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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern
Autoren: Piers Anthony
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Minuten auftauchen.
    »Nein, Jess!« krächzte er. »Möglich, daß ich am Leben bleibe - wochenlang in einem Krankenhaus eingesperrt! Ich hab' nur noch zwei Tage Zeit!«
    »Zur Hölle mit deinen zwei Tagen!« rief sie, und die Tränen stürzten ihr aus den Augen. »Du kannst deine Mission jetzt nicht antreten! Selbst wenn du nicht schwer verletzt wärest, würde deine Aura den Test nicht bestehen. Schließlich gibt sie auch deine seelische Verfassung wieder. Sie muß völlig gesund sein, wenn man bei der Prüfung durchkommen will! Ich passe gut auf dich auf. Das verspreche ich!«
    »Töte mich«, bat er sie. »Sag, ich hätte einen Unfall gehabt. Streich mit dem Laser über meine Brust, langsam, und zerschneide mein Herz...«
    »Nein!« schrie sie auf. »Jess, was redest du da?«
    »Die Versicherung - Todesfall - nur wenn ich sterbe, reicht sie aus, um...«
    »Jess!«
    »Jess, ich darf mich nicht vor dieser Mission drücken. Der Vorschuß wäre verloren, die Versicherung würde nicht zahlen, und wir würden den gesamten Besitz verlieren, und das Ansehen der Familie wäre zerstört. Laß Flowers die Leiche abtransportieren. Er wird für dich aussagen. Er ist schon lange Zeit in diesem Geschäft tätig. Er hat schon früher Familienskelette präpariert, wette ich. Und er steht vollkommen loyal zu uns. Er wird es machen. Ich würde lieber sterben, als...«
    »Jess, ich werde das niemals tun!« schrie sie. »Ich weiß, daß Flowers für uns aussagen würde. Das ist mir im Grunde auch gleichgültig. Ich liebe dich, Klon-Bruder! Es ist mir auch gleichgültig, was...«
    Doch er war bewußtlos. Sie wußte es, weil seine Aura sich veränderte. Er hatte sich gegen die Bewußtlosigkeit gewehrt, bis er seine Botschaft herausgebracht hatte, und dann nachgegeben.
    Sie führte den Kommunikator an ihren Mund - und hielt inne und überdachte die Situation, in der sie sich befanden. Der erste Gefühlssturm legte sich und ließ sie ihre augenblickliche Situation realistisch überdenken. Sie könnte das Leben ihres Bruders retten - für was? Für ein weiteres Leben in Armut und Schande? Er hatte genau den richtigen Vorschlag gemacht! Er war ein Spaßvogel, aber bestimmt kein Feigling. Er zog es vor zu sterben. Jetzt, sauber, schmerzlos, mit einer gewissen persönlichen Würde, sie verlassen und ihr die Sorge für das Ansehen der Familie und die Verwaltung des äonenalten Besitzes anvertrauen. Dies wußte sie - denn seine Aura war die ihre, sein Geist steckte in ihr, und sie teilte seine Ansichten. Sie waren von Adel! Wenn sie in ähnlicher Weise verwundet worden wäre und sowohl Ehre wie auch das Vermögen verspielt hätte, würde auch ihr der Tod als willkommene Lösung erscheinen.
    Sie könnte es tun. Sie hatte die innere Kraft. Sie war in die königliche Familie hereingezüchtet - und weil sie von königlichem Geblüt war, würde man sie nicht befragen. Ihr Wort und der sichtbare Beweis würden ausreichen. Flowers würde sein professionelles Können einsetzen, um die Sache hieb- und stichfest zu machen. Sie könnte ihr Bruder-Ich töten und damit die Ehre und das Vermögen der Familie retten. Es war angeraten.
    Dabei liebte sie ihn wie sich selbst. Wie sollte sie der Welt ohne ihn an ihrer Seite die Stirn bieten? Auch wenn er später geheiratet hätte und sie auch, wobei einer in den Rang der Königswürde erhoben würde und der andere fortan zu den Gemeinen zählte, stünden sie sich jedoch immer noch nahe, schließlich gehörten sie zum selben Klon.
    Ihr Entschluß mußte in diesem Moment fallen. Ehe sein Metabolismus sich auf die Verletzung eingestellt hatte und eine biochemische AuraAnalyse ermöglichte, die ihre Verkleidung entlarvte. Jetzt, in dieser Minute - oder niemals!!!
    Jessica hob die Säge auf und hielt sie über Jesses Körper. Sie wußte, was sie tun mußte, doch ihre Liebe wehrte sich mit gleicher Energie. Gab es denn keinen Ausweg?

1. Begegnung mit der fremden Art
    Heem von Steilfall tauchte aus der Transferkammer auf und folgte dem vorauseilenden HydrO zum Akklimatisationsflügel. Ein anderer HydrO- Wirt rollte in die hinter ihm liegende Transferkammer. Die Operation mußte generalstabsmäßig ablaufen. Mehr als dreihundert HydrOs mußten so schnell und gleichzeitig wie möglich behandelt werden.
    Dennoch bewegte Heem sich ohne Vitalität und achtete kaum auf seine Umgebung. Ein Strahl aromatisierten Wassers traf ihn. »Neununddreißig! Sind Sie bei Sinnen?«
    Heem zwang sich zu einer überzeugenderen Darstellung
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