    Das war zum Teil das, was den einzigartigen männlichweiblichen Klons Jess durch den Kopf ging, während sie sich der Gruppe Purpurkiefern näherten. Ein anonymes Überbleibsel eines ehemals so stolzen Systems einer früher großartigen Sphäre zu sein - es gab eine gewisse Unzufriedenheit, die die Generationen quälte. Die männlichen Angehörigen wollten wieder zum Status der Prominenz, wenn nicht sogar der Erhabenheit, zurückkehren, und die weiblichen Mitglieder, die in der Wahl der Mittel etwas vorsichtiger waren, strebten nach einem ähnlichen Ziel.
    Jess aktivierte die Säge. Die Laserklinge sprang heraus, eine grellweiße Lanze, die in einer vorher eingestellten Entfernung endete. »Tritt zurück«, sagte er, aber sein Schwester-Ich brauchte keine ausdrückliche Warnung. Sie hatte Angst vor dem kurzen, tödlichen Strahl.
    Er näherte sich einem Baum. Nicht einem der äonenalten Stämme, denn diese waren geradezu Denkmäler, sondern einem sehr schönen Jahrhundertexemplar. Dessen Borke war so blau wie seine Haut, die Nadeln schimmerten purpurn. »In welche Richtung neigt er sich?« erkundigte er sich.
    Sie betrachtete den Baum, ging um den Stamm herum, wobei ihre Brüste sich vorwölbten, als sie den Kopf in den Nacken legte. Sie war sich ihrer weiblichen Attribute überaus bewußt, denn nur hier in der Abgeschiedenheit des Besitztums konnte sie zulassen, daß sie sich deutlich zeigten. Niemand draußen kannte sie so, wie sie wirklich war. »Keine Neigung«, entschied sie. »Ein perfekt ausbalancierter Baum.«
    »Ich will keinen ausbalancierten Baum! Ich möchte einen, von dem ich vorher weiß, wo er hinfällt!«
    »Dann nimm einen anderen Baum. Einer, der deinem Ungestüm eher zusagt.«
    »Unausgewogen... Ungestüm«, murmelte er. Dann hob er die Säge. »Ich denke, ich sollte ein oder zwei Wucherungen entfernen«, sagte er und schwenkte den Laser neckend gegen ihren Busen.
    Sie sprang zurück. »Wag das, und ich werde dort eine Schwellung entfernen«, entgegnete sie und wies auf seinen Schoß. »Deine rindsköpfige Freundin sähe das sicherlich gar nicht gern.«
    Er reckte den Kopf vor. »Welche Rindsköpfige?«
    »Diese Kuh Bessy natürlich.«
    »Ach so, die Rindsköpfige meinst du.« Er zuckte die Achseln. »Wie geht es denn deinem geilen, gemeinen Bock, der glaubt, du seist eine Kammerzofe? Dort befindet sich die Schwellung, die man einmal gründlich trimmen muß.«
    »Sei nicht eifersüchtig. Die Natur schenkt den Gemeinen Körper...« »Während ihnen der Intellekt versagt bleibt«, beendete er den Satz für sie.
    »Du mußt jetzt einen Baum fällen.«
    »Hhmm.« Er setzte das Sägeblatt an der Stelle gegen den Baum, wo der Stamm sich zur Wurzel verbreiterte, und führte die Klinge langsam durch das Holz.
    »Sie funktioniert nicht«, stellte das Mädchen ganz besorgt fest.
    »Das glaubst auch nur du, du dämliches Weib«, sagte er mit Genugtuung in der Stimme. Er führte den Schnitt zurück, ohne den Strahl vom Baum zu lösen. Der schmale Streifen grellweißen Leuchtens zwischen Säge und Baum färbte sich rot. »Autsch! Ich arbeite zu hastig; die Klinge wird stumpf. Lieber langsam. Das Blatt ist moleküldünn. Der sichtbare Streifen dient nur dazu, die Stelle zu markieren. Dennoch steckt im Schneiden von Holz eine Menge Arbeit. Man muß langsam schneiden, sich Zeit lassen. Siehst du?« Der Strahl hatte wieder seine ursprüngliche weiße Farbe angenommen.
    »Aber ich sehe keinen Schnitt«, sagte sie.
    Er ignorierte ihren Einwand und führte die Säge nach oben. Kurz darauf erschien der Strahl wieder. Der Baum stand
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